Der Präsident der neuen Credit Suisse-Grossaktionärin Saudi National Bank wundert sich über das grosse Medieninteresse an dem Einstieg bei der Schweizer Grossbank. Für ihn ist es einfach eine ganz normale Investition, die eher Chancen als Risiken bietet.

Ammar Alkhudairy, der Präsident der Saudi National Bank, versucht die Bedeutung des Credit Suisse-Engagements in einem Interview mit der «Financial Times» aus seiner Sicht etwas gerade zu rücken.

Der Kaufpreis sei mit 1,5 Milliarden Franken für 9,9 Prozent der Credit Suisse zwar eine grosse Summe. Im Anlageportfolio der Saudi National Bank mit einem Volumen von 68,7 Milliarden Dollar mache das aber nur 2,2 Prozent aus. «Also etwas mehr als drei Monatsgewinne», so Alkhudairy. Das sei kaum eine Pressemitteilung wert.

«Wir haben uns das Risiko angesehen, und wir glauben, dass es begrenzt ist», sagte er. «Es handelt sich um eine Marke, die es seit 160 Jahren gibt.» Er rechnet damit, dass die Aktien nach dem starken Einbrunch in diesem Jahr nicht weiter sinken werden. «Wie weit kann sie also unter 30 Cents pro Dollar aus dem Buch gehen?»

Neues saudisches Selbstbewusstsein

«Der Umfang der Presseberichterstattung ist auf eine Reihe von Gründen zurückzuführen. Unter anderem darauf, dass die Leute sagten: 'Oh, die ziehen nach Europa?'», so der Bank-Präsident.

Alkhudairy hatte zuvor die Investition bereits als Ausdruck des neuen Selbstbewusstseins Saudi-Arabiens bezeichnet. Das bedeute jedoch nicht, dass seine Bank weitere Übernahmen in Europa anstrebe. Stattdessen wolle sie im gesamten Nahen Osten wachsen.

«Die Leute verstehen nicht, worum es geht. Wir konzentrieren uns zu mehr als 95 Prozent darauf, unsere dominante Position in Saudi-Arabien weiter auszubauen», sagte der SNB-Chef.

Die SNB wolle die Beteiligung an der Credit Suisse für einige Jahre halten, vielleicht auch länger, je nach Marktbedingungen, so Alkhudairy. Die Erfahrung der Credit Suisse in der privaten Vermögensverwaltung könne den Banken des Königreichs helfen, mit ihren europäischen und nordamerikanischen Konkurrenten gleichzuziehen.

Zusammenbruch unwahrscheinlich

Der SNB-Chef zeigt sich zur Zukunft der CS nicht besorgt. «Wann hat es das System das letzte Mal zugelassen, dass eine so ehrwürdige globale Marke einfach kollabiert», sagte er. «Das ist es, was passieren müsste, damit wir viel Geld verlieren.»

Die Saudi National Bank hält noch Mehrheitsbeteiligungen an Banken in der Türkei und Pakistan. Sie ging 2021 aus einer Fusion zwischen der Saudi Samba Financial Group und der National Commercial Bank hervor. Im Heimatmarkt hat sie einen Marktanteil von rund 30 Prozent und ist mit einer Bilanzsumme von 256 Milliarden Dollar die grösste Bank des Landes. Zudem ist sie Marktführerin im Investmentbanking, im Brokerage und in der Vermögensverwaltung und möchte sich auf das Privat- und Grosskundengeschäft konzentrieren. Sie verfügt über 492 Filialen und beschäftigt 4’500 Mitarbeitende, wie es weiter heisst.

Einfluss des Königshauses

Die Mehrheit der SNB-Aktien wird von saudischen staatlichen Institutionen gehalten, darunter auch der vom Königshaus und Kronprinz Mohammed bin Salman kontrollierte Staatliche Investmentfonds. Er gilt als treibende Kraft hinter den meisten grossen Entscheidungen.

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