Die Zürcher Vontobel hat ihr Private Banking fertig umgebaut. Jetzt muss CEO Zeno Staub das Wachstum ankurbeln – und zählt dabei auf eine überraschende Quelle.

Es ist ein Meilenstein, der wohl den meisten Beobachtern entgangen sein dürfte: Letzten Dezember verkaufte die Vontobel Gruppe ihr liechtensteinisches Privatkundengeschäft an den in Vaduz Vermögensverwalter Kaiser Partner. Mit 15 betroffenen Mitarbeitenden und 1,4 Milliarden Franken Kundenvermögen schien dies eine eher unscheinbare Transaktion gewesen zu sein.

Indes, die Deal im «Ländle» markierte den Abschluss der jahrelangen Neuausrichtung der Private-Banking-Aktivitäten, wie CEO Zeno Staub nun am Dienstag vor den Medien ausführte.

Am Rand des Bands

Die Bündelung der Märkte ging mit einer Fokussierung an der Kundenfront einher. Forciert hat Vontobel die diskretionären Mandate sowie die Beratung, was der Profitabilität zugute kommen soll.

Mit Blick auf das abgelaufende Geschäftsjahr 2017 hat sich der Effort für die Sparte Combined Wealth Management, die auch das Business mit externen Vermögensverwaltern umfasst, leidlich bezahlt gemacht. Der Vorsteuergewinn nahm gegenüber dem Vorjahr um mehr als ein Drittel auf 83,5 Millionen Franken zu.

Nur bei der dritten Stossrichtung des Umbaus hapert es noch: Beim Wachstum nämlich. 2017 verharrte das Neugeld im Combined Wealth Management mit 2,2 Milliarden Franken auf Vorjahresniveau. Die Wachstumsrate gemessen an den verwalteten Vermögen ging gar leicht zurück. «Damit sind wir am unteren Rand des Zielbands», musste nun auch Staub einräumen.

«Sehr zufrieden» mit dem Team

Ein Wachstumsproblem in der Vermögensverwaltung will der Vontobel-CEO aber partout nicht erkennen. Ihm zufolge hat Vontobel dort gewaltige Fortschritte gemacht. Entsprechend ist Staub auch «sehr zufrieden» mit der Leistung des Teams unter Georg Schubiger, dem Leiter Wealth Management, wie er am Dienstag betonte.

Dem Vontobel-Chef zufolge bildet die 54 Milliarden Franken schwere Vermögensverwaltung weiterhin einen starken Pfeiler im Geschäftsmodell von Vontobel. Auch wenn das Asset Management mit mittlerweile über 110 Milliarden Franken an verwalteten Kundengeldern die Sparte bei Weitem überragt; auch was die Ertragsstärke belangt.

Und somit bleibt die Frage nach dem Wachstum. Eine Frage übrigens, der sich Staub Zeit seines CEO-Amts bei Vontobel immer wieder stellen muss. Während nämlich Konkurrenten wie Julius Bär, UBP und J. Safra Sarasin links und rechts Privatbanken zusammengekauft haben, hielt sich Vontobel in diesem Feld stets zurück – abgesehen etwa von der Übernahme der kleinen Finter Bank im Jahr 2015 und des Osteuropa-Teams der St.Galler Notenstein La Roche im letzten Juli.

Eine halbe Milliarde Franken in der Kriegskasse

Auch 2018 lässt sich Staub nicht aus dem Konzept bringen. Wie er ausführte, hat die Gruppe zwar rund 500 Millionen Franken für Akqusitionen auf der hohen Kante. Doch eben: Der Fokus liege auf organischem Wachstum.

Lieber vertraut der Vontobel-CEO auf das, was er «stille Konsolidierung» nennt. Der Banker meint damit die schiere Anziehungskraft seines Unternehmens, welche unzufriedene Berater und Kunden von der Konkurrenz zum Zürcher Traditionshaus locken soll. «Wir wollen aufgrund der Qualität unserer Plattform wachsen», erklärte Staub die Stossrichtung.

Zeiten ohne Neugeld

Das zeugt von einigem Selbstbewusstsein, gerade mit Blick auf den Schweizer Markt, der für Vontobel weiterhin die grösste Bedeutung hat. Hier stagniert das Neugeld aber seit Jahren. Höchstens noch werden Kundengelder von Bank zu Bank verschoben – meistens dann, wenn Institute verkauft werden oder ganze Berater-Teams die Seiten wechseln.

In diesem Umfeld auf die stille Konsolidierung zu vertrauen, mag sich wohltuend von der Marktschreierei der Mitbewerber abheben. Doch es birgt auch die Gefahr, schlicht überhört zu werden.

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