Die finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen hat sich in der ersten Jahreshälfte 2022 signifikant verschlechtert. Dies zeigen die neusten Hochrechnungen der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge.

Der Inflationsdruck, die damit verbundenen Zinsanstiege sowie geopolitische Unsicherheiten sorgten für Einbrüche in fast allen Anlagekategorien, wie die am Donnerstag publizierten Hochrechnungen der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) zeigen.

Waren die Vorsorgeeinrichtungen per Ende 2021 mit einem durchschnittlichen Deckungsgrad von 118,5 Porzent finanziell noch sehr gut aufgestellt, sank dieser Wert per Mitte 2022 auf 103,4 Prozent.

Durchschnittliche Deckungssituation sinkt markant

Anhand ihrer monatlichen Monitorings schätzt die OAK BV zeitnah die finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz. Insgesamt flossen die Daten von 1'324 Vorsorgeeinrichtungen mit einer Bilanzsumme von rund 831 Milliarden Franken in die Hochrechnung per Ende Juni 2022 ein. Das Monitoring beschränkt sich auf Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösung.

Total 285 Vorsorgeeinrichtungen befinden sich aktuell rechnerisch in Unterdeckung (gegenüber 13 per Ende 2021). Bei diesen Einrichtungen wären die Vorsorgeverpflichtungen aktuell nicht zu 100 Prozent gedeckt. Kapitalgewichtet entspricht diese Unterdeckung einem Wert von 39,9 Prozent der Vorsorgeeinrichtungen (gegenüber 0,1 Prozent per Ende 2021).

Rasche Kurseinbrüche

Nach einer sehr hohen durchschnittlichen Netto-Vermögensrendite von 8,0 Prozent fürs Jahr 2021 zeigen sich in fast allen Anlagekategorien seit Jahresbeginn negative Renditen. Die durchschnittliche Rendite im ersten Halbjahr 2022 beträgt -12,3 Prozent. Dies zeigt auf, wie rasch und einschneidend sich Kurseinbrüche zumindest kurzfristig auf die finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen auswirken können.

Die stärksten Einbrüche im ersten Halbjahr 2022 zeigen sich in den Anlagekategorien Aktien (-17,4 Prozent), Obligationen (-10,1 Prozent), Immobilien (-9,5 Prozent) und alternative Anlagen (-15,4 Prozent). Demgegenüber konnten die Anlagekategorien Liquidität (-0,4 Prozent) und Infrastruktur (+1,2 Prozent) ihr Niveau in etwa halten.

Vorsorgeeinrichtungen legen langfristig an

Vorsorgeeinrichtungen sind langfristige Investoren und tendieren entsprechend nicht zu kurzfristigen Änderungen ihrer Anlagestrategie. Deshalb nehmen Vorsorgeeinrichtungen nötigenfalls auch periodische Unterdeckungen in Kauf.

Dies ist vom Gesetz so vorgesehen und die Erfahrungen aus der Finanzkrise 2008 bestätigen die Richtigkeit dieses Vorgehens. Angesichts der aktuellen Herausforderungen auf den Kapitalmärkten ist es besonders wertvoll, dass die Vorsorgeeinrichtungen im Durchschnitt mit genügend Wertschwankungsreserven, das heisst mit einem hohen Deckungsgrad in dieses Jahr starten konnten.

Schwer abzuschätzen

Damit sind viele Vorsorgeeinrichtungen in der Lage, Verwerfungen auf den Kapitalmärkten ganz oder zumindest teilweise abzufedern. Die künftigen Entwicklungen der Finanzmärkte sind jedoch schwer abzuschätzen.

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