Bei der Credit Suisse war Yves-Alain Sommerhalder einer profiliertesten Kader in der Vermögensverwaltung. Nun hat er von der UBS den Auftrag erhalten, bei der alten Arbeitgeberin die Spreu vom Weizen zu trennen.

Es entbehrt nicht der Ironie: Yves-Alain Sommerhalder, von Hause aus Investmentbanker, entscheidet nun für die UBS, wer und was sich in der Vermögensverwaltung (Wealth Managment) der Credit Suisse (CS) weiter verwenden lässt.

Dies, nachdem er die gescheiterte Grossbank bereits Ende vergangenen Jahres verlassen hatte. Damals hatte er dort das weltweite Angebot von Finanzprodukten und Finanzierungen für Superreiche unter sich; an der Schnittstelle zwischen Privat- und Investmentbank nahm er damit bei der CS eine Schlüsselrolle ein.

Nur wenige Tage für erste «Due Diligence»

Wie die Agentur «Bloomberg» nun mit Verweis auf anonyme Quellen berichtete, kommt Sommerhalder jetzt die Aufgabe zu, über die Kollegen von einst zu entscheiden. Denn in dieser Frage hat UBS-Vermögensverwaltungschef Iqbal Khan, der Sommerhalder aus CS-Zeiten bestens kennt und persönlich zur Grossbank geholt haben soll, die dringendste Verwendung für den Trading-Veteranen.

Geht es nach UBS-Konzernchef Sergio Ermotti, hat die Käuferin nämlich nur noch bis Ende Monat Zeit, die offizielle Übernahme der CS abzuschliessen. Das «Clean Team» der UBS, das dem Bericht zufolge rund 100 Personen umfasst und in alle Bereiche der CS ausschwärmt, arbeitet deshalb unter Hochdruck: Wofür andere Unternehmen sich bei einer Übernahme Monate Zeit lassen, muss die UBS auf Geheiss Ermottis in Wochen schaffen.

Dies, nachdem die Grossbank vor der Übernahme im vergangenen März nur wenige Tage Zeit hatte, um ein erste «Due Diligence»-Prüfung der vor der Zahlungsunfähigkeit stehenden CS durchzuführen.

Durchblick bei komplexen Finanzierungen

Nun verbleiben Sommerhalder & Co erneut nur wenige Tage, um den Chancen und Risiken bei der übernommenen Grossbank erneut auf den Grund zu gehen. Unterstützt wird die Truppe der «Saubermacher» von der internationalen Beratungsfirma Oliver Wyman, die von der UBS das lukrative Mandat für den Zusammenschluss erhalten hat.

Sommerhalder, der eigentlich eine Funktion mit Kundenkontakt in einer der Regionen der UBS-Vermögensverwaltung hätte übernehmen sollen, scheint dafür ideal geschaffen. Schliesslich verantwortete er jenen Bereich, in dem komplizierte Finanzprodukte und Vermögenstrukturierungen für die reichste Klientel der CS umgesetzt wurden. Laut dem Bericht der Agentur behält sich die grösste Schweizer Bank vor, nicht sämtliche Kundinnen und Kunden zu übernehmen.

Dickes Polster gegen Überraschungen

Das kann sich die Bank durchaus leisten: Mit der zu nur einem Drittel der Börsenbewertung erfolgten Übernahme der CS, dem 15,8-Milliarden-Franken-Abschreiber auf CS-Pflichtwandelanleihen sowie mindestens 9 Milliarden Franken an direkten Verlustgarantien des Bundes verfügt die UBS über ein dickes Polster gegen Rückschläge beim Deal.

Laut Analysten der US-Bank J.P. Morgan würde sich die Transaktion für die UBS gar immer noch lohnen, wenn sie die Hälfte der Vermögensverwaltungs-Kunden der CS verlieren würde.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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