Worldline ist für die SIX nicht mehr «strategisch»

Die Medienmitteilung der SIX vom Donnerstagmorgen kommt zu Beginn ganz harmlos daher. Man unterstütze die Transformationspläne von Worldline und befürworte die entsprechenden Anträge an der bevorstehenden ausserordentlichen Generalversammlung. «Worldline bleibt eine wichtige Partnerin von SIX im Bereich des Zahlungsverkehrs.»

Doch nach diesem Zuckerguss kommt die eigentliche Botschaft: «Entsprechend ihrer Prioritäten bei ihrer Kapitalallokation und Wachstumsstrategie wird SIX nicht an der von Worldline angekündigten Kapitalerhöhung teilnehmen.» Die SIX nimmt damit in Kauf, dass ihre Beteiligung von aktuell 10,5 Prozent verwässert wird. Die Schweizer Finanzmarktinfrastrukturbetreiberin gibt sich überzeugt, «dass dieser Schritt im Einklang mit ihren Prioritäten bei der Kapitalallokation, ihrer Geschäfts- und Wachstumsstrategie, ihren Kundenbeziehungen und ihrer Verantwortung gegenüber den Aktionären steht».

Man könnte es auch so ausdrücken, dass die SIX schlechem Geld kein gutes hinterherwerfen will.

Nochmals ein Abschreiber von 550 Millionen Franken für 2025

Und die Beteiligung, die bislang stets als «strategisch» betrachtet wurde, wird auch offiziell heruntergestuft. Der Entscheid, nicht an der Kapitalerhöhung mitzumachen, reduziert den Einfluss der SIX auf den französische Zahlungsdienstanbieter. Die Konsequenz: «Nach dem Ausscheiden von Giulia Fitzpatrick als Mitglied des Verwaltungsrats von Worldline vor Jahresende wird SIX ihre Beteiligung künftig als Finanzinvestition verwalten.»

Zudem wird Worldline einmal mehr tiefe Spuren im Ergebnis der SIX hinterlassen. Bereits 2023 und 2023 hatte die SIX auf der Beteiligung 862 Millionen und 168 Millionen Franken abgeschrieben. Nun rechnet die SIX für 2025 mit «einem buchhalterischen Effekt von rund –550 Millionen Franken im Zusammenhang mit der Beteiligung an Worldline, geschätzt auf Basis des gestrigen Schlusskurses der Worldline-Aktie».

SIX erwartet für 2025 Verlust von 300 Millionen Franken

Diese Wertberichtigung umfasst die bereits beim Halbjahresergebnis 2025 der SIX vermeldeten 69,3 Millionen Franken, dazu kommen neu der Anteil von SIX an der von Worldline beim Halbjahresergebnis angekündigten Goodwill-Wertminderung sowie «Effekte aus einer erwarteten bilanztechnischen Umklassifizierung, die von der Entwicklung des Worldline-Aktienkurses bis zum Jahresende abhängen».

Das drückt auch das Jahresergebnis der SIX in den roten Bereich. Für 2025 wird neu ein Konzernergebnis von –300 Millionen Franken erwartet. Gleichwohl will der Verwaltungsrat für das Geschäftsjahr 2025 eine stabile Dividende (2024 waren es 5.30 Franken pro Aktie) ausschütten – was sicher dazu beiträgt, die Banken, die Aktionäre der SIX, bei Laune zu halten.

Operatives Geschäft auf Kurs – und eine «strategische Akquisition»

Die SIX betont denn auch, dass das operative Geschäft gut laufe. Der positive Trend des ersten Halbjahres habe sich fortgesetzt. Das Umsatzwachstum soll sich 2025 im mittleren einstelligen Prozentbereich bewegen und das Ebitda-Wachstum stark sein. Ohne den Worldline-Effekt läge das prognostizierte Konzernergebnis 2025 mit rund 250 Millionen Franken deutlich im Plus, rechnet die SIX vor. Die genauen Zahlen zum Jahresabschluss werden am 24. März 2026 publiziert.

Im Rahmen der Ablösung von Worldline sichert sich die SIX aber auch Stück der entsprechenden Infrastruktur und bezeichnet dies als «strategische Akquisition». Sie übernimmt von Worldline das Electronic-Data-Management-Geschäft (die frühere Cetrel Securities). Diese Einheit unterstützt Kunden bei der Einhaltung regulatorischer Anforderungen und der Reduzierung damit verbundener Risiken. Damit stärke die SIX ihre Position «im wachstumsrelevanten Bereich ihrer Sanctioned-Securities-Monitoring-Dienstleistungen».