In drei Jahren könnte es bloss noch 1'000 unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz geben. Dadurch entstehen Wettbewerber auf Augenhöhe zu kleinen und mittelgrossen Privatbanken, die unternehmerisch denkenden und handelnden Kundenberatern attraktive Berufsmöglicheiten bieten, wie aus einer Studie hervorgeht, die finews.ch vorliegt.

In den kommenden zwei Jahren werden bis zu 800 unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz verschwinden. Hauptgrund dafür ist die ab 2023 erforderliche Finma-Lizenz, die viele Kleinst-Unternehmen gar nicht anstreben werden respektive ihr Geschäft aufgeben. Oder aber, sie werden ihr Geschäftsmodell so verändern, dass sie die Bewilligungspflicht umgehen können.

Damit wird sich die Zahl der sogenannten External Asset Managers (EAMs) von heute rund 2'100 Firmen auf 1'300 bis 1'500 bis Ende 2024 verringern. Zu diesem Schluss kommt eine finews.ch exklusiv vorliegende Studie der Zuger Beratungs-Boutique Advea Entrepreneurial Advisory (Advea).   

Strategische Prioritäten in den kommenden Jahren

Von einer eigentlichen Konsolidierung im EAM-Bereich kann vorläufig aber trotzdem nicht die Rede sein, wie es in dem Report weiter heisst. «Die im Zuge der Bewilligungsverfahren durchgeführten organisatorischen Antrengungen der unabhängiger Vermögensverwalter führen dazu, dass viele Marktteilnehmer zunächst eigenständig versuchen werden, am Markt zu reüssieren», sagt Advea-CEO Adrian Weber (Bild unten). Der marktbedingte Rückgang der verwalteten Vermögen und damit auch der Ergebnisse und der Bewertungen lasse keinesfalls eine gestiegene Verkaufsbereitschaft erwarten.  

Vor diesem Hintergrund wird die strategische Priorität für unabhängige Vermögensverwalter in den kommenden Jahren vor allem auf dem organischen Wachstum liegen, wie aus der Studie hervorgeht. Dieses sei wesentlich einfacher für grössere EAMs zu realisieren, die über Investitionsmöglichkeiten zum Ausbau ihrer digitalen Fähigkeiten und ihrer Markenbekanntheit verfügten, heisst es weiter.

Eigentliche Konsolidierung beginnt 2025

Adrian Weber 111

Die eigentliche Konsolidierung im Schweizer EAM-Geschäft wird laut dem Report im Jahr 2025 einsetzen. Die bis dahin weiter gestiegenen Kosten für Risiko und Compliance sowie der administrative Aufwand für wiederkehrende Compliance-Audits werden ab 2025 eine marktlich bedingte Konsolidierung forcieren.

«Zusammenschlüsse von (mittel-)grossen unabhängigen Vermögensverwaltern und Übernahmen kleinerer Marktteilnehmer folgen der Marktlogik, dass führende EAM-Ökosysteme und eine damit einhergehende Markenbekanntheit zu höheren Wachstumsraten und einer höheren Profitabilität führen», sagt Weber. Als Konsequenz dieser «echten Konsolidierung» werden mittelfristig noch 1’000 bis 1'200 unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz verbleiben.

Auf Augenhöhe zu Privatbanken

Damit geht eine strukturelle Verschiebung der Ertragspools einher. Die Top-50 EAMs der Schweiz werden ihren Anteil am Ertragspool von aktuell 35 Prozent auf bis zu 46 Prozent der Bruttoerträge im Jahr 2026 ausbauen können.

Im Erfolgsfall entstehen dadurch Wettbewerber auf Augenhöhe zu kleinen und mittelgrossen Privatbanken, die unternehmerisch denkenden und handelnden Kundenberatern attraktive Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

Tragende Säule im Schweizer Vermögensverwaltungs-Geschäft

«Die verbleibenden unabhängigen Vermögensverwalter werden demnach substanziell gestärkt aus der aktuellen Regulierung hervorgehen und bilden mit Bruttoerträgen von aggregiert bis zu 6 Milliarden Franken weiterhin eine bedeutende Säule im Schweizer Vermögensverwaltungs-Geschäft bilden», erklärt Advea-CEO Weber.


  • Lesen Sie in den nächsten Tagen: «Die Implikationen für die Depotbanken».

 

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