Der Lockdown hat Lücken in die Überwachung der Investmentbanker gerissen. Das führt prompt zu neuen Entgleisungen.

Sexistische und rassistische Sprüche feiern im Investmentbanking wieder Urstände. Im Homeoffice laufen die für ihren rauen Umgang berüchtigten Trader zur alter Form auf. Schuld daran sind laut dem britischen Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) Löcher in der ansonsten lückenlos gewordenen Überwachung der Trader.

Wenn Investmentbanker vom Wohnzimmer oder gar dem Schlafzimmer aus arbeiten, nutzen einzelne von ihnen das Fehlen von Kontrollen offenbar gnadenlos aus. Die wenigen Überwachungsinstrumente, die im Lockdown noch funktionieren, stellten einen Anstieg um einen Fünftel von Verhaltensweisen fest, die im Büro zu beanstanden wären.

Der Klub der Banditen

Erklärt wird dies einerseits mit dem erheblichen Stress, den die Coronakrise, die Arbeit im Homeoffice und die Zukunftsängste bei den Bankern auslösen. Anderseits bilden sich wieder Cliquen, in denen sich die Mitglieder in anstössigem Verhalten gegenseitig überbieten. Erinnerlich sind die diversen Mitschnitte aus Online-Diskussionsforen, die im Zuge von Finanzskandalen ans Licht kamen.

In Devisenmanipulation involvierte Banker bezeichneten ihre Zirkel etwa als «das Kartell» etwa oder «die Mafia» oder gar «der Klub der Banditen». Und ein Ex-UBS-Händler warnte in einem Chat (allerdings für ihn selber zu spät): «Das ding ist wir dürfen nicht mehr front runnen, compliance sitzt uns am arsch»

Klima des Misstrauens

Solche Übertretungen und noch mehr die Milliarden-Bussen wegen der Manipulations-Skandale hatten eine Kultur des Misstrauens in den Banken zur Folge und das Management mit dazu veranlasst, die Überwachung des Personals zu forcieren. Augenscheinlich wurde dies etwa bei der Grossbank Credit Suisse, welche Spionage-Software der amerikanischen Techfirma Palantir zum Einsatz brachte und wo Ex-CEO Tidjane Thiam nach einem Bespitzelungsskandal zurücktreten musste.

Auch dieses Mal schwingt das Pendel wieder mit Macht Richtung Überwachung. In Grossbritannien setzten Banken auf die Dienste von Firmen wie Steeleye oder Behavox, um das Verhalten der Angestellten zu Überwachen. Ebenfalls dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis eine ganze Reihe unheimlicher Technologien im Banking ankommt.

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