Es geht um Milliarden von Franken. Trotzdem interessiert sich kaum jemand für die Abschlüsse der Pensionskassen. Dabei bringt die Lektüre solcher Berichte manches Geheimnis ans Tageslicht.

Der Satz klingt unscheinbar, aber er hat es in sich: «Es ist das erklärte Ziel des Stiftungsrates, die Ungleichbehandlung zwischen Aktiven und Rentnern auszugleichen, respektive zu mildern.»

Das schreibt die Pensionskasse des Rückversicherers Swiss Re und lässt damit aufhorchen. Denn normalerweise findet in der Beruflichen Vorsorge das Umgekehrte, nämlich eine Umverteilung von Jung zu Alt, statt.

Frohe Botschaften

«Die hohe Rendite bei der Swiss Re Pensionskasse ermöglichte es, den Aktiven eine Zusatzverzinsung von bis zu 2,25 Prozent zu gewähren, welche die Ungleichbehandlung der Vorjahre zwischen den Aktiven und Rentnern teilweise ausgleicht», frohlockt die Pensionskasse des Rückversicherers weiter.

Und auf Anfrage von finews.ch heisst es, dass die ausgewiesene Rendite von 2020 es erlaube, die in den vergangenen Jahren erfolgte Umverteilung von den aktiven Versicherten zu den Rentenbezügern zum ersten Mal für die zwei Jahre 2018 und 2019 vollständig und für 2017 teilweise auszugleichen, ohne die nachhaltige finanzielle Sicherheit der Pensionskasse zu gefährden.

Anders die Banken

Das sind gute Nachrichten für die aktiven Mitarbeitenden der Swiss Re. Denn üblich ist eigentlich, dass die Pensionierten die derzeitige Belegschaft schröpfen, weil einerseits die Renten mit einem zu hohen Umwandlungssatz zu hoch festgelegt sind, und weil andererseits aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung die Bezugsdauer der Renten viel länger als geplant ist und das Ganze finanziert werden muss.

Wie schaut es diesbezüglich bei anderen Pensionskassen aus? Bei der Pensionskasse der Grossbank Credit Suisse (CS) heisst es beispielsweise im Geschäftsbericht 2020, dass der Stiftungsrat die Sicherheit durch die Bildung der Wertschwankungsreserven und der technischen Reserven bewusst höher gewichte, als die unmittelbare Beteiligung der aktiven Versicherten und gegebenenfalls der Rentenbeziehenden an der Performance.

Strategischer Fokus?

Etwas einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass die CS nicht den gleichen Weg wie der Rückversicherer Swiss Re geht. Von finews.ch auf die Thematik angesprochen, teilte die CS-Pensionskasse mit, dass sie einen strategischen Fokus auf langfristige Stabilität und Sicherheit lege.

«Davon profitieren sowohl die Leistungsbezügerinnen und -bezüger als auch die aktiven Versicherten.» Die Aktiven profitierten unter anderem ja auch dadurch, dass die Pensionskasse jederzeit imstande sei, den Verpflichtungen gegenüber den Versicherten nachzukommen, erklärte die CS weiter.

Früchte in der Zukunft

Erst wenn die Wertschwankungsreserven von derzeit 16 Prozent auf dem Zielwert von 20 Prozent gestiegen seien, werde das Thema Partizipation bei der CS in den Vordergrund rücken. Mit einer noch besseren Risikofähigkeit könnten Anlagerisiken getragen werden, die Renditen ermöglichten, mit denen laufende Renten finanziert und Altersguthaben adäquat verzinst werden könnten, hängt die CS die Früchte weiter in die Zukunft. 

Dies müsste die Aktiven eigentlich aufrütteln, denn es geht um viel Geld. Bei der CS-Pensionskasse beträgt das Vorsorgekapital der aktiven Versicherten immerhin rund 6,2 Milliarden Franken.

Von der Grossbank UBS hiess es, dass die Jahresabschlüsse ihrer Pensionskasse nicht öffentlich seien. Nur Mitglieder der Organisation könnten dort also Einblick haben.

Sinkende Kalkulationszinsen

Auf Nachfrage von finews.ch bezüglich der Umverteilung von Jung zu Alt erklärte das Kreditinstitut aber dennoch: «Die Verzinsung der Altersguthaben der Versicherten liegt bei der PK UBS seit mehreren Jahren deutlich über dem technischen Zinssatz und wirkt so einer Ungleichbehandlung entgegen. Beispielsweise haben die Versicherten im Jahr 2019 einen Zins von 3,5 Prozent und im Jahr 2020 einen Zins von 3,0 Prozent erhalten, während der technische Zinssatz der PK UBS und der BVG-Zinssatz 1 Prozent betrugen.»

Und im Jahr 2021 sei der technische Zins sogar auf 0,5 Prozent gesenkt worden, hiess es weiter.

Thema Generationen-Gerechtigkeit

Und wie sieht es generell bei den Pensionskassen mit dem Thema Generationen-Gerechtigkeit aus? Einen Einblick dazu gibt beispielsweise die jährliche Pensionskassenstudie von Swisscanto.

In der aktuellen Ausgabe wird festgehalten, dass im Geheimen tatsächlich eine Revolution und weniger Umverteilung stattfindet: «Die technischen Parameter und die Verzinsung der Altersguthaben verschieben sich mehrheitlich zu Gunsten der Aktiven.»

Swisscanto stellt zudem fest, dass es die Anlageperformance im Jahr 2020 im Durchschnitt erlaubte, die Guthaben der Aktivversicherten mit mehr als zwei Prozent zu verzinsen. Damit liege sie klar über der Verzinsung des Kapitals der Rentner, hiess es.

Weiter reduziert

Über alles gesehen konnten Schweizer Vorsorgewerke im Jahr 2020 ihre Umverteilung zwischen Rentnern und Aktiven erfreulicherweise reduzieren, so Swisscanto weiter. Dies sei möglich gewesen, weil die technischen Zinssätze und Umwandlungssätze weiter reduziert wurden, die Deckungsgrade und Wertschwankungs-Reserven anstiegen und schliesslich auch die Altersguthaben der Aktivversicherten höher verzinst wurden. 

Die effektiven Umwandlungssätze bei Männern sanken seit 2018 beispielsweise um rund 35 Prozent und entlasten damit die Aktiven, weil die Pensionen nicht mehr dauerhaft zu hoch gewährt werden.

Geldentwertung erdulden

Und was machen die Pensionskassen, wo nunmehr Inflation aufkommt? Vom Rückversicherer Swiss Re heisst es diesbezüglich, dass die Pensionen im Jahr 2021 nicht an die Teuerung angepasst wurden, und solange die Ungleichbehandlung in der Generationenbilanz nicht ausgeglichen sei, auch voraussichtlich keine Teuerungsausgleiche geleistet würden.

Bei der UBS Pensionskasse haben die Pensionierten in diesem Jahr ebenfalls keinen Teuerungsausgleich erhalten. Der Stiftungsrat entscheide jährlich, ob die laufenden Renten erhöht werden sollen, war von der UBS zu erfahren.

Sehr hohe Umwandlungssätze

Und die CS Pensionskasse erklärte, dass bei der Teuerungsanpassung von Renten berücksichtigt werden müsse, dass die kumulierte Teuerung seit 2007 lediglich 1,8 Prozent betrage und frühere Jahrgänge teilweise mit sehr hohen Umwandlungssätzen in Pension gehen konnten.

Also wenigstens bei der Geldentwertung denkt die Grossbank CS direkt an die Aktiven und erhöht die laufenden Pensionen nicht noch durch die Teuerung.

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