Angesichts wegbrechender Gewinne hat Postfinance in der Vergangenheit zu einem kontroversen Mittel gegriffen: Sie trennte sich von Kunden, um ihre Bilanz zu verkürzen. 2022 sank der Gewinn nochmals. Doch jetzt ist Kundschaft wieder willkommen.

Mit der angebrochenen Zinswende kommt langsam wieder Wasser auf die Mühlen von Postfinance. Doch nach jahrelangem Aderlass im Negativzins-Umfeld machte der Postfinance im vergangenen Jahr 2022 der Regimewechsel noch zu schaffen. Wie das Mutteraus des Instituts, die Schweizerische Post, am Donnerstag mitteilte, resultierte ein Gewinn von 190 Millionen Franken. Das sind 33 Millionen Franken weniger als im Vorjahr.

Erwünschte Bilanzverkürzung

Denn mit dem Ende der Negativzinsen fielen auch die damit verbundenen Guthabengebühren und die Erträge aus dem Interbankenmarkt weg. Positive Zinsen auf Guthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und steigende Renditen auf Anlagen am Finanzmarkt, wo die Postbank die Kundeneinlagen investiert, vermochten dies nicht wettzumachen. In Summe führte dies gegenüber dem Vorjahr zu einem um 80 Millionen tieferen Zinserfolg, wie es am Donnerstag weiter hiess.

Zurückgegangen ist auch die Anzahl Kunden – von 2,58 Millionen im Jahr 2021 auf noch 2,46 Millionen Ende vergangenen Jahres. Seit 2020 ist dies bei der Postbank erstaunlicherweise ein erwünschter Effekt: Wie Noch-CEO Hansruedi Köng im aktuellen Geschäftsbericht des Instituts ausführte, war diese Form der «Bilanzverkürzung» zur Sicherung der Eigenwirtschaftlichkeit notwendig. «Aufgrund des Kreditvergabe-Verbots war es uns in der Phase negativer Marktzinsen gar nicht mehr möglich, Kundengelder ohne eigene Verluste am Markt zu platzieren», so Köng.

In gewohnter Manier

Damit soll nun Schluss sein. «In der heutigen, normalisierten Marktkonstellation stehen wir unseren Kundinnen und Kunden wieder in gewohnter Manier zur Verfügung», erklärte der Chef der Postbank nun. Dies, weil Kundengelder wieder kostendeckend und profitabel am Markt platziert werden könnten.

Der Schlüssel zu kontrolliertem Wachstum, so Köng weiter, liege in der Qualität der Dienstleistungen und Services. Ob das die verabschiedeten Kunden von Postfinance auch so sehen, muss sich weisen.

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