Mit Krediten an sehr wohlhabende Kunden verdienen viele Schweizer Privatbanken gutes Geld. Doch in den vergangenen Wochen hat der Treiber an Schwung verloren – und böse Überraschungen drohen.

«Deleveraging» ist das Stichwort, nach dem die jüngsten Quartalsberichte zu durchforsten sind. Die Suche währt nicht lang: Die Zürcher Privatbank Julius Bär stellte in ihrem Interimsreport vom vergangenen November fest, dass Kunden ihre Kreditpositionen weiter abgebaut hätten.

Auf eine Analystenfrage hin bezifferte letzten Monat auch Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam den Effekt bei der Grossbank: Im Asien-Geschäft, wo die schwerreiche Kundschaft besonders gerne Bankkredite annimmt, habe sich das Deleveraging im dritten Quartal 2018 auf 5,5 Milliarden Franken belaufen.

Gute Nachrichten sind das nicht für die Branche, die so hoffnungsvoll ins Jahr gestartet war. Das Lending-Geschäft mit Reichen ist ein einträglicher Pfeiler im Private Banking, den diverse Schweizer Institute in den letzten Jahren stark ausgebaut haben. Gesprochen werden längst nicht mehr nur Lombardkredite auf den Wertschriften-Portefeuilles der Kunden, belehnt werden auch etwa Privatjets oder Jachten.

Reiche Schweizer sehen schwarz

Allerdings ist das Lending auch der erste Bereich, bei dem Kunden auf die Bremse treten, wenn Risiken im Verzug sind. So gesehen taugt die Kreditvergabe als früher Indikator für die Stimmungslage der Kundschaft – aufs Deleveraging kann bald der Rückzug aus Risikonanlagen und die Flucht in Cash erfolgen.

Angesichts der Börsenentwicklung scheint genau das der Fall zu sein, glaubt man einer Umfrage, welche die Privatbank des amerikanischen Instituts J.P. Morgan im vergangenen Herbst durchführte und dazu über 500 ässerst vermögende Anleger aus Frankreich, Deutschland, Italien, Russland, Spanien und der Schweiz befragte.

Besonders die Schweizer Klientel gab sich dort mit Blick auf den Handelskrieg zwischen den USA und China sowie dem Zinsanstieg in Amerika pessimistisch: 52 Prozent glauben demnach, dass an der Börse eine Aktienblase existiert und der Abschwung kurz bevor steht. Demgegenüber schätzen 59 Prozent der superreichen Umfrageteilnehmer aus Europa die Aktienmarkt-Bewertungen nach wie vor positiv ein.

Margin-Calls häufen sich

Dem weiteren Vernehmen nach hätten die Cash-Bestände von Kunden bereits wieder deutlich zugenommen. Das ist unangenehm für die Privatbanken, weil auf Barem kaum Gebühren verdient werden und obendrein Strafzinsen seitens der Schweizerischen Nationalbank drohen, wenn der Cash dort parkiert wird.

Derweil ist der Lending-Turbo drauf und dran, sich für die Geldhäuser zum Bumerang zu entwickeln. Wie ein Bankchef gegenüber finews.ch erklärte, kam es erstmals während der Börsenverwerfungen vom Oktober zu so genannten Margin-Calls, insbesondere in den Märkten in Asien und Nahost.

Dabei fordern die Banken den Kredit auf Wertschriften zurück, weil deren Buchwert unter ein gewisses Niveau gefallen ist. Dies führt oftmals zu Auseinandersetzungen mit den Kunden, welche die Massnahme anzufechten versuchen.

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