Ein Schweizer Banker ist auf dem Flughafen von Mallorca verhaftet worden. US-Justizbehörden werfen ihm massive Steuervergehen vor. Seine langjährige Arbeitgeberin Ihag Privatbank will mit dem Fall nichts zu tun haben.

Die spanische Nationalpolizei hat auf dem Flughafen Mallorca einen Schweizer Banker verhaftet, der international zur Fahndung ausgeschrieben war. Nun sitzt der 60-Jährige in Spanien fest, ihm droht die Auslieferung in die USA. Dies berichtet die Nachrichtenseite «Mallorcazeitung». Die US-Justiz wirft dem Banker vor, über 65 Millionen Dollar von amerikanischen Kunden an den Steuerbehörden vorbei geschleust zu haben.

Beim Verhafteten handelt es sich gemäss Informationen von finews.ch um Peter Rüegg (Bild unten), der bei der Ihag Privatbank Mitglied der Geschäftsleitung ist. Das Zürcher Institut bestätigte auf Anfrage, dass Rüegg aufgrund des US-Rechtshilfe-Ersuchens derzeit Spanien nicht verlassen kann. Rüegg sei von seinen Funktionen und Aufgaben vorläufig entbunden worden.

Ihag Privatbank offenbar nicht betroffen

Ein Sprecher der Ihag führte weiter aus, das Verfahren betreffe Rüegg persönlich und beziehe sich nach dem jetzigen Kenntnisstand auf Sachverhalte von vor über zehn Jahren. Die Ihag Privatbank sei in diesem Zusammenhang von US-Behörden nicht kontaktiert worden, und es gebe derzeit keine pendente Verfahren.

Peter Ruegg

Rüegg soll zusammen mit weiteren Mitarbeitern der Bank drei US-Kunden ermöglicht haben, Vermögenswerte und Bankkonten vor der Steuerbehörde zu verbergen. Gegen hohe Kommissionen sollen die Beschuldigten das Geld zunächst auf eine Reihe von Scheinkonten in Hongkong überwiesen haben, bevor sie es den Klienten über ein von der Ihag in Singapur kontrolliertes Konto wieder zugänglich machten.

Festnahme bei der Passkontrolle

Dem Schweizer drohen bei Auslieferung in die USA und Verurteilung wegen Beihilfe zum Steuerbetrug bis zu fünf Jahren Haft. Gemäss dem Ihag-Sprecher sind die anderen betroffenen Mitarbeiter seit längerem nicht mehr für die Privatbank tätig.

Gemäss «Mallorcazeitung» waren Polizeibeamte am Montag am Flughafen in Palma de Mallorca auf den Schweizer aufmerksam geworden, als er bei einer routinemässigen Überprüfung seiner Dokumente am Grenzschalter seine Papiere vorlegen musste. Die Polizisten erkannten beim Abgleichen der Interpol-Datenbank, dass gegen den Mann seit Januar dieses Jahres ein internationaler Haftbefehl vorliegt – und nahmen ihn fest.

Spanien entscheidet über Auslieferung

Am Dienstagmorgen erschien Rüegg von Palma aus per Videokonferenz vor einem Untersuchungsrichter des Nationalen Gerichtshofs in Madrid (Audiencia Nacional). Dort muss über eine etwaige Auslieferung an die USA entschieden werden. Danach kam er wieder auf freien Fuss, darf Spanien aber nicht verlassen. Seine Funktionen als Leiter der strategischen Kunden hat nun vorläufig Stefan Becker übernommen.

Rüegg ist seit über 22 Jahren für die Ihag Privatbank tätig und war zuletzt auch stellvertretender CEO. Den Chefposten hat seit Anfang des Jahres Martin Keller inne, der die Bank neu ausrichten will. Das von den Familien Anda und Bührle kontrollierte Institut steckt seit Jahren in einer Krise und erlitt im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von knapp 10 Millionen Franken. Keller reagierte mit einem Stellenabbau und einer Reihe von organisatorischen Veränderungen und Neueinstellungen.

Nach Bussen-Zahlung neue Anschuldigungen

Ende 2015 hatte die Ihag in den USA im Rahmen des Programmes zur Beilegung des Steuerstreits eine Busse von 7,5 Millionen Dollar bezahlt, sie war in der Kategorie 2 gewesen. Doch zwei Jahre später fand sich Ihag erneut in den Schlagzeilen: Der Steuerbetrater Rolf Schnellmann hatte die Ihag begeschuldigt, US-Steuergelder auf versteckte Konten zu schleusen. Schnellmann stand wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung und Veruntreuung selber in Konflikt mit der Schweizer Justiz.

Die Ihag hatte auf seine Anschuldigungen damals gelassen reagiert. Es habe keine in- oder ausländische Reaktionen von Justizbehörden gegeben.

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