Postfinance organisierte sich nicht nur neu – Medienberichten will die Postbank auch freiwillig Kundengelder los werden.

Bei der Postfinance sind die Dinge im Fluss. Wie finews.ch recherchierte, organisiert sich die Bankentochter der Schweizer Post neu, verkürzt die Geschäftsleitung und will mehr digitale Dienste lancieren.

Gleichzeitig plant das Institut offenbar, vermehrt Negativzinsen an die Kunden weiterzugeben. Wie die Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» berichtete, will die Postfinance schon ab nächstem Jahr Guthaben von 100'000 Franken aufwärts mit Strafzinsen belegen. Derzeit liegt das Limit für solche Gebühren bei 250'000 Franken.

Zusätzliche Eigenmittel gefordert

Die Zeitung vermutet hinter der Massnahme eine abenteuerlich anmutende Überlegung: Die Postfinance wolle absichtlich Kunden zum Abziehen ihrer Gelder bewegen, um von der Grösse her nicht mehr als systemrelevant fürs Schweizer Finanzwesen eingestuft zu werden. Diese Klassierung zwingt Postfinance zu mehr Eigenmitteln. Sie muss als systemrelevante Bank mittelfristig zusätzliches Eigenkapital von 3 Milliarden Franken für Notsituationen bereitstellen.

Ohne zusätzliche Ertragsquellen sind die Milliarden schwierig zu beschaffen; gegen die aktuelle Revision der Postorganisations-Gesetzes, von der sich Postfinance grünes Licht für die Vergabe von Krediten aufs eigene Buch erhofft, regt sich massiver Widerstand im Parlament.

Vor diesem Hintergrund wolle Postfinance die Bilanz um einen Viertel kürzen und um 30 Milliarden Franken an Kundengeldern abbauen, so der Bericht. Die Postbank wollte diesen nicht direkt kommentieren.

Breite Kundenbasis als Stärke

Dass Banken das Bargeld von Kunden, die wenig Dienste in Anspruch nehmen, los werden wollen, ist in Zeiten von Negativzinsen nicht neu. Für die in Schieflage geratene Postfinance wäre eine solche Strategie aber ein Drahtseilakt. Eine wesentliche Stärke des Instituts lag immer darin, dass es in der Schweiz bis heute fast 3 Millionen Kunden erreicht.

Nach Gebührenerhöhungen hat der Aderlass aber bereits eingesetzt. Gegenüber Ende 2019 verlor die Postbank im vergangenen Semester weitere 32'000 Kunden.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.53%
pixel