Im Skandal um den insolventen deutschen Bezahldienstleister Wirecard gab es wohl viel mehr Mitwisser als angenommen. Medienberichten zufolge hätten rund 250 Angestellte des einstigen Vorzeige-Fintechs Verdacht schöpfen müssen.

Bisher wurde gemutmasst, dass beim Milliardenbetrug ums deutsche Payment-Fintech Wirecard einzelne Manager unter einer Decke steckten und die Taten gemeinsam begingen; namentlich verdächtigt werden unter anderem Ex-CEO Markus Braun und der frühere Asien-Chef Jan Marsalek.

Nun zeigt sich, dass auch Mitarbeitende hätten merken sollen, das etwas faul ist. Das berichtet das deutsche «Handelsblatt» und bezieht sich dabei auf Transaktions-Übersichten, die aus der Payment- und Risikoabteilung von Wirecard stammen. Die Listen belegen, dass das abgewickelte Transaktions-Volumen des Münchener Zahlungsdienstleisters in Wahrheit nur halb so hoch lag wie jenes, das die Führung offiziell nach aussen kommuniziert.

250 Mitarbeitende hatten Zugriff

Das sogenannte «Payment & Risk Monthly Reporting» erschien zwölfmal im Jahr als Power-Point-Präsentation, jeweils Anfang Monat. Rund 250 Mitarbeitende, darunter viele Techniker, aber auch Manager wie zum Beispiel die frühere Produktchefin Susanne Steidl, hatten Zugriff auf die Daten.

«Steidl hätte angesichts des realen Transaktionsvolumens sehen müssen, dass die offiziellen Zahlen nicht stimmen. Sie war für die Wirecard-Plattformen verantwortlich. Und dort fehlte die Hälfte des Volumens», sagte ein früherer Wirecard-Manager zum «Handelsblatt».

EY bedauert

Auch gegen die Revisorin von Wirecard, das Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen EY, wurden diverse Vorwürfe laut, wieso der Betrug des Fintechs so lange unentdeckt bleibt.

Nun sah sich EY-Chef Carmine Di Sibio gezwungen, in einem Brief an die Kunden, der der Deutschen Presse-Agentur «DPA» vorliegt, zu erklären. Die Erklärung beginnt mit einer Einsicht: «Viele Menschen glauben, der Betrug bei Wirecard hätte früher entdeckt werden müssen, und wir verstehen das völlig. Obwohl wir den Betrug erfolgreich aufgedeckt haben, bedauern wir, dass er nicht früher aufgedeckt wurde.»

Und doch betont Di Sibio, dass die Handlungen von einem «hochkomplexen, kriminellen Netzwerk» begangen worden seien. Dieses Netzwerk sei entworfen worden, um alle zu täuschen – Investoren, Banken, Aufsichtsbehörden, Anwälte, Experten und Prüfgesellschaften. Folglich müsse mehr dafür getan werden, Betrug in seinen frühesten Stufen zu entdecken, fordert der Chefprüfer: «Prüfungshandlungen und Verfahren zur Bekämpfung von Betrügereien müssen kontinuierlich weiterentwickelt werden.»

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.91%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel