Internet-Riesen wie Facebook und Google sind die Angstgegner der Finanzbranche. Dieser weht inzwischen aus einer anderen Ecke ein rauher Wind entgegen, wie eine neue Studie zeigt.

Kein Schweizer Banker würde sich wohl so weit aus dem Fenster lehnen wie einst der damalige Goldman-Sachs-CEO Lloyd Blankfein, der 2017 von der renommierten US-Investmentbank behauptete: Wir sind eine Technologiefirma.

Aber auch aus dem hiesigen Bankfach ist der Fokus auf die Finanztechnologie nicht mehr wegzudenken, was dem weltweiten Trend entspricht. In einer von der Beratungsfirma PwC bei 248 Finanzkonzernen rund um den Globus durchgeführten Befragung kamen 48 Prozent der Teilnehmer zum Schluss, Fintech in ihre Strategie integriert zu haben (siehe Grafik unten).

Telekom ist schneller

Interessanterweise stellten die Studienautoren noch einer anderen Branche genau dieselbe Frage: nämlich den Unternehmen aus der Medien- und Telekommunikations-Branche. Die Antwort hat es in sich – nicht weniger als 47 Prozent von insgesamt 260 befragten Firmen haben Fintech ebenfalls zum festen Teil ihres Geschäfts gemacht.

Der Umfrage zufolge sind die Telekom-Firmen erst noch schneller in der Adaption. 44 Prozent verkaufen bereits Produkte, die sich auf neue Technologien stützen; dies gegenüber 37 Prozent der Finanzunternehmen. Das zeigt: Zumindest kurzfristig ist die Telekomsparte als Gegenspieler aus Sicht von Banken und Versicherern ernster zu nehmen als Facebook, Apple & Co.

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Facebook ausgebremst

Das lässt auch ein Blick auf die aktuelle Lage in der Schweiz vermuten. Die Stiftung, welche von Genf aus die Facebook-Währung Libra lancieren soll, hat zwar jüngst ihre Arbeit aufgenommen. Doch das Vorhaben wurde zuletzt durch die Skepsis der Regulatoren und wegen Rückziehern nahmhafter Unterstützer gebremst.

Auch Apple, der Internet-Riese aus dem kalifornischen Cupertino, zerreist im Swiss Banking keine grossen Stricke. Zwar hat mit Viseca ein weiterer einheimischer Zahlungsspezialist das digitale Portefeuille Apple Pay integriert. Die Konsumenten sind in der Schweiz gegenüber solchen Diensten aber nach wie vor zurückhaltend.

Hand in Hand mit Finanzakteuren

Anders der einheimische Telekom-Riese Swisscom. Das Staatsunternehmen, das seit Jahren als Zulieferer der Banken ein grosses Rad dreht, lanciert mit schöner Regelmässigkeit Fintech-Initiativen – so im Regtech-Bereich, dem Open-Banking oder der Blockchain-Finanz.

Swisscom tut dabei bereits etwas, worin die PwC-Studienautoren die Zukunft des Finanzwesens sehen: Sie arbeitet eng mit Finanzakteuren zusammen. Beispiele sind etwa die Deutsche Börse und die Schweizer Kryptobank Sygnum, die zusammen mit dem Telekomkonzern die Blockchain-Akie Daura herausgeben.

China macht es vor

Laut der Studie sind Finanzakteure gut beraten, den Anschluss zu Swisscom & Co zu suchen. Vom Geschäftsmodell sei Fintech für Telekomfirmen «intuitiver» umsetzbar, und jene Branche setze voll auf die Personalisierung von Dienstleistungen. Das ist laut den Beratern der Trumpf im digitalen Massengeschäft der Zukunft. Hingegen haben die Banken die hohe Regulationsdichte verinnerlicht, die mit Finanz-Dienstleistungen einhergeht. Mit einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Finanz und Telekom wäre demnach viel zu gewinnen, glaubt PwC.

Sinnigerweise wird eine solche Zusammenarbeit beim Digitalisierungs-Vorreiter China forciert. Dort ist der Regierung daran gelegen, dass Finanzdienstleistungen auch den Bürgern von strukturschwachen Regionen zugänglich sind – und bringt dazu aktiv (staatliche) Banken und Telekomkonzerne zusammen. Der Aufstieg der Online-Plattformen Alibaba und Tencent ist auch vor diesem Hintergrund zu betrachten; mittlerweile bewerben sich in Hongkong chinesische Banken und Telekom-Firmen gemeinsam um die dort neu möglich gewordenen «virtuellen» Banklizenzen.

Mit vereinten Kräften

Darin spiegelt sich eine Weisheit, die auch in unseren Breitengraden bekannt ist: mit vereinten Kräften ist man stärker. Das ist von Vorteil, wenn der Vorstoss der Riesen aus dem Silicon Valley doch noch an Fahrt gewinnt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.37%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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