Dynamik bei den Dividendenausschüttungen lässt nach
Im vergangenen Jahr ist das weltweite Ausschüttungsvolumen kräftig gestiegen. Laut einer Erhebung von Vanguard war der Start ins Jahr 2025 ebenfalls positiv, jedoch klar weniger dynamisch. Die zunehmende globale Unsicherheit belaste das Vertrauen der Unternehmen zunehmend.
Im ersten Quartal 2025 belief sich das weltweite Dividenden-Ausschüttungsvolumen der Unternehmen auf 398 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Anstieg von 9,4 Prozent, wie der Vermögensverwalter Vanguard in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt.
Im vierten Quartal 2024 habe das Wachstum noch 15,3 Prozent betragen, schreiben die Experten. Das werten sie als Zeichen einer stockenden Wachstumsdynamik der globalen Dividendenausschüttungen. «Dies ist ein erstes Anzeichen dafür, dass die zunehmende globale Unsicherheit das Vertrauen der Unternehmen zunehmend belastet», schreiben die Experten. Dabei würden sich bereits die ersten Folgen potenzieller Zölle zeigen.
Die globalen 12-Monats-Ausschüttungen verharren demnach auf Jahressicht bei 2,2 Billionen Dollar.
Asien und Schwellenländer schwächer
Nach Regionen und Branchen betrachtet habe es deutliche Unterschiede gegeben. Rückgänge hätten sich vor allem im asiatisch-pazifischen Raum und in den Schwellenländern (ohne China) gezeigt. Auch die Ausschüttungen durch Konsumgüterunternehmen in den USA (–5,8 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum) und in China (–2,3 Milliarden Dollar) seien gesunken.
Dem hätten höhere Ausschüttungen bei den nordamerikanischen Finanzwerten und der Unternehmen aus dem IT-Sektor entgegengestanden. Auch China insgesamt habe das Ausschüttungswachstum im ersten Quartal noch angetrieben. Vanguard verweist auf Rekord-Zwischendividenden in der Volksrepublik.
Hier haben die vier grössten Staatsbanken (ICBC, Bank of China, Agricultural Bank of China, Bank of Communications) allein im ersten Quartal 24,3 Milliarden Dollar ausgeschüttet. Das entspricht fast der Hälfte ihrer gesamten Ausschüttungen des Jahres 2024.
Die chinesischen «Big 4» hätten damit einen Präzedenzfall für chinesische Unternehmen geschaffen. Die Verteilung der Ausschüttung auf eine Zwischendividende erfolge aus regulatorischen Gründen. Dem Beispiel könnten andere chinesische Unternehmen folgen.
Grösster Dividendenzahler ist weiter Nordamerika
In Japan betrug der Zuwachs 18 Prozent, in Nordamerika 4 Prozent, in Grossbritannien 1 Prozent und in Europa 0 Prozent. Schwellenländer (ohne China) verzeichneten ein knapp 7 Prozent geringeres Wachstum als im Vorjahr, während Unternehmen aus dem Pazifikraum (ohne Japan) ihre Ausschüttungen um 14 Prozent reduzierten.
Mit rund 191 Milliarden Dollar bleibt Nordamerika im ersten Quartal der grösste Dividendenzahler, gefolgt von den Schwellenländern (74 Milliarden Dollar), Europa (51 Milliarden Dollar) und China (38 Milliarden Dollar).
Der Finanzsektor bleibt mit 101 Milliarden Dollar klarer Spitzenreiter bei den Ausschüttungen, gefolgt vom Energiesektor (56 Milliarden), Gesundheitswesen (46 Milliarden), Technologie (39 Milliarden) und Basiskonsumgütern (32 Milliarden).
Spannungen belasten
Die Erwartungen von Vanguard für das zweite Quartal sind verhalten. Hier richte sich der Blick vor allem nach Europa, wo dieser Zeitraum traditionell die wichtigste Dividendenphase ist. Rekordausschüttungen könnten schwerer zu erreichen sein – insbesondere aufgrund wachsender handelspolitischer Spannungen, die Europas exportorientierte Wirtschaft belasten dürften, heisst es weiter.
Performancetreiber
Vanguard verweist auf die Rolle der Dividenden als Performancetreiber bei der Aktienanlage. Bezogen auf den FTSE All World-Index seit 1993 hätten reinvestierte Dividenden rund die Hälfte der langfristigen Aktienrenditen ausgemacht.
(Grafik: Vanguard)