Selbst Warren Buffett, einer der grössten und erfolgreichsten Investoren auf dieser Welt, ist im Moment ratlos, wie er am «Woodstock der Kapitalisten» einräumte, das erstmals nur online stattfand.

Die Generalversammlung der amerikanischen Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ist eines der ganz grossen Ereignisse im amerikanischen Wirtschaftsgeschehen. Dabei strömen jeweils Tausende von Aktionärinnen und Aktionären nach Omaha im Bundesstaat Nebraska, wo das Happening, das die Medien gerne auch als «Woodstock der Kapitalisten» bezeichnen, jeweils stattfindet.

Heuer fand es – wie viele andere Veranstaltungen dieser Art – aufgrund der Corona-Pandemie unter noch nie dagewesenen Rahmenbedingungen statt, nämlich online. Und dabei sahen die Zuschauer einen etwas bedrückten Warren Buffett, der dieses Jahr 90 Jahre alt wird, und zunächst einmal darüber lamentierte, dass sein langjähriger Compagnon, Charlie Munger, er wiederum schon 96 Jahr alt, aus gesundheitlichen Überlegungen respektive Risikoabwägungen dem Anlass vollständig fernblieb – also nicht an seiner Seite war wie in all den Jahren zuvor.

Also präsentierte Buffett im Alleingang während Stunden den Geschäftsverlauf seiner Beteiligungsgesellschaft und vermochte für einmal nicht wirklich neue Impulse zu geben. Dass die «amerikanische Magie immer gesiegt» habe, und dass man «niemals gegen Amerika wetten sollte» wirkten bestenfalls wie banale Ratschläge, die im aktuellen Umfeld vor allem an die leeren Worthülsen erinnern, die US-Präsident Donald Trump Tag für Tag von sich gibt.

Telefon blieb still

Im Gegensatz zur Finanzkrise von 2008, als sich Buffett als Retter diverser Grossunternehmen, darunter auch die Swiss Re, profilieren konnte, blieb in dieser Krise das Telefon im Hause Berkshire Hathaway offenbar erstaunlich still, wie der Grossinvestor und Milliardär schon im Vorfeld der GV eingeräumt hatte.

Offenbar gibt es mittlerweile noch andere Anlaufstellen, die den krisengeschüttelten Unternehmen unter die Arme greifen können, namentlich Private-Equity-Firmen, die derzeit über enorme Mittel verfügen und entsprechend auch bereit sind, mehr Geld auf den Tisch zu legen.

Neue Welle an Kurseinbrüchen befürchtet

Seinem Image wenig zuträglich war in den vergangenen zwei Monaten auch, dass sich Buffett von allen seinen Airline-Investments (unter anderem Delta und Southwest) trennte und dabei Verluste von bis zu zwei Milliarden Dollar in Kauf nahm. Einige Engagements hält Buffett auch in Zulieferer der Airline-Industrie, was derzeit auch nicht von Vorteil ist.

Umgekehrt blieb der grosse Finanzjongleur aufsehenerregende Transaktionen in diesen Wochen der Öffentlichkeit schuldig. Was letztlich aber nachvollziehbar ist, räumte Buffett doch selber ein, dass er in diesem Jahr mit einer neuen Welle an Kurseinbrüchen rechne.

Hoher Buchverlust im bisherigen Jahresverlauf

Vor dem Hintergrund, dass die Berkshire-Hathaway-Aktie, die derzeit knapp 275'000 Dollar kostet, seit Jahresbeginn bereits knapp 20 Prozent an Wert eingebüsst hat, sind dies wahrlich keine erfreulichen Nachrichten.