Die Schweizer Retailbanken profitieren doppelt von den in vergangen Jahren erhöhten Gebühren und den nun anziehenden Zinsen – dass lassen derzeit auch die guten Semesterausweise vermuten. Doch nun knöpft sich der Preisüberwacher die Branche vor.

Der Preisüberwacher Stefan Meierhans fordert die Schweizer Banken auf, Gebührensenkungen vorzunehmen, sobald sich die Zinssituation normalisiert. Dies geht aus einem Newsletter hervor, den die Amtsstelle am Donnerstag publizierte. Eine erste «Marktbeobachtung» zu den Bankgebühren hatte der Preisüberwacher 2015 unternommen, dem Jahr des Frankenschocks am Schweizer Finanzplatz.

Mit der Marge argumentiert

Wie Meierhans in seinen neuerlichen Beobachtungen festhält, hat er seither eine allgemeine Tendenz zur Erhöhung der Bankgebühren festgestellt. «Die Banken begründeten diese Gebührenerhöhungen zum Teil damit, dass ihre Zinsmargen immer weiter zurückgegangen sind», berichtet der Preisüberwacher. Entsprechend weist er nun die Branche an, angesichts steigender Zinsen die den Kunden auferlegten Kosten zu senken.

Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) noch im Herbst einen weiteren Zinsschritt vornimmt und damit das Territorium der Negativzinsen hinter sich lässt. Anlässlich der ersten Leitzinserhöhung seitens der SNB im vergangenen Juni haben bereits diverse Banken reagiert und Strafzinsen auf Bareinlagen aufgehoben oder gesenkt, wie auch finews.ch berichtete.

Goldene Zeiten

Mancherorts wurden die Strafzinsen jedoch in erhöhte Gebühren etwa für die Kontoführung «verpackt», wie sich beobachten lässt. Im Hypothekar-Geschäft profitieren die Banken derweil seit dem Frühjahr von bereits sichtbar gestiegenen Zinsen.

Eine Studie der vom bekannten Ex-UBS-Chefökonomen Klaus Wellershoff gegründeten Beratungsfirma WPuls kam bereits im vergangenen April zum Schluss, dass die Zinsnormalisierung und die Senkung von Bankgebühren nicht miteinander Schritt halten. Das Fazit von WPuls damals: «Die Banken nutzen aktuell den Anstieg der Zinsen aus, um ihre Gewinne zu steigern.»

Die Krux der Kontoschliessung

Dem Preisüberwacher sind weiterhin auch die mutmasslichen Wettbewerbsbehinderungen ein Dorn im Auge, die er bereits 2015 bei den Gebühren für Kontoschliessungen und für die Übertragung von Wertpapieren festgestellt hatte. «Diese wurden leider bisher noch nicht beseitigt«, stellt Meierhans fest.

Der Preisüberwacher vermutet, dass bei diesen Gebühren nicht die Kostendeckung im Vordergrund steht, sondern dass sie eher darauf abzielen, Kunden zu bestrafen respektive sie davon abzuhalten, ihr Vermögen zu einer anderen Bank zu transferieren. Der Preisüberwacher fordert die Schweizer Banken erneut auf, die Gebühren für Kontoschliessungen abzuschaffen und die Gebühren für die Übertragung von Wertpapieren zu senken.

Pilotprozess gefordert

Im Newsletter vom Donnerstag wurde er dazu noch deutlicher. «Unter der Voraussetzung, dass alle rechtlichen Vorbedingungen erfüllt sind, könnte und sollte das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco unverzüglich einen Pilotprozess in diesem Bereich einleiten», fordert Meierhans. Ein Gerichtsurteil in diesem Bereich, so seine Überlegung, könnte allfällige Wettbewerbshindernisse im Schweizer Bankensektor beseitigen und die Erhebung ungerechtfertigter Gebühren verhindern.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel