1. Steht die Bank besser da?
Das Plus
Als Thiam bei der CS seinen Job antrat, sagte er, er sei kein Mensch, der alle drei Monate eine neue Vision ankündige. Man durfte ihn beim Wort nehmen: Den Dreijahresplan, den er im Herbst 2015 für die CS präsentierte, zog Thiam durch.
Abgesehen von der Anpassung einzelner Gewinnziele steht die CS heute tatsächlich da, wo der 56-Jährige sie haben wollte: Als global tätiger Vermögensverwalter mit starkem Fokus auf die Schweiz und Asien und einer effizienten Investmentbank.
Mit zwei erfolgreichen Kapitalerhöhungen gelang Thiam zweierlei: die Stabilisierung der unter Dougan notorisch unterkapitalisierten Bank und die Festigung eines teilweise desillusionierten Aktionariats.
Eine Punktlandung gelang Thiam auch mit seinem Sparprogramm: In einem Umfeld mit stark steigenden Compliance-Kosten und hohem Investitionsbedarf in die IT-Infrastruktur war dies kein Spaziergang.
Das Minus
Makellos ist die Bilanz nicht: Früh musste Thiam die Gewinnziele im Wealth Management und in Asien anpassen. Die Schweiz-Strategie nahm auf halbem Weg eine scharfe Kurve, indem Thiam den Börsengang der Swiss Universal Bank zugunsten einer weiteren Kapitalerhöhung abblies.
2. Ist Thiam ein guter Manager?
Das Plus
Thiam liess zu Beginn die Schweizer Öffentlichkeit gerne und oft wissen, dass er ein Teamplayer sei. Als er die neue CS-Geschäftsleitung vorstellte, sprach er von «seinen Stars». Tatsächlich umgab sich Thiam mit einem Team loyaler Manager, die teilweise – wie Iqbal Khan und Pierre-Olivier Bouée – wie er aus der Beraterbranche kommen und somit ähnlich ticken.
Es darf auch als eine herausragende Leistung Thiams betrachtet werden, dass dieses Managementteam während der drei teils turbulenten Jahren loyal blieb. Wer ausscherte, wie Global-Markets-Chef Tim O'Hara, sortierte Thiam mitleidlos aus.
Das Minus
Thiams Stil des Top-Down-Managements mag in der schwierigen Lage, in der sich die CS befand, der richtige gewesen sein. Die Folgen davon wurden in der CS allerdings auch sichtbar. Während in den Chefetagen die Etappenziele zunehmend Genugtuung auslösten, machte sich an der Basis Frustration breit.
Thiams Fokus auf Ergebnisse und Zahlen setzten seine Manager rigoros durch. Das reine Ergebnismanagement forderte allerdings auch Opfer beim Personal und in der Motivation der verbliebenen Belegschaft.
Als Chef der zweitgrössten Schweizer Bank blieb Thiam bislang eher unsichtbar und ohne Profil. Thiam wird nachgesagt, dass er seine Wochenenden lieber in London verbringe. Bei McKinsey beruflich sozialisiert, ist Thiam nach wie vor eher Berater als Banker: Als Analytiker und Stratege überlässt er die Kundenpflege lieber den anderen.