«Die Frau, die zu wirklich viel wusste»: Eine ehemalige Marketing-Angestellte veröffentlicht heute ein Buch aus dem Inneren der UBS.

Die nächste PR-Turbulenz für die UBS geht heute los: In Frankreich erscheint das Buch einer ehemaligen UBS-Angestellten: «La femme qui en savait vraiment trop», und der Untertitel bringt das Problem schon auf den Punkt: «Die Kulissen der Steuerflucht in die Schweiz». 

Autorin des Buches ist Stéphanie Gibaud; sie arbeitete von 1999 bis 2012 für die UBS in Frankreich, zuständig für Kommunikation und Marketing – und dabei gehörte es insbesondere zu ihren Aufgaben, Veranstaltungen zu organisieren. 

Das Zielpublikum dieser Veranstaltungen waren UHNW-Kunden in Frankreich – potentielle und aktuelle –, für die sie Sport-, Kultur- und Gesellschafts-Anlässe gestaltete. Wobei man sich dabei ausschliesslich an Personen oder Familien mit «mehreren hundert Millionen Euro» gerichtet habe, so das Buch.

«Carnets du lait»

Wer solche UBS-Kunden waren, sagt sie öffentlich nicht. Gibaud war aber offenbar eine wichtige Quelle für die Pariser Untersuchungsrichter, die derzeit – seit 2012 – die Geschäfte der UBS in Frankreich prüfen und den Verdacht hegen, dass die Bank in schwerem Umfang Beihilfe zur Steuerhinterziehung geboten habe. Gibauds Verlag spricht nun davon, dass seine Autorin am Ursprung der «affaire UBS» gestanden sei.

Auch im Buch berichtet die Marketing-Frau nun von «Milchbüchlein», in denen Kunden, ihre Berater und die gebuchten Summen auf Papier gebracht werden; es sei eine Parallel-Rechnung gewesen, die in der Buchhaltung nicht aufgetaucht sei. Wobei der Begriff Milchbüchlein nicht etwa aus der bekannten schweizerischen Tradition stammen soll, sondern: Die UBS-Kaderleute hätten damit gewitzelt, dass Frankreich eben die Kuh sei, die es zu melken gelte…

Nichts gewusst, nichts gemerkt

Auch behauptet Gibaud, dass UBS-Berater Gelder persönlich über die Grenze geführt hätten. Auslöser für ihren Bruch mit der Bank war ein Ereignis im Juni 2008: Damals verlangte die Vorgesetzte von Gibaud, ihre Harddisk zu zerstören – ein Speicher, in dem sich auch Kundennamen fanden. Gibaud widersetzte sich und geht der Sache nach. Nach und nach – so ihre Darstellung – wurde sie sich bewusst, dass die UBS die illegale Abwanderung von Geldern in die Schweiz betreibe.

In einem Interview mit dem Radiosender «Europe 1» sagte sie allerdings, sie habe während ihrer Tätigkeit nicht gewusst oder gemerkt, dass die reichen Kunden für Offshore-Konti in der Schweiz angeworben werden sollten.

40 Monatslöhne? 200 Monatslöhne!

Nach ihrem Bruch habe sie schwere Belästigungen über sich ergehen lassen müssen – Gibaud spricht von «harcèlement moral». Man habe sie geschnitten, vom Mailverkehr ausgesperrt, man sei ihr ausgewichen, sie sei isoliert worden.

Bekannt war zuvor, dass ein wichtiger Auslöser für die Ermittlungen gegen UBS in Frankreich Arbeitsstreitigkeiten waren. Dieser Aspekt spielte auch beim Zerwürfnis mit Stéphanie Gibaud hinein: Wie die UBS gegenüber der «Tribune de Genève» bestätigt, wurde die Marketing-Frau vorletztes Jahr entlassen; sie habe aber 40 Monatslöhne erhalten. Gibaud selber fordert vor Arbeitsgericht nun 200 Monatslöhne.

Ein Hauptmotiv sei aber, dass die UBS sie selber grossen Gefahren ausgesetzt habe – nämlich dadurch, dass sie als Angestellte letztlich ohne ihr Wissen in das illegale Verhalten der Bank hereingezogen worden sei.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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