Eine Token-Ökonomie ist mehr als nur Zukunftsmusik und Bitcoin ist eine Halluzination der Massen. Was mit Fiat-Geld geschieht, erfuhr finews.ch im Gespräch mit zwei US-Experten ebenfalls.

Zwei Experten, eine Meinung: Rik Willard, ein profilierter amerikanischer Blockchain-Berater und Netzwerker, sowie Eli Stern, Partner bei EY in New York und dort der Blockchain-Experte, wählten an einer Veranstaltung der US-Botschaft in der Schweiz zur jüngsten Bitcoin-Kursexplosion klare Worte: «Alles an Bitcoin ist spekulativ.»

Willard, der bereits im Jahr 2011 in New York ein Krypto-Startup gegründet hatte, sprach gar von einer «Halluzination der Massen» was den Glauben an einen zu Grunde liegenden Wert des Bitcoin betrifft. Dieser hat jüngst wieder die Marke von 8'000 Dollar erreicht, eine Wertverdoppelung innerhalb von zwei Monaten.

Manipuliert China den Bitcoin-Kurs?

Willard (Bild unten) ist nicht der einzige Marktbeobachter, der glaubt, dass der Bitcoin-Kurs manipuliert wird; und zwar von China. Die These lässt sich nur durch Indizien erhärten: China ist der globale Hotspot für das Bitcoin-Mining. Und China hat vergangenen Monat erneut Restriktionen angekündigt. Prompt ist der Wert des Bitcoin massiv angestiegen. Weil eine Angebotsverknappung befürchtet werde, so die These.

Rik Willard

Tatsächlich hat China nun zum wiederholten Male Verbote oder Restriktionen für Kryptowährungen angekündigt oder eingeführt – jedes Mal hat der Bitcoin-Kurs starke Bewegungen gezeigt.

Vom Ford Model T zum Ferrari

Die aktuelle Bitcoin-Entwicklung war aber nicht das Thema des Treffens mit Schweizer Journalisten, sondern die Zukunft der Blockchain-Technologie. Erneut waren sich EY-Berater Stern (Bild unten) und Krypto-Pionier Willard einig: Eine sogenannte Token-Ökonomie, in welcher digitalisierte Assets getauscht werden, stünde am Beginn einer Entwicklung. «Wir haben jetzt das Ford Model T», sagte Willard in Bezug auf den technologischen Stand. «Und werden vermutlich bald einen Ferrari bauen.»

Eli Stern

Während sowohl Willard als auch Stern sicher sind, dass Bitcoin durch effizientere sogenannte Stable Coins verdrängt wird, hat ihrer Meinung nach die erste globale Kryptowährung eine wichtige Funktion erfüllt.

Verborgene Werte entdeckt

Die Popularität des Bitcoin in Ländern mit höchst instabilen Fiat-Währungen wie Venezuela oder Argentinien habe bewiesen, dass abseits der etablierten Wirtschaftswelt Werte existierten, die nun entdeckt würden und sich entfalten könnten.

Diese Entwicklung hin zu einer Token-Ökonomie sei im Finanzbereich in vollem Gang. «Banking wird sich vielleicht nicht ändern», sagte Willard, «der Begriff von Wert hingegen schon.»

Token zum Tauschen

Er nannte das Beispiel von Loyalitätspunkten analog zu den gängigen Bonusmeilen, welche daran seien, die Token-Ökonomie zu formen und sich als Tauschwährungen etablieren könnten. «Dadurch wird sehr viel Dynamik in die Finanzindustrie kommen», so Willard.

Stern warnte, dass sich Banken und Finanzunternehmen rasant anpassen müssten, sonst drohe ihnen, ausgehend von den aufstrebenden Blockchain-Fintechs, die Marginalisierung. Die Kunden von morgen würden schlicht effizientere Systeme bevorzugen als sie Banken derzeit bieten könnten.

Vielschichtiger Wirtschaftskreislauf

Eine direkte Gefahr für das etablierte Währungssystem und das Fiat-Geld sehen die Experten dagegen nicht. Das von Fiat-Geld getragene Kreditsystem sei ein zentrales Instrument für das Wirtschaftwachstum, während Token und Digitale Assets Grundlage für eine hocheffiziente Tauschwirtschaft bilden würden.

«Unser Wirtschaftskreislauf wird vielschichtiger werden», bilanzierten Willard und Stern betont zurückhaltend. Schon zu viele von Blockchain- und Krypto-Experten gezeichnete Szenarien haben sich als Schall und Rauch erwiesen. 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.3%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.14%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.42%
pixel