Die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz gehen von einer zweiten Corona-Welle in den nächsten drei Monaten aus. Vor diesem Hintergrund erwarten sie einen höheren Goldpreis.

Gut zwei Drittel der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz (67,5 Prozent) erwarten, dass bis Ende Jahr eine zweite Corona-Welle kommt. Allerdings werden die Behörden in Europa die Situation im Griff haben, so dass es nicht zu einem weiteren Lockdown kommt.

Immerhin gehen 26,1 Prozent der befragten Personen gehen jedoch von einem Lockdown aus, während 6,4 Pr0zent der Umfrageteilnehmer mit gleichbleibenden Zahlen rechnen. (vgl. nachfolgende Grafik). 

Thema gross

Dies geht aus dem neusten Aquila-Vermögensverwalter-Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligten sich fast 160 Firmen.

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Zwar gehen die unabhängigen Vermögensverwalter nicht länger von weiter sinkenden Zinsen aus, da ein gewisser Inflationsdruck durchaus entstehen könnte, doch für Aktienengagements ist die Zeit weiterhin gut, wie aus dem AVI-Index weiter hervorgeht. 

Leicht höhere Aktienkurse in der Schweiz

So rechnet fast die Hälfte (49 Prozent) der befragten Marktteilnehmer mit weiter steigenden Kursen vom Swiss Market Index (SMI); im Vorquartal waren es 46 Prozent gewesen. Exakt 14 Prozent (Vorquartal: 25 Prozent) gehen von gleich bleibenden Kursen aus, während 37 Prozent (Vorquartal: 29 Prozent) mit tieferen Bewertungen rechnen (vgl. nachfolgende Grafik). Beim EuroStoxx 50 sowie beim S&P 500 fällt die Einschätzung weniger positiv aus.   

SMI 500

«Die Schweizer Indizes zeigen, dass sowohl die Aktien von grossen, als auch die Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen den bisherigen Verlauf der Coronakrise sehr unterschiedlich gemeistert haben. Wohl haben SMI und SPI beinahe den Höchststand vor der Corona-Korrektur wieder erreicht, die Indizes der ausschliesslich kleinen und mittleren Aktien haben jedoch einen grösseren Aufholbedarf», sagte Paul Vogler, Inhaber der Firma Swiss Value Asset Management.

«Dass der SPI den letzten Höchststand beinahe wieder erreicht hat, verdankt er der Entwicklung des besten Drittels der Aktien. Im Rahmen des weiteren Jahresverlaufs ist es darum wichtig, dass die Kurse auf Aktienebene gut verfolgt werden. Mit Stock-Picking können sich Anleger von Papieren mit schlechtem Kursverlauf trennen und Aktien mit positiver Kurstendenz bevorzugen», so Vogler weiter.

Gewisse Zuversicht

Ein Blick auf die Vermögens-Allokation unter den unabhängigen Vermögensverwaltern zeigt, dass nun wieder eine gewisse Zuversicht dominiert. So wollen die meisten Umfrageteilnehmer in den nächsten drei Monaten ihren Aktienanteil leicht erhöhen. Hielten sie vor drei Monaten noch 42,4 Prozent ihrer Portefeuilles in Aktien, sind es nun bereits 45,0 Prozent.

Alternative Anlagen machen nun bereits 7,0 Prozent aus, nachdem es vor drei Monaten erst 6,7 Prozent gewesen waren. Der Gold-Anteil beträgt nun 8,0 Prozent nach hohen 9,5 Prozent im Vorquartal (vgl. Grafik).  

Asset Allokation gross

«In den vergangenen Monaten waren es vor allem die US-Indizes mit Ihrer extrem hohen Gewichtung des Technologie-Sektors, welche die globalen Aktienmärkte antrieben. Da die Coronakrise für einen weiteren Digitalisierung-Schub sorgt, ist eine gewisse Neubewertung dieses wichtigen Industriezweigs gerechtfertigt und auch das anhaltend tiefe Zinsniveau lässt eine im historischen Vergleich höhere Bewertung des Gesamtmarktes durchaus realistisch erscheinen», sagte Andreas Schwyn, Chief Investment Officer der Firma Gigant Swiss Consulting.

Phasen der Neubwertung

«Allerdings waren Phasen der Neubewertung historisch bedingt nicht nur überdurchschnittlich volatil, sondern neigten auch zu kurzfristigem Überschiessen: Ein Phänomen dass wir auch heute beobachten können. Bei allem Glauben an die geballte Durchschlagskraft der Digitalisierung respektive des Technologie-Sektors ist es doch unrealistisch anzunehmen, dass die aktuellen Wachstumsraten auf Jahre hinaus im gleichen Tempo gehalten werden können. Vielmehr zeigt die historische Entwicklung, dass auch Phasen höheren Gewinnwachstums endlich sind und sich sowohl Margen als auch Gewinnwachstum aufgrund höheren Wettbewerbs über die Zeit stets normalisieren», so Schwyn weiter.

«All dies bedeutet nicht, dass sogleich ein neuer Bärenmarkt vor der Tür steht. Im Gegenteil, bis vor den US-Wahlen rechnen wir nicht mit dramatischen Veränderungen – auch nicht nach unten. Fest steht jedoch meines Erachtens: Das ‹Window of opportunity› für grosse Kursgewinne hat sich wieder geschlossen», findet Schwyn. 

Daten gross

Bis Jahresende erwarten die befragten Vermögensverwalter (vgl. Grafik oben) einen SMI auf 10'203, einen Goldpreis von 2'026 Dollar pro Unze, 10-jährige US-Staatsanleihen mit einer Rendite von 0,70 Prozent sowie einen Euro-/Franken-Kurs auf 1.076.

  • Der nächste AVI-Index erscheint Anfang Januar 2021.