Karl-Theodor zu Guttenberg, der frühere deutsche Wirtschaftsminister, bezeichnete den Wettlauf zur Token-Ökonomie als bislang verborgen gebliebenen, geopolitischen Kampfherd um die globale Vorherrschaft. Vielleicht sei sein Jetlag zu stark oder «ich habe im Haus von Daniel Gutenberg letzten Abend zu viel Schnaps getrunken», erklärte der nun in New York als Investor tätige Ex-Spitzenpolitiker seinen eher düsteren Ausblick.

«Doch eine internationale Harmonisierung für Blockchain-Regulierung wird nicht so schnell kommen», sagte er und empfahl allen anwesenden Investoren und Blockchain-Unternehmern, eine bestimmte Wirtschaftsmacht besonders im Auge zu behalten: China.

Schlachtfeld internationaler Machtinteressen

Im Gegensatz den Amerikanern («sie machen zu wenig») und den Europäern («sie sind nicht fähig») hätten die Chinesen klar begriffen, dass die Blockchain-Technologie Voraussetzungen schaffe, um die wirtschaftliche und somit auch geopolitische Vorherrschaft zu erlangen.

Insofern müsse sich die westliche Krypto- und Blockchain-Szene sozusagen auf zerstörerische Lawinen gefasst machen, warnte zu Guttenberg. Die Regulierung von Krypto, Blockchain und Künstlicher Intelligenz wird zum Schlachtfeld internationaler Machtinteressen?

Chance für kleine Staaten

Weniger «gloomy» – um es mit den Worten von zu Guttenbergs zu sagen – sahen es die Teilnehmer eines Regulierungs-Panels; unter ihnen der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser, Blockchain-Regulierungs-Beraterin Loretta Joseph und Tech-Investor und -Professor Michael Sung.

Noser plädierte für eine internationale Kooperation im Bereich der Regulierung, während Joseph die Blockchain-Regulierung als Mittel zur Förderung der Standortqualität bezeichnete und als Chance für kleine Staaten wie Malta, Mauritius, aber auch die Schweiz und Liechtenstein.

Weichen längst gestellt

Doch wer den Schilderungen des in Hongkong ansässigen Sung folgte, musste zum Schluss kommen, dass der globale Regulierungswettkampf bereits entschieden ist. Und der Gewinner ist – China, das vor gut einem Jahr der gesamten Krypto-Wirtschaft im eigenen Land den Riegel geschoben hat.

Sung zählte auch die Gründe für das Bitcoin- und ICO-Verbot in China auf, nämlich Kapitalflucht und Terrorfinanzierung. Gleichzeitig habe China aber auch schon die Weichen für eine «tokenised economy» gestellt, so Sung.

China Coin kommt

Konkret: Die Pekinger Parteiführung habe verschiedene Sonderzonen errichtet, in denen Blockchain-Anwendungen getestet, die Ergebnisse miteinander verglichen und die gesellschaftlich funktionierenden Lösungen selektioniert würden, berichtete Sung. «Die Entwicklung einer entsprechenden Regulierung läuft auf Hochtouren.»

Das Ziel Chinas sei nichts weniger als die Förderung und Implementierung der Blockchain-Technologie, um sie dann mit der bestehenden wirtschaftlichen Infrastruktur zu kombinieren. «China ist daran, den Krypto-Renminbi zu schaffen. Der China Coin kommt», prophezeite Sung. Die Ablösung des Dollar als globale Leitwährung nimmt damit Gestalt an.

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