Jürg Zeltner hat mit dem luxemburgischen Vermögensverwalter KBL grosse Pläne. Um diese umzusetzen, eifert der frühere UBS-Manager der Genfer Privatbank Pictet nach – und erhält Schützenhilfe aus Katar, wie finews.ch erfahren hat.

Am Mittwoch legte Jürg Zeltner, Chef des Luxemburger Vermögensverwalters KBL, in der Schweiz erstmals die Karten auf den Tisch. Die Einstellung seiner ehemaligen UBS-Kollegin Dagmar Kamber Borens lässt schliessen, was Zeltner in seinem Heimatland vorhat.

Der frühere Chef der UBS-Vermögensverwaltung will aus KBL eine partnergeführte Bank nach dem Vorbild der Genfer Privatbank Pictet machen, wie zwei mit der Sache vertraute Personen zu finews.ch sagten. Dabei soll der Schweizer Markt, den der Spitzenbanker im Detail kennt, eine entscheidende Rolle spielen.

Bellevue-Kauf bald abgeschlossen

Auch die Frage stehe im Raum, ob KBL dereinst den Hauptsitz aus dem Grossherzogtum in die Schweiz verlegen könnte. Der erste Schritt ist der Kauf der Bank am Bellevue, über den derzeit verhandelt wird. Anfang nächsten Jahres solle die Übernahme in trockenen Tüchern sein, sagte eine Person mit Einblick in die Gespräche. 

Bei seinen Plänen kann sich Zeltner auf die finanzstarke Unterstützung der Herrscherfamilie von Katar verlassen, welcher KBL gehört. Die historischen Wurzeln der 1805 gegründeten Pictet kann man allerdings nicht kaufen. Stattdessen will KBL ebenfalls Anfang 2020 europaweit einen neuen Markenauftritt lancieren. 

Kundengelder – und zwar schnell

Einige der acht Marken unter dem Dach der KBL – namentlich Merck Finck in Deutschland oder Brown Shipley in Grossbritannien – dürften vorerst bestehen bleiben. In den jeweiligen Märkten sind diese bei den Kunden immer noch bekannt. Im Gegensatz dazu dürfte die Marke KBL mit grosser Wahrscheinlichkeit nächstes Jahr ersetzt werden. 

Mit dem Kauf der Bank am Bellevue erhält KBL eine Schweizer Banklizenz und eine Basis für das hiesige Geschäft. Der nächste Schritt ist, Kundengelder anzuziehen – und zwar schnell, wie die Auskunftspersonen zu finews.ch sagten: Zeltner hat höchstpersönlich die Fühler nach möglichen Mitstreitern ausgestreckt. Er stehe in Kontakt mit zehn bis 15 Teams von Kundenberatern – viele von diesen Leuten seien in in der Schweiz, sagte eine der Quellen. 

Partnerschaft lockt

Es darf als gesichert gelten, dass Zeltner mit jenen UBS-Alumni im Gespräch ist, die bei der Fusion der beiden Wealth-Management-Einheiten der Grossbank letztes Jahr den Kürzeren gezogen haben, namentlich mit dem auf superreiche Kunden spezialisierten Agis Leopoulos. Auch auf seiner Liste dürften Ultra-High-Net-Worth-Banker Thomas Baumann stehen. Auch ist Zeltner mit der früheren Top-Juristin der UBS-Vermögensverwaltung Maria Leistner im Gespräch. 

Dabei locke der 52-Jährige mit der Möglichkeit, einer Partnerschaft von erfahrenen Private Bankern und Managern beizutreten, sagen die Leute aus seinem Umfeld. Ebenso wie das zweischichtige Modell von Pictet mit geschäftsführenden Teilhabern und blossen Miteigentümern, soll dieses System unternehmerisches Denken fördern. Zeltner und sein Kollege Jakob Stott haben dieses Jahr beide «bedeutende» Beteiligungen an KBL gekauft.

Ölstaat im Rücken

Traditionelle Privatbanken werden von ihren Eigentümern geführt, welche auch mit ihrem Privatvermögen für die Verbindlichkeiten der Bank haften. Diesem Schicksal dürften Zeltner und seine Kollegen entgehen – hinter ihnen stehen mit der Familie Al Thani die Herrscher des Ölstaats Katar. 

«Als privates Unternehmen machen wir nicht bekannt, wie viel wir investiert haben», sagte Zeltner dazu im Juni zu finews.ch in einem Interview, in dem er das Unterfangen bei KBL als «Bubentraum» bezeichnete. «Wir haben eine Struktur gefunden, unter der die Familie Al-Thani weiterhin 100 Prozent von KBL hält, während wir durch unsere Investitionen am Erfolg von KBL beteiligt sind.» 

Akquisitionen im Visier

Zeltner kann bei seinen Plänen davon profitieren, dass KBL im Unterschied zu seinem früheren Arbeitgeber nicht mit Jahrzehnte alten Technologie-Plattformen zurechtkommen muss. Zudem hat er dank des sagenhaften Reichtums der Al Thanis die nötigen Mittel, um in eine neue Plattform investieren zu können. 

Neben Technologie und Personal dürfte KBL auch in weitere Akquisitionen investieren wollen. Konkret könnten in der Schweiz auf die Bank am Bellevue noch weitere Zukäufe folgen, sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Ob die Welt auf einen weiteren europäischen Vermögensverwalter gewartet hat, muss sich allerdings weisen. 

 

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