Diese Woche traf sich der Mailänder Geldadel zu einem besonderen Anlass: Eine alteingesessene Bank in der Lombardei feierte am vergangenen Montag ihr 100-jähriges Bestehen. Was das mit der Schweiz zu tun hat.

Dabei geht es um die Cassa Lombarda, die 1923 von Unternehmern aus Mailand sowie aus der Vareser Gemeinde Busto Arsizio gegründet wurde. Seit den 1980er-Jahren firmiert das Geldhaus allerdings fast vollständig (99,6 Prozent) unter der Schweizer Auriga Holding, die der italienisch-schweizerischen Familie Trabaldo Togna gehört. Sie besitzt auch die 1958 gegründete PKB Private Bank, die heute ihren Sitz in Lugano hat

Die aus dem Piemont stammende Familie Trabaldo Togna, deren Tätigkeit (früher als piemontesische Textilfirma) bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, existiert heute in der sechsten Generation.

Zugang zum italienischen Markt

Cassa Lombarda 777

Die Cassa Lombarda (Bild oben), die selber bescheidene 5,5 Milliarden Euro an Kundengeldern verwaltet, hat für die PKB indessen eine strategisch umso wichtigere Bedeutung. Denn mit ihr hat das Schweizer Institut Zugang zum italienischen Markt, der anderen Schweizer Banken verwehrt ist, sofern sie nicht eine eigene Niederlassung im Bel Paese haben.

Daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern, zumal Italien bislang keinerlei Bereitschaft signalisiert, der Schweizer Bankbranche entgegenzukommen und ihr einen Marktzugang zu bieten, sondern stattdessen lieber Heimatschutz betreibt.

Unerreichbares Eldorado für viele

Damit ist der hoch lukrative italienische Markt, der früher aufgrund der vielen Offshore-Kunden, die von selbst in die (Süd-)Schweiz kamen, und damit ein Selbstläufer war, zu einem unerreichbaren Eldorado geworden. Ausser, man findet einen legalen Zugang nach Italien.

Insofern erweist sich die mehr als 40 Jahre zurückliegende Übernahme der Cassa Lombarda für die PKB als Glücksfall. Und dies, selbst wenn das italienische Institut im vergangenen Jahr aufgrund der Zinswende und unterschiedlicher Rechnungslegungsvorschriften zwischen der Schweiz und Italien (IAS/IFRS), den Gewinn der gesamten PKB-Gruppe schmälerte, wie finews.ch berichtete.

Gewinnverdoppelung nach Reorganisation

pkbLugano

In den kommenden Jahren werde sich das jedoch normalisieren und positiv auf das operative Ergebnis der Gruppe auswirken, erklärte PKB-Chef Luca Venturini gegenüber finews.ch. Tatsächlich hat die Schweizer Bank in den vergangenen zwei Jahren, denen eine umfangreiche Reorganisation unter der Ägide Venturinis voranging, massiv profitiert, wie sich im Abschluss von 2022 zeigt.

Das Mutterhaus, die PKB Private Bank (Bild oben), verdoppelte den Gewinn auf 8,6 Millionen Franken, nach 4 Millionen Franken im Vorjahr. Das Kundenvermögen betrug per Ende Jahr 11,7 Milliarden Franken; knapp 10 Prozent weniger als Ende 2021, was aber im Einklang mit anderen Privatbanken steht und die Börsenentwicklung im vergangenen Jahr reflektiert.

Völlige Unabhängigkeit

Obwohl das Geschäftsmodell der Cassa Lombarda hauptsächlich auf der klassischen Vermögensverwaltung beruht, umfasst es auch einen nicht unerheblichen Anteil an Finanzierungen und Krediten. Das Unternehmen beschäftigt heute rund 50 Kundenberaterinnen und -berater, die ausser in Norditalien bis nach Rom tätig sind, wo ebenfalls ein Büro existiert.

«Der Reiz der Bank, auch wenn sie keine grossen Vermögenswerte verwaltet, liegt in ihrer völligen Unabhängigkeit», heisst es in Mailänder Finanzkreisen. Und Paolo Vistalli, CEO der Cassa Lombarda, kann dem nur beipflichten, wenn er sagt: «Im Vergleich zu unseren Konkurrenten sind wir frei von Interessenkonflikten, so dass wir unseren Anlegerinnen und Anleger sowie unseren Kundinnen und Kunden nahe sein können.»

Zustrom von London nach Mailand

Vistalli räumt auch ein, dass das Interesse der italienischen Klientel an einer Bankbeziehung in die Schweiz nach wie vor sehr gross sei, zumal die Anlage-Expertise dort zumeist viel grösser sei als in Italien. «Wir werden für diesen Service, den nicht alle unsere Konkurrenten anbieten, sehr geschätzt», betont er.

Umgekehrt stellt er auch fest, dass – nicht zuletzt seit dem Brexit – viele vermögende Personen und Familien von London nach Italien umziehen, die wiederum eine leistungsfähige Privatbank vor Ort suchen.

Privatmarkt-Anlagen als grosse Hoffnung

Der Zustrom an neuen Bewohnerinnen und Bewohnern in Mailand äussert sich auch darin, dass die Immobilienpreise in den vergangenen paar Jahren geradezu explodiert sind – und entsprechend auch viele neue Überbauungen am Entstehen sind. Vom Staat initiierte Steuererleichterungen tragen ausserdem gezielt dazu bei, dass Mailand als Stadt für Wohlhabende derzeit «boomt».

Parallel dazu hegt die Cassa Lombarda grosse Ambitionen mit ihrer Beteiligung an der Firma Anthilia Capital Partners, einer Finanz-Boutique, die 2007 mit der Unterstützung diverser Finanzinstitute entstanden ist und sich über die Jahre unter anderem auf Privatmarkt-Anlagen spezialisiert hat. «Wir glauben an dieses Marktsegment, um unsere Bilanz zu diversifizieren», erklärt Vistalli und fügt hinzu: «Bis Ende 2023 werden wir unsere Beteiligung von 9 Prozent noch erhöhen.»

Die PKB ihrerseits beschäftigt an neun Standorten (unter anderem in Lugano, Zürich, Genf und Panama, sowie via Cassa Lombarda auch in Mailand, Rom, Bergamo, Como und Busto Arsizio) mehr als 200 Personen.

 

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