Der breite Kurssturz von digitalen Anlagen befeuert Verschwörungstheorien. Eine von ihnen macht weltbekannte US-Finanzinstitute für das Kurs-Debakel beim Stablecoin TerraUSD verantwortlich, der in Zentrum des Crashs steht.

Auf den Börsentableaus rattern weiterhin tiefrote Zahlen: Die Tagesverluste bei den grössten Kryptowährungen pendelten am Donnerstag zeitweise zwischen 10 und 30 Prozent. Neben den makroökonomischen Unsicherheitsfaktoren und den Zinssorgen wird das Anlegervertrauen in Bitcoin & Co durch das Debakel rund um den Stablecoin TerraUSD (UST) erschüttert.

Der Stablecoin UST, der in der Regel 1:1 an den US-Dollar gebunden ist, ist diese Woche drastisch eingebrochen. Zeitweise fiel der eigentlich als preisstabile entworfene UST gegenüber dem Dollar um rund 70 Prozent. Inzwischen hat sich der Token etwas von den Tiefstständen erholt, vom Dollar-Peg ist er aber immer noch weit entfernt.

Drastischer Kurseinbruch

Zusammen mit Tether (USDT) und dem USD Coin (USDC) gehört UST zu den gössten Stablecoins. Um den Kurs stabil zu halten, verwendet das Terra-Netzwerk die Kryptowährung Terra Luna (LUNA). Der Luna Token wiederum brach in den vergangenen Tagen um mehr als 95 Prozent ein.

Krypto-Anleger beobachten das Schicksal des bislang erfolgreichsten algorithmischen Stablecoins sehr genau. Denn die dahinterstehende Terra-Organisation besitzt Milliarden von Dollar in Bitcoin, die sie möglicherweise liquidieren muss.

Cardano-Gründer heizt Konspiration an

Noch ist nicht vollständig geklärt, wie es zum Kursdesaster kam. Aber im Internet machen sich Verschwörungstheorien breit, in denen weltbekannte Finanzunternehmen als Drahtzieher des Kurssturzes genannt werden. Auftrieb erhielten die Komplott-Vorwürfe vor allem durch Charles Hoskinson, dem Gründer des Krypto-Netzwerks Cardano und Mitbegründer von Ethereum.

Hoskinson teilte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter einem Tweet, wonach der US-Vermögensverwalter Blackrock und der Wertpapierhändler Citadel hinter einer Konspiration stünden, welche die massive Liquidation von UST und Luna ausgelöst habe. Inzwischen hat er den umstrittenen Tweet allerdings wieder gelöscht.

Angeblich auf Kurssturz gewettet

So sollen Blackrock und Citadel angeblich 100’000 Bitcoins (BTC) von der amerikanischen Kryptobörse Gemini geliehen und anschliessend 25’000 BTC in UST umgetauscht haben. Danach hätten sie Kontakt zu Do Kwon, dem Gründer und CEO von Terraform Labs, aufgenommen und erklärt, dass sie eine grosse Menge BTC für UST verkaufen wollten.

Sie sollen Do Kwon angeboten haben, eine beträchtliche Menge an BTC mit einem Abschlag zu verkaufen, was dieser akzeptierte. Dies führte dazu, dass die Liquidität von UST sank. In der Folge sollen Blackrock und Citadel dann alle Bitcoins und UST abgestossen haben, was zu enormen Kursverlusten führte und Zwangsliquidationen bei beiden Vermögenswerten auslöste. Soweit die Theorie.

Todesspirale wie bei altmodischem Banken-Ansturm

Die genannten Unternehmen haben umgehend die Vorwürfe dementiert. So teilte der weltgrösste Asset-Manager Blackrock mit, dass er nicht mit UST handelt. Auch Citadel Securities erklärte, dass das Institut nicht mit Stablecoins handelt. Der von den Zwillingsbrüdern Tyler und Howard Winkelvoss gegründete Krypto-Handelsplatz Gemini kommunizierte in einem Tweet, dass er keinen derartigen Kredit vergeben habe, wie in der Verschwörungstheorie behauptet wurde.

Krypto-Experten zufolge führte vielmehr ein Liquiditäts-Ungleichgewicht zu den Abflüssen in UST und Luna. Eine Reihe von Faktoren verschärfte dabei die Liquiditätsprobleme des Terra-Protokolls. Ähnlich wie bei einem klassischen Banken-Run, bei dem die Kunden das Vertrauen ins Institut verlieren, setzte eine Todesspirale ein, zumal sich Anleger nicht mehr sicher fühlten, dass die Kryptowährung ihre Dollar-Bindung halten kann. Diese Verwerfungen zogen auch andere Krypto-Währungen wie Bitcoin in den Keller.

Stablecoin-Gesetz «höchst angebracht»

Der UST-Crash erfolgt zu einer Zeit, in der weltweit etliche Politiker, Notenbanken und Aufsichtsbehörden strengere regulatorische Richtlinien für die Kryptomärkte fordern, auch die eigentlich als stabil geltenden Stablecoins rücken dabei vermehrt ins Rampenlicht.

Janet Yellen, die frühere US-Notenbankchefin und amtierende Finanzministerin der Vereinigten Staaten, kündigte am Dienstag an, dass das amerikanische Finanzministerium «in Kürze» einen umfassenden Bericht über Kryptowährungen und Stablecoins herausgeben werde. Sie betonte auch, dass der Kongress ebenfalls an einer Stablecoin-Gesetzgebung arbeiten sollte und dass es «höchst angebracht» sei, dies bis Ende 2022 zu tun.

Fast doppelt so viele Krypto-Polizisten

Die US-Börsenaufsicht SEC wiederum teilte vor kurzem mit, dass sie ihre «Crypto Assets and Cyber Unit» von derzeit rund 30 Fachleuten für Wirtschaftskriminalität auf etwa 50 Stellen aufstocken wird. Dank mehr «Krypto-Polizisten» könne die Behörde, Verstösse gegen das Wertpapierrecht im Zusammenhang mit neuen Krypto-Produkten und Handelsaktivitäten besser prüfen, untersuchen und potenziell auch verfolgen, erklärte SEC-Chef Gary Gensler.

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