Die Grossbank hat ein neues Sparziel verkündet. Noch im vergangenen Quartal hat die Credit Suisse aber ihren Personalbestand ausgebaut.

Die Strategie der Credit Suisse (CS) vom vergangenen November ist bereits wieder Makulatur: Im Rahmen mehrerer Schritte, die das Institut am Mittwoch zusammen mit einem Milliardenverlust im zweiten Quartal ankündigte, soll die absolute Kostenbasis mittelfristig auf unter 15,5 Milliarden Franken gesenkt werden.

Derzeit beläuft such dieser Wert auf der Grundlage der annualisierten Zahlen für das erste Halbjahr auf 16,8 Milliarden Franken. Das zuletzt gültige Sparziel visierte 16,5 bis 17 Milliarden Franken an. Genauer wurde die CS am Mittwoch nicht; die zweitgrösste Schweizer Bank verwies dazu auf das dritte Quartal; dannzumal will sie detailliertere Informationen zu den Fortschritten der Strategieüberprüfung bereitstellen, einschliesslich spezifischer Ziele. Schon vorher müssen die Angestellten zittern, den ihre Löhne sind der grösste Posten in der Rechnung des Geldhauses – oder?

Kurzes Nachrechnen zeigt: folgt man den vom designierten Bankchef Ulrich «Ueli» Körner angestrebten Zahlen, so entspricht dies einem Kostenrückgang von rund 6 bis 9 Prozent. Das klingt nicht nach sonderlich viel angesichts der desolaten Lage der Bank. Vor allem, wenn der mittelfristige Zeitraum die üblichen drei bis fünf Jahre beträgt.

Immer mehr Mitarbeitende

Und noch etwas fällt auf. Die Bank hat in den letzten fünf Jahren fast jedes Jahr Restrukturierungskosten verbucht, ausser im Jahr 2019. Trotzdem ist die Zahl der Mitarbeitenden stets gestiegen. Und wiederum stellt sich die Frage: Wird sich dieser Trend auch 2022 fortsetzen, trotz der anhaltenden Verluste der Bank, der schwachen Märkte, des Ukraine-Konflikts und der hohen Inflation?

Die Zahl der konzernweit Beschäftigten kam Ende vergangenen Juni jedenfalls bei 51’410 zu liegen. Das sind 4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und 1 Prozent mehr als Ende vergangenen März. Im Vorjahresvergleich stiegen die Löhne und Gehälter sowie die Sozialleistungen um 2 Prozent. Fairerweise ist anzufügen, dass die Personalausgaben gegenüber dem ersten Quartal abnahmen. Aber angesichts des Geschäftsgangs war dies auch nicht anders zu erwarten.

Trend zeigt in die Gegenrichtung

Obwohl die Mitarbeiter-Zahlen nicht die einzige Möglichkeit sind, den Umfang oder die Tiefe der Umstrukturierung zu messen, können sie ein wichtiger Indikator für die Wirksamkeit von Sparprogrammen sein. Nun haben sie trotz der misslichen Lage der Bank noch zugenommen. Beim Hauptposten mochte die CS offenbar nicht sparen, bisher.

Auf Anfrage gab das Institut an, dass sie mit Einsparungen von 650 Millionen Franken in den Bereichen Technologie und Betrieb und weiteren 300 Millionen im Einkauf rechnet. Das alleine kommt dem neuen Zielwert schon ziemlich nahe, wenn man die zusätzlichen Ausgaben in den Bereichen Risiko, Compliance und Infrastruktur berücksichtigt.

Halteprämien statt Rauswurf

Und noch eine Frage: warum wird das 15,5-Milliarden-Ziel im Rahmen der umfassenden strategischen Überprüfung so hervorgehoben, wenn die Zahl gar nicht so bedeutend zu sein scheint? Bis das Unternehmen im Herbst selber mehr Klarheit schafft, wäre es nicht verwunderlich, wenn der Markt der Ankündigung mit Skepsis begegnet.

Was die Furcht vor dem Stellenabbau betrifft: Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) am (gestrigen) Dienstag aus anonymer Quelle berichtete, zahlte die CS erfahrenen Mitarbeitenden Investmentbanking in den USA hohe Halteprämien. Dies, obwohl diese Einheit gerade einen Vorsteuerverlust von 1,2 Milliarden Dollar erlitten hat.

 

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