Mit «The Market» startet ein Schweizer Investoren-Portal, das sich an Banker und Vermögensverwalter richtet. Geschäftsführer Mark Dittli erklärt gegenüber finews.ch, warum es das braucht.


Herr Dittli, Ihre Online-Publikation «The Market» wird sich dem Geschehen an den Finanzmärkten widmen. Publikationen mit diesem Fokus haben in der Schweiz einen schweren Stand. Warum soll «The Market» funktionieren?

Ich würde zunächst die Aussage so pauschal nicht unterschreiben, dass Publikationen mit diesem Fokus einen schweren Stand hatten. finews.ch selbst ist ja ein gutes und sehr erfolgreiches Beispiel. Doch zur Frage, weshalb «The Market» funktionieren soll: Wir richten uns konsequent an Investoren und werden uns auf Hintergrund, Analyse, Einordnung und Meinung fokussieren.

Wir werden keine News und keinen blossen Lärm publizieren – denn Lärmquellen gibt es schon genug. Unsere Leserinnen und Leser dürfen jeden Tag etwas erwarten, das sie sonst nirgends lesen: eine Auseinandersetzung mit relevanten Anlagethemen, umsetzbare Ideen, analytischen Tiefgang, kurz: jeden Tag eine Horizonterweiterung.

Die Zielgruppe sind qualifizierte Investoren. Diese sind in der Regel gut informiert. Marktinformationen und -analysen sind quasi in Echtzeit erhältlich. Wie kann «The Market» Mehrwert erzeugen?

Das ist genau das Problem, dass Informationen in unendlich grosser Zahl nahezu in Echtzeit erhältlich sind: Die Finanzmärkte bestehen aus einer gewaltigen Lärmwolke. Die Marktteilnehmer, das ist bekannt, neigen zu Herdentrieb und lassen sich von diesem Lärm beeinflussen. Es fällt immer schwerer, relevante Informationen von nutzlosem Lärm zu unterscheiden. Manchmal muss man drei Schritte Abstand nehmen, um das grosse Bild zu erkennen.

«Die Qualität des Banken-Research hat abgenommen»

Genau das wollen wir bieten: Mehrwert durch Einordnung, indem wir einzelne Punkte zu einem Gesamtbild verbinden, indem wir versuchen, Trends frühzeitig zu erkennen und indem wir immer wieder vermeintliche Wahrheiten hinterfragen. Mit der Aussage, wonach Analysen quasi in Echtzeit erhältlich sind, bin ich übrigens nicht einverstanden. Das regulatorische Umfeld – Stichwort MiFID II – hat dazu geführt, dass das Research-Angebot von Banken tendenziell gekürzt wurde.

Eine Studie des CFA Institute kam kürzlich zum Schluss, dass in mehreren Segmenten, zum Beispiel im Feld der kleineren und mittelgrossen börsenkotierten Unternehmen, sowohl die Quantität als auch die Qualität des Banken-Research abgenommen hat.

Machen wir ein Beispiel: Die Credit Suisse präsentiert ihre Quartals- oder Jahreszahlen. Worauf würde sich die Berichterstattung von «The Market» konzentrieren?

Das kommt auf die Details an. Die News per se werden wir nicht publizieren. Das machen Bloomberg, AWP oder Reuters schneller und besser. Doch oftmals sind die eigentlich relevanten, spannenden Einzelheiten tiefer im Bericht verborgen. Eine unserer festen Rubriken heisst «Hinter der Headline»: Darin werden wir, um beim Beispiel der Credit Suisse zu bleiben, im Tagesverlauf unsere Überlegungen zu den wirklich relevanten Details des Abschlusses publizieren.

Wir werden das jedoch nur machen, wenn es auch etwas zu berichten gibt. Sollte der CS-Abschluss keine Überraschungen und nichts Aussergewöhnliches enthalten, dann werden wir auch entscheiden, nichts zu publizieren. Wie gesagt: kein Lärm.

The Market

Im Team sind alles etablierte Finanzjournalisten, die zuvor – wie Sie auch – gute Anstellungen hatten. Woher kommt der Mut zum Risiko?

Die Freude daran, etwas Neues aufzubauen. Etwas zu gestalten, eigene Ideen voranzutreiben, ohne von starren Konzernstrukturen erdrückt zu werden. Grosse Teile der schweizerischen Medienlandschaft sind von einem langen, stetigen Abbau geprägt. Wir haben uns für den Aufbau entschieden. Das macht ungleich viel mehr Spass.

«The Market» soll eine «harte Paywall» haben, also nur Abonnenten zur Verfügung stehen. Warum?

Das ist richtig, die Inhalte von «The Market» werden nur Abonnenten zur Verfügung stehen. Ein Jahresabonnement wird rund 350 Franken kosten. Was auf themarket.ch publiziert wird, ist analytisch hochwertig, immer unabhängig, bietet regelmässig interessante Anlageideen und regt zum Denken an. Unsere Leserinnen und Leser werden einen klaren Nutzen daraus ziehen.

Werden Sie Ihre Abonnenten vor allem bei den Schweizer Banken und Finanzinstituten suchen?

Unsere primäre Zielgruppe sind die verschiedenen Segmente unter dem Überbegriff «professionelle Investoren», also im Banking, im Asset Management, unabhängige Vermögensverwalter, Family Offices, institutionelle Anleger bis hin zu Wirtschaftsprüfern und Anwälten.

«Wir arbeiten mit einem konservativen Businessplan»

Private Investoren sowie generell Menschen, die sich für die Finanzmärkte und die grossen volkswirtschaftlichen Themen interessieren, werden wir natürlich ebenfalls ansprechen.

Wo liegt die kritische Anzahl Abonnenten, die «The Market» anstreben muss?

Wir arbeiten mit einem konservativ gerechneten, realistischen Businessplan, doch über Einzelheiten dazu möchte ich nichts sagen.

Für wie lange ist die Finanzierung gesichert?

Auch dazu kann ich nichts sagen, ausser, dass wir mit einem konservativen, mehrjährigen Businessplan arbeiten. Mit der NZZ-Gruppe als Partnerin und Mitaktionärin in unserem Unternehmen denken und planen wir langfristig.


Mark Dittli gehört zu den Mitgründern des Anlegerportals «The Market», das im kommenden April starten soll. Der 45-Jährige war von 2012 bis 2017 Chefredaktor der «Finanz und Wirtschaft». Dittli studierte Betriebsökonomie in Zürich und Journalismus in New York.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.33%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.85%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.42%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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