Welche Finanzaktie hat 2012 am besten abgeschnitten? Wer trägt das Schlusslicht? Die Bestandesaufnahme von finews.ch fördert einige Überraschungen zutage.

Den Mutigen unter den Investoren gehörte die Welt auch im abgelaufenen Jahr. Wer es wagte, Anfang 2012 in UBS-Aktien zu investieren, erfreute sich Ende Jahr an einem Kursgewinn von 27,6 Prozent. Damit schnitt die Aktie der fast permanent Schlagzeilen liefernden Grossbank deutlich besser als der Gesamtmarkt ab: Der SMI rückte per saldo im Berichtsjahr «nur» 15 Prozent vor.

Die Aktie von Konkurrent CS Group schaffte im Jahresvergleich bloss ein bescheidenes Plus von 0,9 Prozent. Über der zweitgrössten Schweizer Bank schwebt das Damoklesschwert einer saftigen Busse aus den USA, möglicherweise in Milliardenhöhe.

And the winner is…

Doch der Performance-Sieger im Finanzsektor stellt nicht eine Vertreterin der Bankindustrie, sondern der Lebensversicherer Swiss Life. Dessen Aktien beendeten das Jahr 2012 40,5 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Mit einem Jahresschlusskurs von 121.40 Franken sind die Papiere allerdings immer noch meilenweit weg vom 2007 markierten Mehrjahreshöchst von 326 Franken.

An die Spitze der Bankengruppe setzte sich etwas überraschend die Aktie Vontobel, die im Jahresverlauf 34,3 Prozent an Wert gewann. Sie verdrängte Partners Group (+ 28,9 Prozent) auf Platz zwei, dicht gefolgt von der performancemässig drittplazierten UBS-Aktie.

Frustration am Zürichsee und im Ländle

Ein Jahr der Frustration haben die Aktionäre der im Gegenwind stehenden Bellevue Group hinter sich, notieren ihre Aktien doch 33,6 Prozent tiefer als Anfang Jahr. Der Ausstieg eines Teils der Gründeraktionäre sowie das grosszügig gewährte Antrittsgeld des neuen CEO wurde im Markt nicht goutiert, die Aktien prompt abgestraft.

Nicht viel besser erging es den Anteilseignern der Liechtensteiner Bankenvertreter. So büssten die Valoren der Liechtensteinischen Landesbank 30,0 Prozent an Wert ein, und auch die Anteilseigner der VP Bank erlitten eine Einbusse von 21,7 Prozent. Der mit der Weissgeldstrategie einhergehende Strukturwandel hinterlässt (auch) im Nachbarland Liechtenstein seine Spuren.

Licht und Schatten unter den Kantonalbanken

Ein gemischtes Bild gibt die Gruppe der Kantonalbanken ab. Neben Gewinnern wie Walliser KB (+ 9,5 Prozent) und Luzerner KB (+ 7,4 Prozent) mussten die Partizipanten der Basler Kantonalbank einen Wertverlust von 25 Prozent hinnehmen. Nicht nur gehört die Basler KB zu jenen Banken, die ins Visier der US-Behörden geraten sind. Darüber hinaus sieht sich das Institut mit einem Imageverlust wegen der Verwicklung im Debakel des Vermögensverwalters ASE Investment konfrontiert.

Einer herben Wertverminderung sehen sich auch die Aktionäre der Berner Valiant gegenüber, verloren sie doch auf ihrem Investment übers Jahr gesehen 26,9 Prozent. Der Vertrauensverlust in die in mehreren Regionen tätige Retailbank ist nach dem Ereignis von Ende 2010 – Vorwurf, ein Aktienrückkaufprogramm zu lange aufrecht gehalten zu haben, wodurch die Führungskräfte dank eines Optionsplans vom hohen Aktienkurs profitierten – nicht wieder zurückgekehrt. Und im Dezember 2012 scheiterte der Versuch, mit der Berner Kantonalbank ein mögliches Zusammengehen zu diskutieren, schon im Ansatz.

Versicherer stehlen die Show

Eindeutig die besseren Karten in der Hand als die Bankaktionäre hielten die Anteilseigner der Versicherer. Alle sieben kotierten Vertreter der Assekuranz erfreuten ihre Besitzer im abgelaufenen Jahr trotz des schwierigen Anlageumfelds und einigen Grossschäden mit einer zweistelligen Performance. Die Gruppe wird angeführt von Swiss Life, deren Aktien vor allem dank eines Efforts im zweiten Semester ein Jahresplus von 40,5 Prozent verzeichnen, gefolgt von Swiss Re (+ 37,7 Prozent) und Nationale Suisse (+ 25,4 Prozent).

Branchenleader Zurich Insurance Group bewegten sich mit einem Kursgewinn von 14,5 Prozent nahe der SMI-Performance. Mit einer Dividendenrendite von 7,0 Prozent (basierend auf der letztjährigen Ausschüttung) sticht die Zurich-Aktie renditemässig alle Konkurrenten im Finanzsektor aus.

Ein Quartett weit voraus

Gemessen an der Marktkapitalisierung nimmt die UBS mit 53,45 Milliarden Franken unverändert die Spitzenposition im Finanzsektor ein. Mit Abstand folgt die Zurich Insurance Group mit einem Marktwert von 35,75 Milliarden, gefolgt von der CS Group mit 28,77 Milliarden und Swiss Re mit 22,63 Milliarden. Hinter dem Führungsquartett klafft eine grosse Lücke: Die fünftplatzierte Julius Bär bringt es lediglich auf einen Marktwert von 7,0 Milliarden Franken.

Rangliste der Big Ten Banken

Börsenwert in Millionen Franken, per 30.6.2012

Börsenwert in Millionen Franken, per 28.12.2012

Veränderung in Prozent

UBS

41‘725

53‘453

+28,1

Credit Suisse

22‘207

28‘774

+29,6

Julius Bär

6‘725

7‘003

+4,1

Partners Group

4‘273

5‘361

+25,5

Waadtländer KB

4‘316

4‘163

-3,5

Basler KB

3‘180

2‘881

-9,4

Graubündner KB

2‘951

2‘878

-2,5

Luzerner KB

2‘759

2‘805

+1,7

Basellandschaftl. KB

2‘815

2‘406

-14,5

Berner KB

2‘300

2‘318

+0,8

 

Rangliste der    Versicherer

Börsenwert in Millionen Franken, per 30.6.2012

Börsenwert in Millionen Franken, per 28.12.2012

Veränderung in Prozent

Zurich Insurance Group

31‘344

35‘751

+14,1

Swiss Re

20‘451

22‘632

+10,7

Swiss Life

2‘837

3‘867

+36,3

Bâloise

2‘975

3‘673

+23,5

Helvetia

2‘464

2‘986

+21,2

Nationale Suisse

732

893

+22,0

Vaudoise Assurances

789

868

+10,0

 

Finanzbranche vor einem langen Weg

Die Frage zu Beginn des neuen Jahres ist: Werden die Gewinner 2012 auf dem Erfolgspfad bleiben oder rücken andere Kandidaten in den Vordergrund? Hilmar Langensand, verantwortlich für das Portfoliomanagement des Vermögensverwalters zCapital ist gegenüber dem klassischen Wealth Management/Private Banking nach wie vor kritisch eingestellt.

Die Weissgeldstrategie des Bundesrates und die Bereinigung der Altlasten der grenzüberschreitenden Aktivitäten werde die Branche noch viele Jahre beschäftigen, sagt er gegenüber finews.ch.

Die Kapazitäten in der Branche seien zudem noch nicht wirklich an die neuen Realitäten angepasst worden, und die Margen blieben unter Druck. Es wird gemäss Hilmar Langensand noch ein langer weg sein, bis die Banken fit getrimmt sind und das Geschäftsmodell wieder angemessene Renditen für die Aktionäre erzielt würden.

Vor antizyklischem Kapitalpuffer

Aufgrund der überhitzten Lage im Schweizer Immobilienmarkt erwartet der Portfoliomanager die Einführung eines antizyklischen Kapitalpuffers im Verlauf dieses Jahres durch den Bundesrat. Das werde das Kreditwachstum der Kantonalbanken bremsen, glaubt Hilmar Langensand.

Nach einer langen Phase von guter Performance für die Aktionäre könnte 2013 deshalb weniger günstig ausfallen.

Nischenanbieter im Vorteil 

Nach Ansicht von Hilmar Langensand wird der Investor in der Finanzindustrie «aber immer Geld verdienen können». Er beurteilt aktuell aber nur die Geschäftsmodelle in Nischen als interessant. Aus Anlegersicht zu favorisieren seien Finanztitel aus Spezialgebieten, die gute Bilanzen, keine Altlasten, eine flexible Informatik und tiefe Kostenstruktur haben.

Grundsätzlich müsse der Kunde im Zentrum des Handelns stehen und nicht das Eigeninteresse von kurzfristig denkenden Bankern. Beispiele sind gemäss Hilmar Langensand Partners Group, VZ Holding, GAM und Swissquote.  

 

 

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