Die Zürcher Kantonalbank schlägt im nördlichen Nachbarland ein forsches Tempo an. Im Zentrum steht dabei die Leiterin des Private Banking – eine frühere Kaderfrau der Credit Suisse.

Für die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bietet der Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse (CS) einige Perspektiven. Ihr Wachstumstempo will die Staatsbank deswegen aber nicht erhöhen. Zudem habe die ZKB eine Verantwortung gegenüber dem Kanton Zürich und richte ihr Wachstum darauf aus, erklärte CEO Urs Baumann unlängst in einem Presseinterview.

Angesichts dieser Strategie kann der angepeilte Ausbau im Private Banking in Deutschland durchaus als Ausnahme empfunden werden. Denn: Im Nachbarland wird das Geschäft mit vermögenden Privatkunden forciert, nachdem die Bank im Januar die erleichterte Freistellung erhalten hat.

Keine ZKB-Filialen in Deutschland

Mit diesem Ticket kann die Staatsbank den Markt jetzt aktiv in Deutschland bearbeiten, indem etwa vor Ort die ZKB-Marke verwendet wird, Kunden direkt angesprochen oder Veranstaltungen organisiert werden.

Die Eröffnung von ZKB-Filialen in Deutschland ist indessen nicht geplant, sagte Florence Schnydrig Moser, die das Private Banking der ZKB seit Mai 2021 leitet, gegenüber dem deutschen Branchenportal «Private Banking Magazin».

Anzapfen neuer Ertragsquellen

Für das angepeilte Wachstum brauche es keine eigene Bank in Deutschland, hingegen ein paar neue Mitarbeiter. Die Suche nach solche werde jetzt beschleunigt.

Mit dem Schritt nach Deutschland will die ZKB ihre Ertragsquellen verbreitern und sich unabhängiger vom Zinsgeschäft machen. Die ZKB sei im Vergleich zu anderen Schweizer Kantonalbanken damit schon sehr weit, erklärte Schnydrig Moser im Interview.

Ein gefährlicher Haken

Allerdings könnte die erleichterte Freistellung bald nicht mehr gelten, denn die EU prüft derzeit eine Verschärfung der Regulatorik. Das würde der ZKB einen Strich durch die Rechnung machen, wie auch finews.ch berichtete.

Von einem Wegfall der aktiven Marktbearbeitung lässt sich die ZKB nicht beeindrucken. Man sei auf alle Eventualitäten vorbereitet und würde im Zweifel einfach zum vorherigen Modell eines reaktiven Geschäfts zurückkehren, macht Schnydrig Moser klar.

Kredit für die Ferienwohnung

Die ZKB will sich in Deutschland als Anlagebank präsentieren und Vermögen von einer Million Euro aufwärts ansprechen.

Kredite für die deutsche Kundschaft werden zwar nicht gewährt. Eine Kreditfinanzierung in der Schweiz ist gemäss Schnydrig Moser allerdings möglich, wenn etwa eine Ferienwohnung oder eine Immobilie in der Schweiz finanziert werden soll.

Eigene Bank in Österreich

Zu den erwarteten Margen auf den verwalteten Vermögen gibt sich die ZBK bedeckt, weil sie sehr abhängig von der Situation des Kunden und dem Betreuungsaufwand seien. Generell haben Schweizer Institute im deutschen Private Banking mit der Rentabilität zu kämpfen, wie auch die St. Galler Kantonalbank erfahren musste, die seit Jahren eine Tochterfirma in München betreibt.

Immerhin lässt sich Schnydrig Moser entlocken, dass die Fees bei Kunden mit einem niedrigeren sechsstelligen Vermögen bei über 1 Prozent liegen können. Bei dreistelligen Millionenbeträgen seien sie deutlich tiefer.

Der Vorstoss nach Deutschland ist nicht der erste Schritt über die Landesgrenze. Seit 2010 bearbeitet das Staatsinstitut den Markt in Österreich allerdings mit einer hundertprozentigen Banktochter, die eine eigene Banklizenz inklusive EU-Passport besitzt.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.69%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.57%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.18%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.06%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.51%
pixel