Für die Finanzmärkte spielt die Zinspolitik der US-Notenbank eine Schlüsselrolle, sagt Obligationen-Experte Sigi Böttinger von Pilatus Partners. Ein anderer Indikator zeigt Überhitzungserscheinungen.


Herr Böttinger, weltweit fallen die Börsenkurse. Gleichzeitig haben die Inflationsbefürchtungen und die weiteren, angekündigten Zinserhöhungen in den USA die Renditen für amerikanische Staatsanleihen bereits markant nach oben steigen lassen. Was lässt sich daraus ableiten?

Nicht nur die Renditen für US-Staatsanleihen, sondern auch jene in Deutschland, wie auch in der Schweiz haben sich – endlich mal –  nach oben bewegt. Wir befinden uns mit Sätzen von 2,73 Prozent, 0,70 Prozent respektive 0,12 Prozent für 10-jährige Staatspapiere in den entsprechenden Ländern aber historisch gesehen immer noch auf extrem niedrigen Niveaus. Ich stufe die jüngsten Verwerfungen an den Kapitalmärkten nicht als eine allgemeine Trendwende, sondern als eine Korrektur der Übertreibungen der Renditeniveaus nach unten ein.

«Die Zinskurve hat zwar noch nicht gedreht, aber die Dynamik der Verflachung lässt aufhorchen»

Wenn wir einen Blick auf die gehandelten Teuerungserwartungen werfen, dann kann von Inflationsbefürchtungen kaum die Rede sein. Die Notenbanken verfolgen die Bewegungen an diesen Märkten mit Argusaugen, und so wird aktuell für die USA über die nächsten zehn Jahre eine durchschnittliche Inflation von jährlich 2,10 Prozent erwartet. In Deutschland belaufen sich die entsprechenden Werte auf 1,30 Prozent per annum.

Erstaunlich viele Finanzanalysten haben für dieses Jahr anhaltend steigende Aktienkurse prognostiziert. Seit dieser Woche kann man daran zweifeln. Was für ein Bild zeichnen Sie von den Bondmärkten 2018?

In der Tat deuten die zyklischen Indikatoren auf ein stabiles, synchronisches weltwirtschaftliches Wachstum hin, wie es zuletzt in den Jahren von 1991 bis 2001 zu beobachten war.
Es gibt aber Signale von den Bondmärkten, welche zur Vorsicht mahnen.

«Die Dynamik der Verflachung lässt aufhorchen»

Hier ist insbesondere die Gestalt der Zinskurve von extrem wichtiger Bedeutung, die als bestmöglicher Indikator eines nahenden wirtschaftlichen Abschwungs herangezogen werden kann.

Was lässt sich daraus ableiten?

In der Historie folgte einer Inversionsphase der Zinsstrukturkurve nach einem Zeitablauf von zwölf bis 18 Monaten immer eine Rezession. Die Zinskurve hat zwar noch nicht gedreht, aber die Dynamik der Verflachung lässt aufhorchen.

Ist das aktuelle Goldlöckchen-Szenario, also ein moderates Wachstum, mässige Inflation und niedrige Zinsen, ausreichend für eine Fortsetzung der Hausse an den Märkten?

Wir sind bereits im achten Jahr der Aufwärtsbewegungen an den Aktienmärkten, und es könnte sogar noch weiter gehen, wenn sich nicht unerwartet ökonomische Schocks einstellen.

«Da muss ich mich klar der Marktmeinung anschliessen»

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) bezüglich ihrer weiteren Zinspolitik.