Der Zustand psychischer und physischer Erschöpfung, das Burnout, gilt als Manager-Krankheit Nummer eins. Nun zeigt sich, warum ihr manche Manager zum Opfer fallen und andere nicht.

Im Job fühlt sich ein Drittel der Leute häufig oder sehr häufig gestresst. Das zeigt der jüngste Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung Schweiz. Und immer häufiger fallen diese Betroffenen für mehrere Monate aus – mit der Diagnose Burnout. Das Burnout ist mittlerweile zur Volkskrankheit mutiert und verursacht hierzulande Kosten in Milliardenhöhe.

Doch in jedem Unternehmen gibt es Menschen, die Tag und Nacht arbeiten und täglich mit Stress und Druck im Job konfrontiert sind – und dennoch nicht ausbrennen. Ein Forscherteam von der Universität Pennsylvania hat sich diesem Phänomen in einer Studie angenommen und fand eine erstaunliche Antwort.

Emotionale Intelligenz als Schutzschild

So schützt ein hoher Grad an emotionaler Intelligenz Menschen vor einem Burnout. Die Wissenschaftlerinnen Kandi Wiens und Annie McKee haben für ihre Analyse eine besonders gestresste Berufsgattung gewählt: Chefärzte. Die Befunde lassen sich aber auch auf andere Branchen übertragen.

Demnach beschrieben fast 70 Prozent der befragten Ärzte ihren Stress-Level als «stark», «sehr stark» oder «so schlimm wie möglich». Dennoch glitt der Grossteil der Ärzte nicht in ein Burnout.

Folgende Elemente (Auswahl) beschreiben einen emotional intelligenten Menschen:

  • Selbstwahrnehmung: Sie ist die Fähigkeit, sich der eigenen Emotionen wie auch ihrer Wirkung auf sich und auch auf andere bewusst zu sein und das als Ausgangspunkt für Reflexionen auf das eigene Handeln zu nehmen.
  • Selbstmanagement: Der emotional intelligente Mensch verdrängt seine eigenen Emotionen oder Impulse nicht, versteht es aber angemessen auf entsprechende Situationen oder Empfindungen zu reagieren.
  • Konfliktmanagement: Ängste und Emotionen in lösungsorientierten Vorgehensweisen zu kanalisieren, ist der Kern des Konfliktmanagements.
  • Empathie: Das meint die Fähigkeit, die emotionale Befindlichkeit anderer Menschen wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. So lassen sich drohende Konflikte frühzeitig erkennen und beheben.

Rezept gegen Burnout

Emotionale Intelligenz lässt sich bis zu einem gewissen Grad erlernen. Wiens und McKee haben folgende Strategien definiert, die helfen, mit ungesundem Stress umzugehen.

1. Sich nicht selber stressen

Oft ist man selbst die Quelle von Stress; insbesondere Perfektionisten tendieren dazu. Wer dies erkannt hat, kann in der Regel besser mit Stress umgehen.

2. Seine Grenzen kennen

Wer sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist, weiss, wo er Hilfe in Anspruch nehmen kann.

3. Tief Luft holen

Atemübungen helfen bei akuten Stresssituationen. Der Puls bleibt unter Kontrolle; eine Voraussetzung für zielgerichtetes Handeln und die Lösung von Problemen.

4. Distress in Eustress verwandeln

Die Wissenschaft unterscheidet zwischen guten und schlechten Stress, also Eu- und Distress. Oft wird ein Problem oder eine unerwartete Situation als stressig im negativen Sinne wahrgenommen. Probleme beziehungsweise deren Lösungen bieten aber vor allem einen Erkenntnisgewinn. Wer diesen Perspektivenwechsel vollzieht, verwandelt Di- in Eustress.

5. Konflikte de-eskalieren

Stress ist wie ein Virus, er überträgt sich von einer auf die nächste Person. Eine Ansteckung ist zu vermeiden, wenn man gestresste Personen ernst nimmt und sie versucht zu verstehen. Dadurch gewinnt man ihr Vertrauen und kann problemlösungsorientierte Massnahmen einleiten.

Emotionale Intelligenz lässt sich somit trainieren. Doch es braucht dafür Zeit und Geduld. Kontraproduktiv ist allerdings, wenn die unbedingte Verbesserungen der emotionalen Intelligenz selber eine Quelle von Stress wird.