Die Grossbank vertagt Medienberichten zufolge den geplanten Start einer lokalen Bank in China. Das hat offenbar nicht nur mit der gegenwärtigen Verfassung der Credit Suisse zu tun.

Die Credit Suisse (CS) wird den geplanten Start ihrer Onshore-Bank in China um ein Jahr auf 2024 verschieben. Das berichtete die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) am Donnerstag, unter Berufung auf anonyme Quellen. Es wäre bereits die zweite Verzögerung, seitdem das Projekt vor zwei Jahren an den Start ging. Eine Bank vor Ort würde es den Schweizern erlauben, über Filialen die Vermögensverwaltung mit Kunden in Festland-China zu forcieren.

Zweifel in Zürich?

Neben dem schleppenden Genehmigungs-Verfahren würden die Führungskräfte in Zürich auch an der Notwendigkeit zweifeln, in das chinesische Projekt zu investieren. Das Wachstum und die Geschäftsabschlüsse würden durch die Verbote und das harte Durchgreifen der Politik in die Privatwirtschaft gebremst, so der Bericht.

Im Onshore-China-Geschäft der CS ist es auch zu personellen Abgängen gekommen. Zu nennen ist etwa die Versetzung von Tim Tu – dem ehemaligen CEO des Brokerage-Joint-Ventures auf dem Festland – nach Hongkong. Dort ist er zum Co-Leiter der Finanzierungsgruppe der Bank in der Region Asien-Pazifik ernannt worden.

Warten auf die Inspektoren

Dem Bericht zufolge hat die Credit Suisse zudem aufgrund regulatorischer Hürden bei der Lizenzvergabe Schwierigkeiten, dieses bestehende Joint-Venture auf dem Festland auszubauen. Die lokale Wertpapier-Aufsichtsbehörde habe noch keine vor-Ort-Inspektion durchgeführt – der letzte Schritt, der erforderlich ist, bevor der Ausbau der Vermögensverwaltung und die Ausweitung über Shenzhen hinaus in andere chinesische Städte genehmigt wird.

Nachdem die CS im vergangenen Jahr mehr als 200 neue Mitarbeiter in China eingestellt hat, wird sie in diesem Jahr bei den Einstellungen bremsen. Das sei teils ebenfalls auf die Verzögerung bei der Lizenzvergabe zurückzuführen, so die Agentur.

Kosten im Fokus

Der Bericht über die offenbar verlangsamte Expansion in China folgt auf weitere negative Schlagzeilen, darunter die Aussicht auf einen Stellenabbau in verschiedenen Divisionen und Regionen sowie die Warnung vor einem Verlust im zweiten Quartal. Die CS hat mit der Gewinnwarnung vom (gestrigen) Mittwoch bereits einen verstärkten Fokus auf die Kosten angekündigt.

Seitens der Bank wird dies alles ein wenig anders gedeutet. «Die Credit Suisse bekennt sich zu China als strategischem Markt in unserer gesamten Apac-Region. Wir haben den klaren Auftrag, unser Onshore-Geschäft in den Bereichen Wealth Management, Investment Banking und Asset Management weiter auszubauen, sobald es die regulatorischen Rahmenbedingungen und die Marktchancen in China erlauben», kommentierte ein CS-Sprecher gegenüber der Agentur.

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