An der mit grösster Spannung erwarteten Generalversammlung der Credit Suisse hat der neu gewählte Präsident António Horta-Osório seine Strategie für die angeschlagene Bank dargelegt, während es vom abtretenden Urs Rohner ein Mea culpa gab.

Mehr als 96 Prozent der Aktionäre haben sich am Freitag für António Horta-Osório als neuen Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse in Zürich ausgesprochen. Der portugiesische Banker, der sich am Donnerstag mit einem Gewinnsprung vom Spitzenjob bei der britischen Lloyds verabschiedete, übernimmt mit sofortiger Wirkung von Urs Rohner.

Der 57-jährige Portugiese steigt bei einer krisengeschüttelten Bank ein, die nach den Skandalen um Greensill und Archegos radikal destabilisiert wurde. Er sagte bei seinem ersten offziellen Auftrag für die CS, er trete den Job «mit grosser Bescheidenheit» an.

Harte Zeiten

«Vor uns liegen schwierige Zeiten und harte Entscheidungen. Es gibt weder Wunderheilmittel noch so etwas wie Unfehlbarkeit. Sie haben mein Wort, dass ich mit dem Verwaltungsrat und dem Management Team unermüdlich daran arbeiten werde, die vor uns liegenden Herausforderungen zu meistern», sagte Horta-Osório weiter.

Weiter erklärte Horta-Osório, er werde sich auf das Risikomanagement, auf die Strategie und auf die Kultur bei der Credit Suisse konzentrieren. «Wir müssen eine Kultur fördern, die die Bedeutung des Risikomanagements unterstreicht und sicherstellt, dass wir die richtigen Anreize setzen, auch bei der Vergütung, und die sich auf persönliche Verantwortung und Rechenschaftspflicht konzentriert», betonte er.

Formidables Institut

Es wird sich nun weisen, ob er diesen Worten auch Taten folgen lässt. CEO Thomas Gottstein geniesse das Vertrauen des Verwaltungsrats, sagte Horta-Osório weiter. Er warnte davor, dass Investoren und Mitarbeitende schnellen Lösungen oder Wunder erwarten würden, da die Bank zunächst einmal eine weitreichende Überprüfung ihrer langfristigen Strategie in Angriff nehmen werde

Gottstein sagte in seiner Ansprache: Die Credit Suisse ist und bleibt ein formidables Institut. Trotz externer Krisen und eigener Herausforderungen sind wir seit 165 Jahren erfolgreich tätig. Ich bin seit 22 Jahren bei der Credit Suisse, habe viele Höhen und Tiefen erlebt, und ich bin selbstkritisch in Bezug auf die jüngsten Entwicklungen, welche nicht spurlos an mir vorbeigegangen sind.»

Entschuldigung Urs Rohners

Er sehe seine Rolle darin, die Credit Suisse – zusammen mit dem neuen Präsidenten, dem Rest des Verwaltungsrates sowie seinen Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsleitung – wieder in ruhigere Gewässer zu führen, sagte Gottstein weiter

Rohner, der in den vergangenen zehn Jahren den rasanten Kursverfall der Credit-Suisse-Aktie mitverantwortet, entschuldigte sich am Freitag in einer persönlichen Ansprache bei den Aktionären und Mitarbeitenden. «Wir haben Sie enttäuscht, und das nicht zum ersten Mal. Dafür möchte ich mich entschuldigen», sagte er. Die GV fand aufgrund der Corona-Pandemie bereits zum zweiten Mal virtuell statt.

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