Für die Schweizer Privatbank EFG International war 2019 ein Wendejahr. Verantwortlich dafür war Giorgio Pradelli, der den Schalter auf Wachstum umlegte. Nun muss sich das Institut vor Übernahmespekulationen schützen. Im Interview mit finews.ch erklärt der EFG-Chef, was er sich 2020 für Ziele gesetzt hat, und was auf seinem Nachttisch liegt.      


Herr Pradelli, was sind Ihre Pläne für Weihnachten?

Wir feiern Weihnachten traditionell in der Familie. In manchen Jahren fahren wir in die Toskana, wo wir ein Landhaus besitzen. Dieses Jahr bleiben wir jedoch zu Hause.

Lesen Sie Bücher über Feiertage?

Ja, momentan «The Hare With Amber Eyes» (Deutsch: «Der Hase mit den Bernsteinaugen») von Edmund De Waal. Ansonsten habe ich noch eine neue Biographie von Leonardo da Vinci zu seinem 500. Todestag auf dem Nachttisch. Ich kaufe relativ viele Bücher.

Sie kaufen noch Bücher?

Ja, früher habe ich mehr Bücher gelesen als gekauft – heute ist es umgekehrt. Mich interessieren auch Bücher übers Segeln, weil das mein Hobby ist. Ich glaube, ich werde dieses Jahr vom Christkind ein Buch von Jimmy Cornell erhalten; sein «Ocean Atlas» ist ein Standardwerk. Irgendwann werde ich selber einen Ozean überqueren.

Bis dahin haben Sie allerdings noch einige Aufgaben vor sich. Wie kam es zu den Gerüchten rund um eine Übernahme von EFG International durch Julius Bär?

Normalerweise kommentieren wir solche Gerüchte nicht, und Anfang Dezember haben wir dies zunächst auch nicht getan. Vor einer Woche wurden daraus aber regelrechte Spekulationen. Darum haben wir mitgeteilt, dass diese Gerüchte «falsch, nicht fundiert und irreführend» seien.

«Zu diesem Thema gibt es nicht mehr zu sagen.»

Wir sind eine unabhängige Privatbank, die zu den zehn grössten Instituten dieser Art in der Schweiz zählt. Wir brauchen keine Fusion. Was für uns zählt ist, dass wir unseren Plan, den wir im vergangenen März präsentiert haben, konsequent umsetzen und so unsere Ziele erreichen. Wir wollen vorwiegend organisch wachsen.

Es war von einem Geheimtreffen zwischen der Familie Latsis, also der Besitzerin von EFG International, und Vertretern von Julius Bär die Rede. Alles falsch?

Wenn Sie unsere Medienmitteilung lesen, dann sehen Sie, dass nicht nur EFG International, sondern auch die EFG Bank European Financial Group, die Gerüchte dementiert hat. Das bedeutet, dass auch die Familie Latsis, die über die Gruppe rund 44 Prozent an EFG International hält, sich von diesen Spekulationen um angebliche Verkaufsverhandlungen distanziert hat.

Kam die Bank Julius Bär überhaupt auf Sie zu?

Zu diesem Thema gibt es nicht mehr zu sagen.

Es wird kolportiert, die Familie Latsis stehe nicht mehr hinter der Bank.

Das ist falsch. Die Familie Latsis hat das Unternehmen und dessen Wachstumsstrategie stets unterstützt; wenn nötig auch finanziell, wie 2016, als sie sich an einer Kapitalerhöhung beteiligte.

«Die Familie steht absolut hinter EFG International»

Das Commitment, um es Neudeutsch auszudrücken, ist 100 Prozent, ich würde sogar sagen mehr als 100 Prozent. Die Familie steht absolut hinter EFG International.

Wer ist heute die massgebliche Person innerhalb der Familie Latsis, wenn es um EFG International geht?

Bankgründer Spiro Latsis ist weiterhin sehr engagiert, und sein Sohn John Latsis, seit 2018 ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrats, übernimmt zunehmend eine aktive Rolle. Vor zwei Wochen eröffneten wir unseren Standort in Dubai, wo er die Eröffnungsrede hielt.

Kehren wir den Spiess um: Ist EFG International an der Übernahme einer anderen Bank interessiert?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
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  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.01%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
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