Dem Schulterschluss von EFG International mit der BSI Bank drohen zahlreiche Fallstricke. Doch was sagt der grosse Dirigent dieser Fusion, EFG-Chef Joachim Strähle? Sieben Fragen und sieben Antworten.

1. Wie gross ist die Bedrohung im Malaysia-Skandal?

In der Affäre um den malaysischen Staatsfonds 1MDB spielt ein BSI-Banker in Singapur eine zentrale Rolle, wie auch finews.ch berichtete. Es droht eine happige Busse – die Rede ist von bis zu einer Milliarde Dollar –, die letztlich auf die EFG zurückfallen würde. Gegen eine allfällige Busse «haben wir uns bestmöglich abgesichert», sagte Strähle an der Bilanzmedienkonferenz am Montag.

Dabei soll es sich um einen «substanziellen» Betrag handeln, der auf einem von einer Drittperson kontrollierten Konto reserviert sei. Dieser würde dann im Fall einer Busse vom Kaufpreis der BSI in Abzug gebracht. Doch ob dieser «substanzielle» Betrag aussreicht, ist offen. Auf jeden Fall könnte es für die EFG sehr teuer werden, wenn die US-Justiz auf den Fall aufspringt.

2. Droht ein Culture Clash?

Die EFG-Berater geniessen mehr Freiheiten als in der Finanzbranche üblich. Sie agieren quasi als Unternehmer innerhalb der Bank. Doch von einem «Clash der Kulturen» zu reden, sei übertrieben, so Strähle. Auf beiden Seiten sei die Mentalität des «Unternehmertums» verankert. Vielmehr gehe es darum, «das beste aus beiden Welten» zu nehmen. Zum Inhalt dieser Komposition wollte sich Strähle zum aktuellen Zeitpunkt nicht äussern.

Klar ist: Sowohl die BSI- als auch die EFG-Banker müssen Kompromisse eingehen. «Wir müssen fair zu allen sein», so der EFG-CEO. Es wird auch zu Abstrichen bei den Kompensationen kommen. Und je nach dem, wie schwer diese ausfallen, dürfte dies den EFG-Bankern sauer aufstossen. Denn ihre Löhne sind im Vergleich zu jenen der BSI-Banker deutlich höher.

3. Welche Rolle übernimmt BSI-CEO Stefano Coduri?

Die neue Management-Struktur wird nach dem Abschluss der Transaktion – voraussichtlich im vierten Quartal 2016 – bekanntgegeben, so Strähle. Er betonte dabei mehrmals, dass es sich hierbei um eine Fusion und nicht um eine Übernahme handle. Fest steht bereits jetzt: Strähle wird CEO und Giorgio Pradelli stellvertretender CEO und Finanzchef des neuen Bankengespanns.

Coduri, der selber an der Pressekonferenz anwesend war, sagte zwar er sei«glücklich, hier zu stehen». Doch dürfte Coduri letztlich als überzähliger Dritter über kurz oder lang ausscheiden. Denn Co-CEO-Strukturen haben sich selten bewährt, wie die Deutsche Bank oder die Credit Suisse zeigten.

4. Wie viele Jobs stehen auf dem Prüfstand?

Es sei noch zu früh, um über Stellenabbau-Pläne zu sprechen, erklärte Strähle. Die EFG hat Ende letzten Jahres bereits eine Reduktion von 200 Jobs bekanntgegeben.

Dennoch muss auf beiden Seiten abgespeckt werden. Denn die Cost-Income-Ratio liegt bei der BSI bei 80 Prozent und bei EFG gar bei 86 Prozent. EFG-Finanzchef Pradelli bezeichnete diese Werte als «enttäuschend». Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die EFG und mit Abstrichen wohl auch die BSI mit neuen Kostensparmassnahmen aufwarten.

5. Wie wird das neue Bankgengespann heissen?

EFG/BSI. Im Tessin wird der Name BSI bestehen bleiben, da dort die Marke sehr bekannt ist. «In etwa zwei Jahren werden wir über ein Rebranding nachdenken», so Strähle. Der Hauptsitz wird in Zürich sein, und die Kotierung an der Schweizer Börse SIX wird bestehen bleiben, wie Strähle versicherte. 

6. Ist EFG/BSI nun genügend gross?

«Ich hoffe es», so Strähle. Bevor aber überhaupt weitere Akquisitonen ins Auge gefasst werden, gehe es nun darum, die BSI-Akquisition gut über die Runde zu bringen.

Mit dem Zusammenschluss steigt das Gespann EFG/BSI auf dem Schweizer Markt zur Nummer fünf auf. In Asien, wo die Banken gemeinsam rund 27 Milliarden verwalten sind sie allerdings weiterhin eine kleine Nummer – ebenso in Lateinamerika mit 20 Milliarden Franken an betreuten Geldern.

Die neue Grösse dürfte indessen kaum ausreichen, um nachhaltig profitabel zu arbeiten. Dies, weil EFG und BSI im Verbund nicht wirklich ein Alleinstellungsmerkmal besitzen.

7. Wo will die EFG/BSI wachsen?

Hauptgrund für die Übernahme war die starke Stellung der BSI in der Schweiz. In der Südschweiz war EFG bislang nicht präsent. Überdies sei die BSI in interessanten Märkten wie Italien mit drei Standorten vertreten, wo die EFG keine Niederlassungen habe, so Strähle.

Mit dem Fokus auf den Schweizer Markt grast EFG/BSI auf einer Weide, wo sich bereits viele Player umtun. Wachstum ist somit nur über eine aggressive Abwerbungspolitik von Kundenberatern möglich oder über (noch) tiefere Margen im Private Banking.

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