Die Hoffnungen der Schweizer Grossbanken ruhen fest auf China. Doch zwei Trends im Asien-Banking könnten die UBS und die Credit Suisse noch teuer zu stehen kommen.

Im Geschäft mit China balgen sich die grössten Banken der Welt um einige Reiskörner: Dies ist der Eindruck, den eine neue Zusammenstellung der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) zum Onshore-Geschäft der Auslandsbanken in der Volksrepublik hinterlässt.

Im Investmentbanking fuhren dort sechs Institute im letzten Jahr zusammengerechnet einen Verlust von 48 Millionen Dollar (knapp 45 Millionen Franken) ein; dies, während die chinesischen Konkurrenten das Geschäft im Heimmarkt vorab unter sich ausmachten und mit Fusionen und Übernahmen 2020 nicht weniger als 24,4 Milliarden Dollar an Gebühren einkassierten.

Krieg um die besten Talente

In die Rechnung sind auch die Zahlen der Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) eingeflossen – beide Institute suchen in China das grosse Wachstum. Dies im festen Vertrauen aufs gewaltige Potenzial des vor-Ort-Geschäfts: Auf 54'000 Milliarden Dollar werden die möglichen Erträge im China-Banking geschätzt.

Klar, dass Bankstrategen diesem Markt da nicht die kalte Schulter zudrehen. Wie aber die mediokre Ertragslage im Jahr 2020 zeigt, müssen die Auslandsbanken vorerst teuer für künftiges Wachstum bezahlen. Dies auch wegen eines weiteren Trends: Die Arbeitskräfte im asiatischen Banking werden rar, womit sich ein weiterer kostspieliger «War for Talent» in der Region abzeichnet.

Trumpf der Banken sticht nicht mehr

Wie nämlich «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) ebenfalls zu berichten weiss, lassen Jungbanker die Branch vermehrt hinter sich, auch wenn Lohnerhöhungen um bis zu einen Drittel winken. Stattdessen engagieren sich die besten Köpfe bei den zahlreichen Startups in der Region – oder sie wechseln in die Technologie-Branche, wo Kräfte wie führende Online-Händlerin Alibaba längst auch in grossem Stil im Finanzwesen mitmischen.

Sinnigerweise «sticht» dabei der stärkste Trumpf der Rekrutierer nicht mehr: Es sind nicht mehr die Banken, die besser zahlen als alle anderen Branchen. Wer auf das richtige Jungunternehmen setzt und sich dort engagiert, dem winkt in Asien bei Erfolg ein Vermögen, neben dem alle Banker-Boni verblassen.

Schweizer auf dem Podest

Vorerst stehen beide Schweizer Grossbanken stramm zu ihrer Asien-Strategie. UBS-Chef Ralph Hamers hat die Region letzten April neben den USA als Fokusmarkt für zukünftiges Wachstum definiert. Bei der CS hat sein Pendant Thomas Gottstein entschieden, die Mittel der Bank vorrangig für den Ausbau in China einzusetzen.

Vor allem im asiatischen Private Banking können die Schweizer Häuser dabei ein gewisses Fundament vorweisen: Die UBS ist die Nummer eins in der Region, die CS folgt ihr auf dem zweiten Platz.

Personal verdreifachen

Der UBS ist es 2018 auch als erster Auslandsbank gelungen, die Mehrheit an einem chinesischen Joint-Venture im Broker-Geschäft zu übernehmen. Mit diesem verdiente die grösste Schweizerbank letztes Jahr umgerechnet gut 9 Millionen Franken. Derweil kletterten die Investmentbank Gebühren auf 30 Millionen Franken. Die UBS, die in China mehr als 1'300 Mitarbeitende zählt, ist fest entschlossen, weiter in den Markt zu investieren.

Dies, während die CS in den nächsten drei Jahren ihre Personal im Reich der Mitte verdreifachen will. Die Bank ist allerdings wegen des Doppel-Debakels um die New Yorker Finanzfirma Archegos und die CS-Greensill-Fonds derzeit anderweitig gefordert. Ebenfalls will die Bank so schnell wie möglich ihr dortiges Wertpapieregschäft-Joint-Venture ganz übernehmen. Dieses verdiente letztes Jahr rund 1,6 Millionen Franken.

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