Prominente Akteure und Institutionen auf dem Schweizer Finanzplatz wollen eine Fintech-Plattform lancieren, die sie als «iTunes für die Vermögensverwaltung» bezeichnen, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Das Projekt heisst «Descartes», Initiant ist der frühere UBS- und Credit-Suisse-Banker Adriano B. Lucatelli (Bild unten), der seit einigen Jahren als Unternehmer und Dozent an der Universität Zürich unterwegs ist. Er präsentierte sein Vorhaben vor wenigen Tagen an der internationalen Finanzmesse Finovate in London.

Adriano Lucatelli 501 kopie

Die in Zug ansässige Firma Descartes Finance bietet die gleichnamige Vermögensverwaltungs-Plattform an, die weit über die bisherigen RoboAdvisor-Angebote, wie jene von der Glarner Kantonalbank oder von TrueWealth, hinausgeht.

Offene Architektur

Wie sich finews.ch in London überzeugen konnte, offeriert Descartes verschiedene Investment-Konzepte, die auf so genannten «intelligenten» Strategien beruhen, im Jargon Smart Beta genannt. Smart-Beta-Konzepte orientieren sich an verschiedenen Indizes, die beispielsweise bei Aktien nach der Marktkapitalisierung oder bei Obligationen nach dem Bruttoinlandprodukt gewichtet sind.

Finovate 502

Descartes geht noch einen Schritt weiter und will künftig alle möglichen Smart-Beta-Strategien anbieten, die sich algorithmisch nachbilden lassen. Dabei sollen im Sinne einer offenen Architektur nur «Best-in-Class-Produkte» zur Auswahl stehen. Bei Bedarf sollen Anleger auch individuelle Strategien zusammenstellen und selber optimieren können – daher der Vergleich mit iTunes, wo der Kunde seine medialen Präferenzen ebenfalls nach seinem Geschmack zusammenstellen kann und neue Empfehlungen erhält.

Effiziente Strategien

Pius Zgraggen 500

Das dafür erforderliche Know-how liefert unter anderem die auf effiziente Anlage-Strategien spezialisierte Firma OLZ & Partners Asset and Liability Management, die 2001 von Claudio Loderer, Professor an der Universität Bern, sowie von den Finanzexperten Carmine Orlacchio und Pius Zgraggen (Bild oben) gegründet wurde. Darüber hinaus steht Descartes unmittelbar vor dem Abschluss eines Kooperationsvertrags mit einem grossen angelsächsischen Asset Manager, wie Lucatelli gegenüber finews.ch bestätigte. Mit weiteren Anbietern führt er Gespräche.

Ebenfalls mit von der Partie sind die Schweizer Grossbank UBS sowie die Bank Vontobel, die als Depotbanken dienen, sowohl für Privatanleger wie auch für institutionelle Kunden und als White-Label-Lösung auch für unabhängige Vermögensverwalter. Vor diesem Hintergrund entpuppt sich die Descartes-Plattform tatsächlich als ein breit abgestütztes Projekt, das die bisherigen Schweizer Angebote im RoboAdvisor-Bereich klar übertrifft.

Bekannte Leute

Michael stemmle 500

Hinter dem ambitiösen Projekt stehen mehrere bekannte Personen aus der Schweiz Banken- und Fintech-Szene. Neben Initiant Lucatelli ist es Michael Stemmle (Bild oben) vom Fintech-Unternehmen Additiv, das die Applikation von Descartes programmiert und aufbereitet hat. Im Verwaltungsrat von Descartes Finance sitzt neben Lucatelli auch Rino Borini, Multimedia-Entrepreneur, der auch als Organisator der Finance 2.0 von sich reden macht.

Der offizielle Start von Descartes soll im nächsten Monat erfolgen. Das Mindest-Depot beträgt 50'000 Franken, ab 500'000 Franken können die Kunden individuelle Smart-Beta-Strategien bauen und kombinieren.

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