Es gibt sie, die Kräfte, die jetzt noch den Sprung zur Credit Suisse wagen. Ein Beispiel aus Basel steht für Hunderte andere.

«Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe, und dass ich mein Netzwerk innerhalb der CS erweitern kann.» So schreibt Frédéric Wüthrich, der frisch ernannte Leiter für Premium Clients bei der Credit Suisse (CS) in der Nordwestschweiz und für das Mitteland, auf Linkedin.

Das könnte eine Meldung von Tausenden sein, die täglich über die Online-Plattform tickern. Doch angesichts der gegenwärtigen Lage der Schweizer Grossbank sticht sie ins Auge: Hier wagt ein Private-Banking-Veteran den Sprung zu einem Unternehmen, das dieses Jahr bisher Quartal für Quartal Verluste geschrieben und dieser Tage ein Sparprogramm angekündigt hat.

Mehr Stellen, mehr Lohnausgaben

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die letzte Karrierestation der Finanzexperten: Der einstige Julius-Bär-Banker, der mehrere Jahre das Zürcher Büro der Auslandsbank Indosuez führte, war seit dem Sommer 2020 für die UBS in Basel tätig gewesen – der Schweizer Marktführerin also, die in den vergangenen zwei Jahren erst noch zur Bestform aufgelaufen ist.

Die CS bestätigt den Neuzugang auf Anfrage; beim Umfeld sieht man diesen als Beweis, dass die Bank weiterhin in der Lage sei, «Senior Talent» anzuziehen.

Wüthrich ist mit dem Sprung zur krisengeplagten Erzrivalin CS nicht der einzige. Wie sich aus den Quartalsberichten der Grossbank herauslesen lässt, kam die Anzahl der konzernweit Beschäftigten Ende vergangenen Juni bei 51’410 zu liegen. Das sind 4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und 1 Prozent mehr als Ende vergangenen März. Im Vorjahresvergleich stiegen auch die Löhne und Gehälter sowie die Sozialleistungen um 2 Prozent.

Sparprogramm angekündigt

Auch über die vergangenen fünf Jahren ist die Anzahl der Mitarbeitenden stets gestiegen. Ein Exodus sieht anders aus, auch wenn das Unternehmen über die vergangenen Monaten tatsächlich zahlreiche «Seniors» verloren hat, wie auch finews.ch berichtete.

Natürlich, das Risiko für die Neuankömmlinge ist gerade nochmals gestiegen. So hat der neue CEO Ulrich Körner angekündigt, die Kostenbasis des Konzerns von derzeit rund 17 Milliarden auf 15,5 Milliarden Franken zu senken. Das Personal ist dabei einer der wichtigsten Posten auf der Rechnung der Grossbank; angelsächsische Medien haben Körner denn auch schon vorauseilend als «Uli the Knive» betitelt.

Boni auf die hohe Kante gelegt

Doch das Banking gilt im Kern als Kunst in der Abwägung von Risiken. Entsprechend darf von Bankern erwartet werden, dass sie auch das Risiko für die eigene Karriere einzuschätzen vermögen.

Zumal die CS trotz ihrer misslichen Lage durchaus bereit ist, Talente mit klingender Münze anzulocken und beim Unternehmen zu halten. So berichtete die Agentur «Bloomberg» unter Verweis auf den Quartalsausweis der Bank, dass diese im vergangenen Juni knapp 300 Millionen Franken an aufgeschobenen Vergütungen zur Seite legte. Ebenfalls war in den vergangenen Tagen von Halteprämien die Rede.

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