Das Management der Credit Suisse ist in den vergangenen Monaten fast gänzlich ausgewechselt worden. Medienberichten zufolge wackelt jetzt der Stuhl von CEO Thomas Gottstein.

Der Chef der Credit Suisse (CS) könnte noch dieses Jahr ausgewechselt werden, berichtete «Bloomberg» unter Verweis auf anonyme Quellen. Sondierungsgespräche in diese Richtung hätten bereits stattgefunden, will die Agentur weiter wissen. Im Verwaltungsrat der Grossbank fühlt man sich offenbar nicht mehr sicher, ob Thomas Gottstein die zahlreichen Probleme des Unternehmens noch in den Griff bekommt.

Offiziell hält das Aufsichtsgremium am CEO fest. CS-Präsident Axel Lehmann sprach an der turbulenten Generalversammlung vom vergangenen April und auch in Presse-Interviews Gottstein das Vertrauen aus. «Der Verwaltungsrats-Präsident unterstützt Thomas Gottstein», betonte denn auch die CS gegenüber der Agentur. Daran habe sich nichts geändert. Zu «Spekulationen» wollte die Bank keine Stellung nehmen.

Auch operativ schwächer

Dennoch wird in der Branche seit Monaten diskutiert, wie lange sich Gottstein an der Spitze der zweitgrössten Bank des Landes noch halten kann. Das Doppel-Debakel um die Pleite der New Yorker Finanzfirma Archegos und um die notfallmässig geschlossenen CS-Greensill-Fonds ereignete sich unter seiner Oberaufsicht als CEO; in beiden Komplexen haben ausländische Behörden inzwischen Strafermittlungen aufgenommen, während die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) ebenfalls Untersuchen eingeleitet hat.

Zu Archegos-Greensill formierten sich bereits Sammelkläger in den USA; amerikanische Kläger haben auch die Geschäftsleitung der CS in Visier genommen sowie Geschäftsbeziehungen mit russischen Oligarchen. Mit letzterem, so der Vorwurf, habe die Bank gegen US-Recht verstossen. Während die Klagewelle auf die CS zurollt, zeigt das Institut auch operativ Schwäche. Der Ertrag halbierte sich im ersten Quartal 2022 zum Vorjahr. Das Jahr 2021 hatte in einem Verlust geendet.

«Last man standing»

In diesem Umfeld ist der CEO praktisch «the last man standing» in der Geschäftsleitung der CS, so wie sie bei der Ernennung Gottsteins Anfang 2020 zusammengesetzt war. Risiko-Chefin Lara Warner und Investmentbank-Leiter Brian Chin mussten bereits letztes Jahr den Hut nehmen; zurücktreten von ihren Posten werden auch Finanzchef David Mathers, Chefjurist Romeo Cerutti und Asien-Chef Helman Sitohang, wie im vergangenen Monat bekannt wurden.

Ein weiterer Wechsel an der Spitze der CS würde vor diesem Hintergrund nicht komplett überraschen.

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