Der mexikanischstämmige Alejandro Garcia hat mit den Schweizer Banken Arner und Cramer über Akquisitionen verhandelt – und ist jedesmal gescheitert. Nun geht der schillernde Investor juristisch gegen ehemalige Verhandlungspartner vor.

Die Büros am Zürcher Central sind noch da. Und auch Jesus Alejandro Garcia Alvarez, der Chef und Eigner der hier domizilierten IXE Holding, ist anwesend.

Der gebürtige Mexikaner wirkt übernächtigt, trotz tadellosem Anzug und frischem weissen Hemd. Das mag am langen Flug aus China liegen, den Garcia gerade hinter sich gebracht hat, wie er im Gespräch mit finews.ch berichtet. Oder daran, dass um ihn herum so einiges ins Rutschen geraten ist.

So wollte der 40-Jährige, der als Investor und Rohstoffhändler auftritt, eine Tochter der Schweizer Banque Cramer auf den Bahamas kaufen. Doch dieser Deal ist im letzten Februar vorläufig gescheitert.

Zwei missglückte Deals

Es ist bereits die zweite Bankübernahme, die ihm damit misslang. Vergangenes Jahr war Garcia unvermittelt von der Kaufvereinbarung für die Tessiner Banca Arner zurückgetreten, wie finews.ch berichtete. Medienberichte zogen seine Seriosität in Zweifel. Sein Ruf, nicht zuletzt im Swiss Banking, ist inzwischen arg ramponiert.

Seitens der Verkäufer ist klar, weshalb die beiden Transaktionen missglückten. Alles war aufgegleist, die Behörden hatten grünes Licht gegeben – und dann wollte Garcia plötzlich nicht mehr zahlen.

Ist die Schuld an den gescheiterten Deals wirklich so klar verteilt? Dokumente, die finews.ch vorliegen, rücken die missglückten Übernahmen in ein anderes Licht.

Zentralbank schritt ein

So auch den geplanten Kauf der Private Investment Bank Limited (PIBL) auf den Bahamas, eine Tochter der Genfer Banque Cramer. Am 15. Februar 2017 hätte das definitive «closing» der Transaktion stattfinden sollen. Einen Tag später jedoch meldete die Eignerin von Cramer, die Genfer Beteiligungsgesellschaft Norinvest, den Handel gestoppt zu haben.

Die Käuferin, die IXE Capital auf den Bahamas, habe die vereinbarte Kaufsumme auch auf diesen letztmöglichen Termin hin nicht überwiesen, teilte Norinvest mit. Ein Vertragsbruch.

Das seien nicht die ganzen Fakten, gibt Garcia zu bedenken. Er verweist auf ein Schreiben der Central Bank of the Bahamas (Bild unten), die der Transaktion am 13. Februar 2017 ihr Einverständnis entzog.

Dies aufgrund «negativer Publicity», welche die Reputation des Finanzplatzes beschädigen könnte, wie die Zentralbank urteilte. Gemeint ist die Verwicklung von IXE in den Fall des als «Flash-Crasher» bekannten Navinder Singh Sarao, über den finews.ch ebenfalls berichtete.

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Hoffen auf grünes Licht

«IXE Capital konnte nicht zahlen, weil die Transaktion von der Behörde gestoppt wurde», verteidigt sich Garcia, der offensichtlich mit der Überweisung bis zum letztmöglichen Moment zugewartet hat. Das Geld, beteuert er, sei indes vorhanden. «Wir hatten schon 6 Millionen Dollar an Cramer überwiesen.»

Das geht aus der Medienmitteilung der Verkäuferin nicht hervor. Garcia gibt sich dennoch optimistisch. «Wir hoffen immer noch auf grünes Licht in den Bahamas», sagt er. Derweil läuft die Zeit. Ende März sind die Kaufverhandlungen mit Cramer per Vertrag definitiv zu Ende.

Cramer kommentierte gegenüber finews.ch den Fall mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht. Anzunehmen ist allerdings, dass sich das Verhältnis der Verkäuferin zum Kaufinteressenten Garcia seit dem Eklat merklich abgekühlt hat.

Schadenersatz in Millionenhöhe

Stark verfinstert hat sich derweil das Verhältnis zwischen Garcia und den Eignern der Bank Arner. Wie Unterlagen zeigen, hat IXE Capital die ehemaligen Verhandlungspartner, darunter den Arner-Verwaltungsrat Giovanni Schraemli, wegen des geplatzten Verkaufs auf eine Million Franken Schadenersatz verklagt. Eingefordert wird zudem eine Rückerstattungs-Summe von 3,8 Millionen für den Minderheitsanteil von 9,8 Prozent an Arner, den IXE Capital weiterhin hält.

In der Klageschrift der IXE-Anwälte zeigt sich eine alternative Version des Arner-Debakels. Garcia zahlte nicht, weil er nicht konnte – sondern weil er nicht wollte.

Ihm zufolge war mit den Verkäufern Ende 2014 ausgemacht worden, die Bank ganz zu übernehmen und mit 22 Millionen Franken zu rekapitalisieren. Dies schrittweise und über die Jahre verteilt, in denen Arner in eine Handelsbank umgebaut werden sollte. Das Vorgehen hatte sogar von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) grünes Licht erhalten.

Aus allen Wolken gefallen?

Im Dezember 2015 war plötzlich Feuer im Dach. Arner hatte IXE ein Schreiben der Finma übermittelt, in denen die Behörde schwere Bedenken bezüglich der Stabilität (going concern) von Arner äusserte. Die Aufsicht verlangte einen neuen Businessplan und drohte mit dem Entzug der Lizenz. Laut Garcia hätte IXE Capital das Institut per sofort mit 40 Millionen Franken kapitalisieren müssen.

Garcia sagt, er habe damals zum ersten Mal vom schlechten Zustand von Arner gehört und sei aus allen Wolken gefallen. Er sah sich hinters Licht geführt, pochte auf den ursprünglichen Businessplan. Und zahlte nicht weiter. Im Februar 2016 zog er sich vom Vertrag zurück und wollte seinen Minderheitsanteil an Arner verkaufen.

Entscheidung in Zürich

Doch die Gegenseite wollte ihm gemäss Klageschrift den Kaufpreis für den Anteil nicht zurückerstatten. Nun muss ein Zürcher Schiedsgericht darüber befinden. «Wir klagen, weil an die Verkäufer gestellte Auskunftsbegehren im Zusammenhang mit dem Finma-Schreiben vom Dezember 2015 unbeantwortet geblieben sind und keine Auskünfte erteilt wurden», präzisiert Garcia die Beweggründe von IXE Capital.

Bei Arner hiess es auf Anfrage von finews.ch, die Bank sei nicht unterrichtet über den gegenwärtigen Stand der «missglückten Transaktion». Zudem kommentiere das Institut keine Sachverhalte, welche nur die Eigner und weitere involvierte Parteien beträfen.

Über den Flash-Crasher gestolpert

Schon damals liess sich Garcia von einem Rückschlag nicht entmutigen. Über Geschäfte von Arner in den Bahamas kam er in Kontakt mit den dortigen Operationen von Cramer – und scheiterte ein zweites Mal, wie sich zeigte.

Als Stolperstein erwies sich die Affäre um Flash-Crasher Sarao. Dieser hatte Garcias IXE Trading insgesamt über 30 Millionen Dollar ausgeliehen und forderte diese Summe Ende 2016 umgehend zurück, um eine Strafzahlung an US-Behörden Kursmanipulation zu begleichen

Inkriminiertes Geld

Wie sich Unterlagen entnehmen lässt, ist das nicht so einfach. So bekundet IXE Trading offenbar «ernste Liquiditätsprobleme». Zahlen kann die IXE-Gesellschaft laut Garcia noch aus einem weiteren Grund nicht. Mit dem Schuldbekenntnis Saraos in den USA sind die Gelder nämlich inkriminiert – und IXE Trading sieht sich dem Verdacht der Geldwäsche ausgesetzt.

Damit seien die Millionen vorläufig blockiert, bis Klarheit seitens der Aufsichtsbehörden herrsche, sagt Garcia. Er habe die Schweizer Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) alarmiert. Die Behörde wollte dazu gegenüber finews.ch aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben. Derweil legte ein Artikel der Agentur «Bloomberg» nahe, dass Sarao von den IXE-Lenkern über den Tisch gezogen worden sei.

Am Artikel, so Garcia, scheiterte dann der Cramer-Deal in den Bahamas. Einmal mehr sah er sich beim Bankkauf matt gesetzt.

Übrig bleiben zwei geplatzte Deals, eine Klage – und Garcias ramponierter Ruf. Ob sich der mit einem Rechtsstreit kitten lässt, muss sich weisen.

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