Teils wohl nicht ganz freiwillig. Wie finews.ch vergangenen Juli recherchierte, sperren sich zahlreiche Finanzprofis gegen die Rückkehr ins Büro. Von den 3'000 Swiss-Re-Mitarbeitenden, die sich damals im frisch umgebauten Hauptsitz des Rückversicherers am Zürcher Mythenquai einfinden sollten, tauchten anfänglich nur 6 Prozent auf.

Personal am längeren Hebel

Druck aufzusetzen, kann sich für Chefs als heikel erweisen. Denn zum einen sind die gesundheitlichen Bedenken der Angestellten zu respektieren. Finden mehr Menschen zurück ins Büro, steigt auch die Ansteckungsgefahr – ein Risiko, das Finanzkonzerne nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mittelfristig könnten Pressionen auch dazu führen, dass sich talentierte Mitarbeitende anderweitig umsehen. Derzeit scheint das Personal am längeren Hebel zu sein.

Atwork-Chef Meister hält ebenfalls nicht viel von einer forcierten Rückkehr. Eher empfiehlt er den Chefs, den Führungsstil zu ändern. Reine Präsenz zähle weniger. «Management by Objective, das im Shutdown notgedrungen zu Anwendung kam, könnte sich als der richtige Weg erweisen.» Auf der anderen Seite erwartet Meister, dass im Anstellungsprozess künftig Mitarbeitende gesucht sind, die bereit sind, an einem veränderten Arbeitsumfeld zu wachsen.

Eine Frage der Mentalität

Forscher der Universität Zürich bezeichneten diese Mentalität in einer weiteren Corona-Studie in Zusammenarbeit mit atwork und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)  als «Growth Mindset». Wer überzeugt war, dass neue Fähigkeiten erlernbar und eine neue Situation bewältigbar seien, erwies sich im Shutdown als deutlich produktiver als Angestellte, die an Frust und Beklemmung litten.

Mitarbeiter mit den stärksten positiven Gefühlen hatten in derselben Woche durchschnittlich 43 Prozent mehr Ziele erreicht als jene, die keine positiven Gefühle verspürten, stellte die Studie fest.

Positiv ist derzeit auch die Stimmung bei Atwork. Das HR-Startup, das mit 20 Angestellten rund 50 Unternehmen beliefert und neben Zürich auch im deutschen Stuttgart sowie mit einem Entwicklerteam in den USA präsent ist, baut an Partnerschaften und will zusätzliches Personal einstellen. «Wir zählen zu jenen Akteuren, die von Digitalisierungsschub in der Coronakrise profitiert haben», sagt Meister.

Mit «Bären» ins Tierheim

Er und Mitgründer Blumer haben als Studenten der Universität St. Gallen (HSG) das Unternehmen 2014 noch als Nonprofit-Projekt gestartet. Bei Volunty, wie das Startup damals hiess, ging es darum, an Freiwilligenarbeit interessierte Studenten und Schüler mit gemeinnützigen Werken zusammenzubringen.

2018 gab dann die Kundin Julius Bär die Initialzündung für den Ausbau des Geschäftsmodells und die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft: Meister und Blumer führten die Private Banker etwa zur Freiwilligenarbeit ins Tierheim Beider Basel, und vermochten mit diesen Aktivitäten offenbar so zu begeistern, dass die Privatbank rasch mehr Dienste nachfragte.