Walter Lisetto: «Glaubwürdigkeit ist ein immaterieller, aber entscheidender Wert»
Laut Walter Lisetto, dem CIO der BancaStato-Tochter Axion, ist der Vermögensverwaltungsmarkt geprägt durch intensiven Wettbewerb, Margendruck, sich wandelnde Regulierung und zunehmende Ansprüche an Nachhaltigkeit und Personalisierung. Die Wiedererstarkung des Finanzplatzes Tessin beruhe auf strukturellen Entwicklungen, mehr Spezialisierung, auf neuer Attraktivität für internationale Investoren.
Axion SWISS Bank versteht sich als Privatbank. Dennoch spielt das Asset Management eine wichtige Rolle. Wie arbeite diese beiden Bereiche zusammen und wie ergänzen sie sich?
Als Schweizer Privatbank innerhalb der BancaStato-Gruppe integriert Axion SWISS Bank Private Banking und Asset Management eng miteinander. Wir sind überzeugt, dass eine effektive Vermögensverwaltung auf einem ganzheitlichen und individuellen Ansatz basieren muss, der dem Kunden dient. Ein Alleinstellungsmerkmal unseres Angebots ist die Rolle von Axion als Fondsmanager für fünf Luxemburger Teilfonds (ASB Axion SICAV) und drei Schweizer Teilfonds (BancaStato Umbrella Fund), die alle intern von unserem Hauptsitz in Lugano aus verwaltet werden. Diese Struktur ist im Markt einzigartig und stellt einen Wettbewerbsvorteil dar: Die Nähe zwischen dem Fonds-Kompetenzzentrum der Gruppe und der Kundschaft ermöglicht hohe Reaktionsfähigkeit, eine bessere Abstimmung auf individuelle Bedürfnisse sowie höhere Transparenz bei der Umsetzung von Strategien. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Bereichen basiert auf Synergien zwischen den Kundenverantwortlichen und den Asset Managern, die die Anlagelösungen konzipieren und umsetzen. So entsteht ein integriertes, konsistentes Ökosystem. Dieses Modell ermöglicht eine massgeschneiderte, dynamische und qualitativ hochwertige Vermögensverwaltung, die höchsten Governance-Standards entspricht.
Welche Erwartungen haben Sie an AMAS und welchen Beitrag kann Axion SWISS Bank zur Arbeit des Verbands leisten?
Axion SWISS Bank sieht in der AMAS einen strategischen Partner zur Stärkung und Förderung der Schweizer Asset-Management-Industrie – sowohl national als auch international. Unsere Erwartungen lassen sich auf drei Hauptbereiche zusammenfassen: Zunächst die Institutionelle Vertretung: Wir wünschen uns, dass AMAS weiterhin eine aktive Rolle im Dialog mit den Aufsichtsbehörden spielt und so zu einem stabilen, wettbewerbsfähigen und qualitätsorientierten Regulierungsumfeld beiträgt. Zweitens die Fachstandards und Best Practices: Wir erwarten vom Verband die Entwicklung von Leitlinien, die operative Exzellenz, Transparenz und Nachhaltigkeit fördern – Schlüsselprinzipien, die auch Teil unserer Unternehmensstrategie sind. Und zuletzt Networking und Weiterbildung: AMAS bietet eine wertvolle Plattform für den Austausch zwischen Marktteilnehmern. Besonders schätzen wir Fortbildungsangebote und themenspezifische Arbeitsgruppen, die zur Weiterentwicklung des Humankapitals im Sektor beitragen. Axion SWISS Bank ist bereit, sich aktiv einzubringen, unter anderem durch die Teilnahme an Fachgruppen und thematischen Initiativen, mit dem Blickwinkel einer Tessiner Privatbank mit spezialisierter Asset-Management-Kompetenz sowie durch das Teilen von Erfahrungen zu Governance, Innovationsprozessen und ESG-Integration und durch die Unterstützung der Positionierung des Finanzplatzes Tessin als Kompetenzzentrum für Asset Management, sowohl für private als auch institutionelle Kunden.
Wie setzt sich Ihre Kundenbasis im Asset Management hauptsächlich zusammen?
Unsere Kundenbasis für verwaltete Produkte ist breit diversifiziert und umfasst Privatkunden, also vermögende Einzelpersonen, Familien und Stiftungen, hauptsächlich aus der Schweiz und Europa, mit einem speziellen Desk für osteuropäische Märkte. Weiter Institutionelle Kunden, dazu zählen Pensionskassen, Versicherungen, Fonds und Stiftungen – sowohl national als auch international. Und wir betreuen weitere qualifizierte Investoren, darunter Treuhänder, Family Offices und unabhängige Finanzberater. Diesen Kunden bieten wir massgeschneiderte Lösungen – von klassischer Vermögensberatung über diskretionäre Mandate bis hin zum Zugang zu unseren UCITS-Fonds.
Der Asset-Management-Markt ist stark umkämpft: Was sind Ihrer Erfahrung nach die entscheidenden Erfolgsfaktoren – auch für zukünftiges Wachstum?
Der Markt ist geprägt durch intensiven Wettbewerb, Margendruck, sich wandelnde Regulierung und zunehmende Ansprüche an Nachhaltigkeit und Personalisierung. Für nachhaltigen Erfolg und Wachstum sind aus unserer Sicht folgende Faktoren entscheidend:Qualität und Transparenz im Investmentprozess der aktiven Verwaltung, die Nähe zum Kunden und massgeschneiderte Lösungen, Innovationsfähigkeit und Anpassung an Trends wie ESG sowie Digitalisierung und KI. Wichtig ist der Vertrauensaufbau: Glaubwürdigkeit ist ein immaterieller, aber entscheidender Wert. Die reine Performance hat heute eine weniger zentrale Rolle – Vertrauen und Mehrwert zählen mehr.
Nach schwierigen Jahren hat sich der Finanzplatz Tessin als dritte Kraft in der Schweiz neu etabliert. Wie war das möglich?
Die Wiedererstarkung des Finanzplatzes Tessin beruht auf strukturellen Entwicklungen, mehr Spezialisierung, auf neuer Attraktivität für internationale Investoren sowie einem starken Bekenntnis zu Qualität, Compliance und Innovation. Nach einer Phase des erzwungenen Konsolidierens – ausgelöst durch internationale Steuertransparenz-Regeln – hat sich der Sektor erfolgreich neu ausgerichtet. Der Fokus liegt heute auf wertschöpfenden Geschäftsmodellen wie beratungsorientiertem Private Banking und aktivem, spezialisiertem Asset Management.
Die wachsenden Anforderungen an Personal und Technologie – Herausforderung oder Chance?
Für Axion SWISS Bank ist das eine strategische Chance. Natürlich bringen Regulierungsanforderungen, Prozessdigitalisierung und steigende Kundenerwartungen Investitionsbedarf mit sich – sowohl in Fachkompetenz als auch in IT-Infrastruktur. Deshalb haben wir gemeinsam mit unserer Muttergesellschaft BancaStato gezielte Initiativen gestartet, um unsere internen Kompetenzen und unsere technologische Plattform auszubauen – mit Fokus auf Cybersicherheit, Datenmanagement und Benutzerfreundlichkeit. Diese Entwicklungen sehen wir nicht als technische Notwendigkeit, sondern als Hebel für Wachstum und Differenzierung.
Wie positionieren Sie sich als aktiver Asset Manager in einer Welt, die von passiven Anlagen dominiert wird?
Passives Investieren hat das Marktumfeld verändert, die Kosten gedrückt und die Transparenz gestärkt. In diesem Kontext verfolgt Axion SWISS Bank einen aktiven, wertorientierten Ansatz mit drei Grundpfeilern: 1. Conviction Investing: Wir setzen auf tiefgehende Fundamentalanalysen, gezielte Titelselektion und fokussierte Portfolios, die nicht an Benchmarks kleben. Das ermöglicht es uns, in ineffizienten Märkten Mehrwert zu schaffen. 2. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Unsere aktive Verwaltung erlaubt es, auf makroökonomische, geopolitische und sektorale Veränderungen rasch zu reagieren und Risiken zu steuern, denen passive Produkte ausgeliefert sind. Die Nähe zwischen Management-Team und Kunden in Lugano stärkt zudem den kontinuierlichen, individuellen Dialog. 3. Verantwortung und Konsistenz: Auch wenn passive Ansätze in effizienten Märkten sinnvoll sind, bleibt eine gut ausgeführte aktive Verwaltung essenziell – für Anleger, die nicht nur Rendite, sondern auch Schutz, Transparenz und Übereinstimmung mit ihren Zielen suchen. Unser Ansatz steht im Einklang mit dem vorsichtigen, langfristigen Denken der BancaStato-Gruppe.
Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Asset Management Association Switzerland.
Walter Lisetto ist seit dem Jahr 2018 Chief Investment Officer der Axion Swiss Bank, der Tochtergesellschaft der BancaStato. Davor war Lisetto annähernd 18 Jahre lang bei der CA Indosuez (Crédit Agricole Suisse) tätig, ebenfalls in der Position als Chief Investment Officer. Lisetto arbeitete mehrere Jahre auch in Italien bei der Crédit Agricole Italia sowie bei der Banca Internazionale Lombarda in Mailand.