Mehr Frauen im Unternehmen, das möchten heute alle Banken. Eine Umfrage bei Schweizer Studentinnen legt nun nahe: Das ist schier unmöglich. Die Gründe.

An den Lippenbekenntnissen fehlt es nicht. Anfang letzten Jahres kündigte UBS-Präsident Axel Weber an, die oberen Führungsetagen der grössten Schweizer Banken zu einem Drittel mit Frauen zu besetzen. Einzelne leuchtende Beispiele kann auch das Swiss Banking genrell vorweisen.

Dieselbe UBS hat kürzlich mehrere Frauen auf wichtige Positionen befördert, zuletzt die Investmentbankerin Christine Novakovic, wie finews.ch am (heutigen) Dienstag exklusiv berichtete. Derweil sitzen im Verwaltungsrat der Regionalbank Valiant vier Frauen und vier Männer, während die Genfer Privatbank Edmond de Rothschild über besonders viele Frauen in der operativen Führung verfügt.

Rare Chefinnen

Doch es bleiben Lippenbekenntnisse und Einzelbeispiele. Laut der aktuellen Retail Banking Studie des Instituts für Finanzdienstleistung Zug (IFZ) beträgt der Frauenanteil in den Bank-Geschäftsleitungen gerade mal 7 Prozent. Und die Credit Suisse kam bereits 2016 in einer Studie zum Schluss, dass die Luft für weibliche Spitzenkräfte im Land nirgends so dünn sei wie im Finanzsektor.

Das passt wiederum ins internationale Bild: In den Finanzfirmen des US-Aktienindexes S&P 500 sind nur 6,3 Prozent Frauen Chef.

Doch das ist nur die eine Seite der Rechung. Um die andere Seite hat sich das Institut für Betriebswirtschaft in einer Studie gekümmert, wie das deutsche «Handelsblatt» berichtet. Dazu befragten die Mannheimer Wissenschafter rund 1'200 Wirtschafts-Studentinnen und -Studenten, unter anderem an der Universität St.Gallen (HSG).

Banken nur wenig besser als AKWs

In der Umfrage ging es um die berufliche Attraktivität von 13 verschiedenen Branchen. Das Urteil zur Finanzbranche erwies sich als niederschmetternd. Die Befragten bewerteten den Ruf der Finanzsparte auf dem zweitletzten Platz, vor der Energiebranche.

Die Studentinnen erwiesen sich dabei als besonders skeptisch. Laut der Studie gehen Frauen häufig davon aus, dass ein Job in der Finanzbranche nicht vereinbar ist mit ihren persönlichen Moralvorstellungen und ihrer Integrität. Solche Anforderungen sind für sie deutlich wichtiger als für ihre männlichen Kollegen.

Ebenfalls beklagen fast alle Studentinnen, dass Jobs in der Finanzindustrie von Wettbewerb und weniger von Mannschaftsgeist geprägt würden. Daran habe jede Zweite keinen Spass. Noch mehr: Die Häfte der Studentinnen halten die Branche für nicht familienfreundlich und männerdominiert – womit sich der Kreis mit dem Ist-Zustand schliesst.

Ein rechter Teufelskreis

Glaubt man der Befindlichkeit der HSG-Studentinnen, dann werden sich die Personaler der Banken an ihnen die Zähne ausbeissen – den schönen Worten von Bankpräsidenten zum Trotz. Ein Ausweg aus dem Teufelskreis ist nur schwer ersichtlich. Junge Frauen meiden die Banken, weil diese männerdominiert sind. Und so bleiben denn die Institute weiter von Männern dominiert.

Eine Lösung sehen die Mannheimer Wissenschafter höchstens in einer grundlegenden Wertediskussion, frei nach dem Wirtschaftsnobelpreisträgers Robert Shiller:«Finanzen sollten nicht nur definiert werden als die Manipulation von Geld oder Risikomanagement, sondern als die treuhänderische Verwaltung von Gesellschaftsvermögen.»