Von der Dicken Bertha bis zur Bazooka mobilisieren die mächtigen Zentralbanker alles, um ihrer Geldpolitik mehr Durchschlagskraft zu verleihen. Doch die derbe Kriegsrethorik hat einen Haken.

Vorbei sind die Zeiten, als die Zinsen einfach «erhöht» oder «gesenkt» wurden. Heute strotzt das Vokabular der Notenbanker nur so von martialischen Lehnwörtern – und die Finanzgemeinde plappert sie munter nach.

So allgegenwärtig sind die «Bazookas» und «Dicken Berthas» mittlerweile, dass dies nun erste Warner auf den Plan ruft, wie das amerikanische «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet. Denn nicht zufälligerweise ist das Kriegsvokabular erst mit der Finanzkrise aufgekommen.

Inflationäres Jargon

Das «Journal» wollte es genau wissen und durchstöberte Zeitungsberichte über Geldpolitik nach martialischen Schlagwörtern. Während die Notenbanker noch gegen die Deflation ankämpfen, ist die Verwendung von Kriegsjargon inflationär angestiegen. Lehnwörter aus dem Umfeld der Artillerie etwa wurden 2010 noch 4'600 Mal verwendet; 2015 hatte sich der Gebrauch auf 7'300 gesteigert.

Und in diesem Jahr wurde das Wort «Feuerkraft» bisher fast 1'500 Mal verwendet (siehe Grafik unten).

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Schweres Geschütz

Die Falken der verbalen Aufrüstung sitzen dabei in den westlichen Notebanken. Im Jahr 2008 prahlte Ben Bernanke, der ehemalige Präsident der amerikanischen Zentralbank (Federal Reserve, Fed), mit seiner «Bazooka». Damit meinte er nicht die Panzerabwehr-Rakete, sondern Swap-Geschäfte, mit denen andere Notenbanken ihm im Notfall zu Hilfe eilen könnten.

Vier Jahre später, mitten in der Eurokrise, fuhr Mario Draghi in einem Interview mit der Deutschen «Frankfurter Allgemeinen Zeitung, FAZ» schweres Geschütz auf. «Vielleicht hätte ich den Dreijahres-Tender als ‹Dicke Bertha› angkündigen sollen, dann hätten alle zugehört», sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) damals.

Dies in Anspielung an den 42-cm-Mörser, mit dem das deutsche Kaiserreich im Ersten Weltkrieg die Allierten in Angst und Schrecken versetzte (Bild unten).

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Kraft durch Masse

Zu grobem Gerät wird auch heute noch gegriffen. Etwa, wenn der für seine Metaphern berühmte Chefökonom der Bank of England, Andrew Haldane, mit dem Vorschlaghammer («Sledgehammer») Geldpolitik betreiben will.

Hämmer, Geschütze, Feuerkraft: All diesen Wörtern liegt dieselbe Problematik zugrunde. Sie alle stehen für «Kraft durch Masse» und lassen vermuten, dass die Notenbanker jederzeit mit einem potenten Arsenal gegen eine Krise ankämpfen.

Das gefällt nicht allen. So warnt Kallum Pickering, Ökonom bei der deutschen Berenberg Bank: «Mein Problem mit den Metaphern ist, dass sie den Eindruck vermitteln, die Notenbanken könnten etwas gegen die missliche Lage tun, in der wir uns befinden.»

Neutrale SNB

Wohltuend friedlich geben sich diesbezüglich die Notenbanker in den neutralen Schweiz. Zwar publiziert die Schweizerische Nationalbank (SNB) auch regelmässig dem Militärsprech entlehnte «Lageberichte». Doch deren Inhalt ist wohltuend wenig martialisch – nicht von ungefähr war Ex-SNB-Präsident Philipp Hildebrand Co-Autor eines Buchs zur Notenbank-Kommunikation.

Höchstens zeigen Schweizer Währungshüter Qualitäten, die ans Weltkriegs-Réduit erinnern: Anlässlich der Aufhebung der Euro-Abindung 2015 konterte SNB-Präsident Thomas Jordan Journalisten-Fragen jeweils mit der immer gleichen Antwort: «Der Franken ist überbewertet.»

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