Mehrere Kanzleien haben in New York eine Sammelklage im Namen von US-Aktionären der Credit Suisse eingereicht. Darin figuriert nicht nur die Bank selber als Beklagte, sondern auch CEO Tidjane Thiam.

Auslöser ist offenbar ein Abschreiber von rund einer Milliarde Dollar in den Jahren 2015 und 2016, wie die «Sonntagszeitung» an diesem Wochenende berichtet. Grund waren illiquide Finanzprodukte, die massiv an Wert verloren hätten.

Laut Klägern haben die Verantwortlichen der Credit Suisse (CS) die Öffentlichkeit falsch und irreführend über diese risikoreichen Anlagen informiert. Von einer «rücksichtslosen Missachtung der Wahrheit» ist in der Sammelklage die Rede. Fakten seien den Investoren «verheimlicht» worden.

Auf Anfrage von finews.ch nahm die CS wie folgt Stellung: «Diese Ansprüche sind nicht fundiert und ohne jede Grundlage. In den letzten drei Jahren hat die Credit Suisse die erhobenen Vorwürfe geprüft und ist Auskunftsbegehren von Aufsichtsbehörden nachgekommen. Inzwischen wurden alle regulatorischen Überprüfungen dazu ohne Folgen für Credit Suisse eingestellt.»

Umsatz um jeden Preis

Gemäss «Sonntagszeitung» zweifeln die Anwälte der Kläger, zu denen die Pensionskasse der Feuerwehr und Polizei der US-Stadt Birmingham gehört, an der Unwissenheit der CS-Spitze. Sie behaupten, die Topmanager der Bank hätten die Fakten kennen müssen und sich die entsprechenden Informationen einfach beschaffen können.

Die Sammelklage zitiert offenbar auch aus einem Interview der Nachrichtenagentur «Bloomberg» mit Konzernchef Tidjane Thiam, um zu belegen, dass die vom Streben nach mehr Umsatz getriebene Kultur der Bank zu den Verlusten führte. «Ein Grossteil des Problems in der Investmentbank rührt daher, dass Leute versucht haben, um jeden Preis Umsatz zu generieren», sagte Thiam demnach.

Aufruf an hiesige CS-Aktionäre

Nach Einschätzungen von Alexander Amann von der Liechtensteiner Anwaltskanzlei Schwärzler steht sie auf einer soliden Grundlage. Europäische Anleger können sich ihr aber angeblich nicht anschliessen. Nur die Käufer von an der New Yorker Börse gehandelten CS-Papieren sollen sich beteiligen können.

Amann will für hiesige Anleger aktiv werden, wie die «Sonntagszeitung» weiter schreibt. «Wir werden demnächst einen Aufruf an Credit-Suisse-Anleger starten. Wegen der zu späten Offenlegung der Verlustpositionen stehen auch Schadenersatzansprüche von Schweizer und europäischen Anlegern im Raum», sagte er.

US-Aktienrecht verletzt?

Die Credit Suisse wird am kommenden Mittwoch ihre Zahlen für 2017 präsentieren. Aufgrund der jüngsten Börsenturbulenzen geriet die Bank wegen eines Zertifikates, das innert kürzester Zeit massiv an Wert einbüsste, diese Woche bereits in die Schlagzeilen. In den USA haben offenbar mehrere Anwaltskanzleien Aufrufe an Investoren gestartet, die Geld verloren haben. Sie untersuchen, ob die Bank US-Aktienrecht verletzt hat.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel