Banken versprechen sich viel von der Blockchain-Technologie – vor allem Kosteneinsparungen. Der Kundenberater wird dadurch zwar nicht obsolet, muss sein Jobprofil allerdings anreichern.

Die Blockchain-Technologie elektrisiert die Finanzbranche. Von ihr erhoffen sich namentlich die Banken enorme Effizienzgewinne. Zuweilen wird sie unter Bankern aber auch als Bedrohung empfunden, denn sie fürchten, Opfer der aufkommenden Technologie zu werden.

Auch vor diesem Hintergrund fand am Montagabend ein weiterer Finance Cirle statt, organisiert durch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Das Thema: «Blockchain: Technologie als Game Changer im Banking?» Die bis auf den letzten Platz ausgebuchte Veranstaltung zeigte, dass das Thema in der Branche unter den Nägeln brennt.

Finanzintermediäre auf dem Prüfstand

Die Blockchain ermöglicht die sichere, nachvollziehbare und transparente Speicherung von Informationen in einem Peer-to-Peer Netzwerk ohne eine zentrale Datenbank. Finanzintermediäre sind in einem solchen System überflüssig und machen Transaktionen somit kostengünstiger.

Verschiedentlich tüfteln hiesige Banken denn auch an Blockchain-basierten Produkten. Die Credit Suisse (CS) beispielsweise handelte jüngst gemeinsam mit der niederländischen Bank ING erstmals Wertschriften über die Blockchain, wie auch finews.ch kürzlich berichtete. Und die UBS entwickelte sogenannte Smart Bonds, dessen Zinszahlungen vollständig automatisiert ablaufen. Mit dieser Art Anleihe sind auch täglich, stündlich oder gar kontinuierlich abgerechnete Zinsen denkbar.

Berater müssen IT-Kenntnisse erwerben

Automatisierungen dieser Art bedrohen Arbeitsplätze im Middle- und Backoffice, meint Daniel Haudenschild, CEO von Swisscom Blockchain, in seinem Referat. Anders gestaltet es sich bei beratenden Funktionen. «Beratung braucht es auch weiterhin», erklärte Martin Rindlisbacher, Senior Business Architect bei der UBS. Physische Berater seien dafür da, die Kunden bei ihren Anleiheninvestitionen hinsichtlich der für ihre Finanzbedürfnisse geeigneten Laufzeit oder der Zinshöhe zu beraten, so der UBS-Vertreter.

Die Hände in den Schoss legen, wäre aber die falsche Strategie. Zwar sei es nicht nötig, das Banker künftig Programmieren lernen, meint Lukas Lichtensteiger, Dozent am Institut für Angewandte Mathematik und Physik der ZHAW School of Engineering. Ohne IT-Kenntnisse gehe es aber nicht. Davon ist auch Haudenschild überzeugt. 

Berater müssen zumindest verstehen, wie die Blockchain funktioniert, was sie zu leisten vermag und wo die zentralen Herausforderungen liegen.

Langsam und wenig nachhaltig

Ein Problem, das die Technologie noch verbessern muss, ist beispielsweise die Geschwindigkeit. Zum einen benötigen die Rechenoperationen zur Prüfung einer Transaktion immer mehr Rechenkapazität, je länger die Blockchain wird. Damit wird die Transaktionsgeschwindigkeit immer langsamer und der Energieverbrauch immer höher.

Mit weniger als zehn Transaktionen pro Sekunde arbeitet derzeit die Bitcoin-Blockchain. Zum Vergleich: Der Kreditkartenanbieter Visa arbeitet 1'700 Transaktionen pro Sekunde ab. Haudenschild zufolge sei dies aber ein lösbares Problem.

Transparenz als Problem

Ein interessanter Punkt ist die Transparenz in der Blockchain. Die Transaktionen werden in aller Öffentlichkeit vollzogen und Kopien davon auf Tausenden von Rechnern abgespeichert. Doch gerade im Banking, wo Datenschutz und Diskretion höchste Priorität geniessen, könnte dies ein Problem darstellen.

Die Blockchain ist derzeit in aller Munde. Nach wie vor sind aber noch viele Probleme zu lösen. Nicht zuletzt deswegen wurde wohl der Titel der Veranstaltung ««Blockchain: Technologie als Game Changer im Banking?» mit einem Fragezeichen versehen.