Das frisch gegründete Finanzunternehmen Cinerius ist explizit als Konsolidierer am Vermögensverwaltungs-Markt angetreten. CEO Christoph Lieber erklärt das Konzept und Ziele.

Im Schweizer Vermögensverwaltungs-Markt haben einige Player versucht, die sich anbahnende Konsolidierung für ein Geschäftsmodell zu nutzen. Am erfolgreichsten tut das derzeit die Aquila-Gruppe. Ihr Ziel ist weniger die aktive Konsolidierung als die Bereitstellung von skalierbaren Dienstleistungen. Über 70 Schweizer Vermögensverwalter haben sich der Aquila-Plattform angeschlossen und sind dabei unabhängig geblieben.

Seit März ist der Wettbewerb grösser: Mit Cinerius Financial Partners ist ein Unternehmen an den Start gegangen, das gleich die ganze DACH-Region als Markt bestimmt hat. Das Angebot: Cinerius bietet Dienstleistungen im Bereichen wie Regulatorik, Compliance, IT und Administration mit dem Zweck, durch die eigenen Grössenvorteile Vermögensverwalter profitabler zu machen.

75 Prozent abgeben

Ein interessanter Aspekt von Cinerius ist: Mehrheitseigner ist der US-Finanzinvestor Summit Partners, der mit einem ähnlichen Modell in den Vereinigten Staaten bereits erfolgreich unterwegs ist.

CEO Christoph Lieber (Bild), er hat früher das Private Banking der St. Galler Kantonalbank in Deutschland geleitet, erklärte das Konzept gegenüber dem «Private Banking Magazin» nun genauer.

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Cinerius, so ist zu erfahren, will tatsächlich konsolidieren. Wer als unabhängiger Vermögensverwalter bei Cinerius unters Holding-Dach schlüpft, muss mindestens 75 Prozent der Anteile abgeben.

Identität bleibt erhalten

«Wir konsolidieren und dennoch behalten unsere Portfoliogesellschaften ihre Identität und eigene Lizenz bei und bleiben hinsichtlich Geschäftsmodell, Anlagestrategie und Markenidentität unabhängig», sagte Lieber.

Vier namhafte Vermögensverwalter hätten sich Cinerius bereits angeschlossen, sagte er weiter, ohne die Namen zu nennen.Mit einem weiteren Dutzend stünde man in veschiedenen Gesprächsstadien. «Wir haben unsere Infrastruktur darauf ausgelegt, vier bis acht Transaktionen pro Jahr unternehmen zu können», so Lieber.

Vorteil gegenüber anderen Investoren

Transaktionen und M&A gehören zu den Cinerius-Dienstleistungen. «Wir bieten Zugang zu Wachstumskapital und M&A-Expertise. Und nicht zuletzt entwickeln wir individuelle Nachfolgelösungen», sagt der CEO. «Unser Konzept ist so eigenständig und wird so individuell auf die Bedürfnisse der Vermögensverwalter abgestimmt, dass wir gegenüber anderen Investoren einen entscheidenden Vorteil haben». Unternehmenspartner würden keine Angestellten werden, versichert er. Sie blieben Unternehmer mit eigenständiger Kundenpolitik und Markenführung.

Die Blaupause ist die US-Plattform Focus Financial Partners. Das 2004 gegründete Unternehmen ging 2018 an die Börse und erzielte 2020 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 49 Millionen Dollar. Cinerius-Investor Summit Partners hatte im Jahr 2017 seine Beteiligung an die Private-Equity-Unternehmen Stone Capital und KKR abgestossen.

Gemäss der Internetseite sind den Focus Financial Partners 74 amerikanische Vermögensverwalter angeschlossen; das sind ungefähr gleich viele wie Aquila hat.