Der Rücktritt von Raiffeisen-CEO Patrik Gisel trägt alle Züge eines vollkommen missratenen Krisenmanagements. Die Zeche zahlen die Genossenschafter. Denn das Modell Raiffeisen hat sich überholt. Ein Kommentar.

«Patrik Gisel hat sich entschieden, seine Funktion als Vorsitzender der Geschäftsleitung abzugeben. Im Rahmen eines geordneten Nachfolgeprozesses wird Patrik Gisel seine Funktion noch bis Ende 2018 ausüben und dann aus der Bank ausscheiden. Der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz hat die Suche nach einer Nachfolge umgehend eingeleitet.»

Diese Sätze hätten bereits vergangenen März in einem Raiffeisen-Communiqué stehen müssen, als Verwaltungsratspräsident Johannes-Rüegg Stürm das Handtuch warf und mit Interimspräsident Pascal Gantenbein versucht wurde, eine Art Neuanfang zu kommunizieren.

Es werden verlorene Jahre sein

Obwohl es Insidern wie Aussenstehenden klar war, dass Raiffeisen mit Gisel an der Spitze nie einen Strich unter den Skandal um Ex-CEO Pierin Vincenz würden ziehen können, meinten der Verwaltungsrat und Gantenbein, genau dies tun zu können.

Soviel ist klar: Der nun doch erfolgte Rücktritt Gisels wird als Beispiel eines völlig missratenen Krisenmanagements in die Schweizer Bankengeschichte eingehen. Die Folgen davon wird Raiffeisen Schweiz noch lange begleiten – es werden verlorene Jahre sein.

Nur Eigeninteressen verfolgt

Denn erstens trägt Gisels Rücktritt unmittelbar sehr wenig zur Wiederherstellung der Reputation von Raiffeisen bei. Vielmehr zeigt er, dass in der grössten Krise der Genossenschaftsbank an der Spitze nur Eigeninteressen verfolgt wurden.

Gisel bewies mit seinem Klammern an den ohnehin verlorenen CEO-Posten, dass er weder über Sensibilität gegenüber den vor den Kopf gestossenen Genossenschaftern verfügt noch ein Gespür für die Stimmung im Land und bei den Raiffeisen-Kunden hat.

Pascal Gantenbein taktierte und verlor

Bei Gantenbein wiederum war schnell ersichtlich, dass es ihm in erster Linie wohl darum ging, sich für das definitive Verwaltungsratspräsidium zu empfehlen und er sich darum zunächst darauf verlegte, Gisel zu schützen. Jeder für sich also, anstatt des Genossenschafts-Credos «Alle für einen, einer für alle». Der Reputationsschaden geht somit in die Verlängerung – das hätte im vergangenen März verhindert werden können.

Zweitens ist klar, dass Gantenbein im November nicht zum Raiffeisen-Präsident gewählt wird. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass innere Kräfte in der Bank bereits einen designierten Präsidenten in Position bringen und dieser die Bedingung gestellt hat, Gisel rauszuwerfen.

Die neue Crew wird viel Zeit brauchen

Raiffeisen Schweiz wird also einen neuen CEO erhalten, der auch seine Geschäftsleitung zumindest in Teilen neu bestellen wird.

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