Der Aufschrei der Aktionäre zum Lohn von Tidjane Thiam wird dieses Jahr ausbleiben. Mit unüberlegten Aussagen sorgt der Credit-Suisse-CEO dennoch für Ärger – und wohl für Tausende konsternierter Mitarbeiter.

Tidjane Thiam, der Chef der Credit Suisse (CS), kann zwar lustige Anekdoten zum Besten geben und pflegt eher das Gegenteil eines trockenen Sprachstils. Doch als Kommunikator, der mit seinen Aussagen auch Erwartungsmanagement betreiben sollte, fällt Thiam durch.

Als negative Note muss darum auch sein jüngster Auftritt an der Morgan Stanley European Financials Conference in London gelten. Thiam schaffte es, in einer Präsentation sowohl Aktionäre und Investoren unnötig zu verschrecken als auch eine ganze Geschäftseinheit der CS zu marginalisieren.

Kein Treiber für die CS

Zunächst machte Thiam am Mittwoch mit seinen unklaren Aussagen zum Verlauf des ersten «sehr verwirrenden» Quartals 2018 die Märkte kopfscheu. Einen Tag später dankte er dem lieben Gott, dass er als CS-CEO durchgesetzt hatte, die Abhängigkeit der Bank von Handelserträgen gesenkt zu haben.

Zur dafür zuständigen Investmentbanking-Einheit sagte Thiam: «Global Markets ist für unser Geschäft kein Treiber mehr, und es wird auch kein Treiber für unser Geschäft sein.»

Gemäss dem britischen Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) wiederholte der CS-Chef diese Aussage gleich mehrmals. Dass er schliesslich noch anfügte, dass Quartal werde profitabel sein, nützte nicht mehr viel. Der Aktienkurs der CS verlor in dieser Woche über 7 Prozent.

Nicht viel zu lachen

Aktionäre und CS-Mitarbeiter hatten in den letzten Jahren und seit Thiams Antritt als CEO nicht viel zu lachen. Zwar gelang es ihm, die Bank innerhalb von zwei Jahren neu auszurichten. Der CS-Kurs liegt jedoch immer noch über 30 Prozent tiefer als vor Thiams Start bei der Schweizer Grossbank. In den vergangenen zwei Jahren waren die Aktionäre zudem mit einer Dividende abgespiesen worden, die in verwässerten Aktien bezahlt worden war.

Die CS-Belegschaft und namentlich jene in der Handelsabteilung ist massiv zurückgestutzt worden. Thiam wies auf die Strategie hin, mittels «schmerzhafter Restrukturierung» das Wealth Management gestärkt zu haben. «Das haben wir erreicht», so der CS-Chef.

Knacks im Vertrauen

Doch die Botschaft kam nicht an und muss in Bezug auf die Bedeutung der nun geschmähten CS-Einheit Global Markets und das Handelsgeschäft ins richtige Licht gerückt werden. Das zeigt allein schon die Reaktion der CS-Investoren.

Ein Händler sagte der Nachrichtenagentur «Reuters»: «Thiam hat den Verkäufern einen super Steilpass gegeben, als er gesagt hat, dass das erste Quartal nicht so gut gelaufen ist». Das Vertrauen habe einen Knacks erhalten.

Unwichtig, aber den höchsten Ertrag

Dass Thiam die Einheit Global Markets innerhalb der CS verbal dermassen marginalisiert, wird ihr nicht gerecht. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Global Markets mit 5,5 Milliarden Franken den höchsten Ertrag aller CS-Einheiten und über ein Viertel des Gesamtertrages.

Zudem stieg die Profitabilität und der Vorsteuergewinn erreichte 450 Millionen Franken. Im nun ablaufenden ersten Quartal 2018 wird Global Markets erneut rund 1,6 Milliarden Franken an Erträgen beisteuern und profitabel sein.

12'000 Mitarbeiter

Das Handelsgeschäft ist somit nach wie vor eine wichtige Ertragsstütze der CS. Auch bezüglich Personal ist Global Markets innerhalb der CS eine relevante Grösse. Mit knapp 12'000 Mitarbeitern ist die Handelsabteilung nach der Swiss Universal Bank gemessen am Personal die zweitwichtigste Einheit der CS.

Dass diese 12'000 Mitarbeiter gemäss der Prognose Thiams in Zukunft keine Treiber mehr für die CS sein werden, dürfte die Stimmung bei den CS-Händlern nicht gerade verbessert haben.

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