Im Prozess gegen Frankreich geht es für die UBS um viel. Bei der Verteidigung der Grossbank setzt Chefjurist Markus Diethelm neben französischen Topanwälten auf einen weiblichen Star aus den eigenen Reihen.

Seit vergangenem Montag steht die UBS in Frankreich vor Gericht. Dabei ist der Einsatz hoch: Schlimmstenfalls könnte der Prozess die Schweizer Grossbank mehr als 5 Milliarden Euro kosten.

Für Markus Diethelm, der nach seinem Einstand bei der Bank vor zehn Jahren mit der Beilegung des Steuerstreits in den USA eine erste Feuerprobe bestanden hatte, gilt es nun neben der Bank auch seinen Ruf zu verteidigen. Er weilt selber in Paris und setzt dabei auf Unterstützung der Crème de la Crème der französischen Juristenkaste.

Rechtsgleichheit missachtet

Mit diesen Schwergewichten im Rücken betrat Diethelm am Montag das Tribunal de Grande Instance von Paris. Die UBS wiederholte dort viele ihrer Vorwürfe an die Adresse des französischen Staates, wie unter anderem die Nachrichtenagentur «AWP» schrieb: die Rechtsgleichheit sei missachtet, die Gewaltentrennung nicht eingehalten worden.

Der prominenteste Vertreter der Grossbank vor Gericht ist Jean Veil (Bild unten). Der Anwalt gehört in Frankreich zur obersten Gesellschaftsschicht. Seine Mutter Simone Veil, eine Überlebende des Holocaust und frühere Ministerin, wurde dieses Jahr im Panthéon in Paris beerdigt. Sie war erst die fünfte Frau, der diese Ehre zuteil wurde.

jean veil

Veil hat Erfahrung mit der Vertretung prominenter Unternehmen und Personen. Jérôme Cahuzac, der frühere Finanzminister Frankreichs und verurteilter Steuerbetrüger, gehört ebenso dazu wie der Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) Dominique Strauss-Kahn oder die Gräfin von Cambridge, Kate Windsor. Letzterer verhalf er zu ihrem Recht, nachdem ein französisches Magazin freizügige Bilder von ihr abgedruckt hatte.

Politisch vernetzt

Der rundliche Anwalt vertrat mit Société Générale auch schon eine Grossbank vor Gericht. Im Prozess gegen der Trader Jérôme Kerviel fand er sich allerdings auf der Klägerseite.

Neben seiner Erfahrung und seinem Status als juristischer Superstar könnte Veil der UBS auch mit seinen Verbindungen in die französische Gesellschaft zur Seite stehen. Die Bank hat den Prozess mehrfach als «höchst politisch» bezeichnet.

Als ehemaliger Präsident von Le Siècle ist Veil mit vielen der Politiker bekannt, die gegen die UBS Stimmung gemacht haben. Diese Vereinigung der französischen Elite zählt neben Wirtschaftsvertretern auch ehemalige Präsidenten und Minister zu ihren Mitgliedern.

Manpower für die Materialschlacht

Neben Veil, dessen Kanzlei eher eine Boutique ist, wird die UBS von Denis Chemla (Bild unten) vertreten. Der Partner bei der internationalen Kanzlei Allen Overy verfügt über das notwendige Personal, um in der Materialschlacht einer komplexen Gerichtsverhandlung zu bestehen.

Denis Chemla

Er hat ausserdem einschlägige Erfahrung im Steuerstreit. Letztes Jahr vertrat der die HSBC vor Gericht, als die Bank – eine Premiere in Frankreich – die Untersuchung mit einem Vergleich beilegte.

Bei der Verteidigung von HSBC arbeitete Chemla mit Éric Dezeuze (Bild unten) zusammen. Der Partner der Kanzlei Bredin Prat vertritt nun UBS France vor Gericht. Die lokale Tochtergesellschaft der UBS ist angeklagt, den Konzern bei der Steuerhinterziehung und der darauf folgenden Geldwäscherei unterstützt zu haben.

Eric Dezeuze

Interne Cracks

Doch Markus Diethelm baut nicht nur auf externe Anwälte. Innerhalb der UBS kann er auf die Expertise des Litigation Teams unter der Leitung von Anne Wildhaber zählen. Sie ist eine von vier regionalen Chefs, die sich unter der globalen Leitung von Karen Yen in New York mit Klagen gegen die UBS befassen und ihre Kollegen intern juristisch beraten.

Wildhaber, mit dem formellen Titel Head Litigation Switzerland, bewegt sich eher im Hintergrund – sie hat weder ein LinkedIn-Profil, noch pflegt sie ausserhalb von Fachtagungen den grossen Auftritt. Allein schon ihre Familie deutet jedoch auf ein gewisses juristisches Talent hin.

Ihr Vater Luzius Wildhaber war von 1998 bis 2007 Präsident des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Schwester Isabelle unterrichtet als Professorin an der Universität St. Gallen Privat- und Arbeitsrecht.

Technisch stark

Die Arbeit von Wildhaber bei der UBS findet in Fachkreisen grosse Anerkennung. In der Publikation «The Legal 500» wurde ihr Team innerhalb der Rechtsabteilung der UBS ausdrücklich hervorgehoben

«Das Team hat den Ruf, technisch stark zu sein, Krisen effizient zu meistern und in komplexen Klagefällen und Untersuchungen über mehrere Rechtsgebiete hinweg erfahren zu sein», heisst es dort. Unter anderem sei die Truppe auch beim US-Steuerstreit zentral gewesen.

Für Diethelm und die UBS bleibt zu hoffen, dass es dieselben Leute auch zehn Jahre später richten können. Da die Bank vor der Gerichtsverhandlung noch keine substanziellen Rückstellungen bilden konnte, könnte der Fall sonst für die Aktionäre sehr teuer werden.

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